Trotz der weltweiten Kritik von Regulierern und Politikern am Libra-Projekt hat Facebook zusammen mit 21 Mitgliedern jüngst die Gründungsurkunde für das digitale Währungsprojekt unterzeichnet. Auch mit deutlich weniger Mitstreitern schreitet das Projekt voran.
Den Namen Libra trug in der Vergangenheit eine römische Münze. Die Wortwurzel „Lib“ erweckt im deutschen („liberal“) wie auch im englischen („liberty“) den Eindruck, dass das neue Geld Freiheit repräsentieren soll. Dabei ist die Funktion von Libra auf den ersten Blick nicht besonders innovativ: Libra soll es seinen Nutzern ermöglichen, Käufe zu bezahlen, Geld zu versenden oder zu sparen: Genau das, was die Kundinnen und Kunden der Genossenschaftsbanken schon jetzt mit der VR-Banking-App digital machen können, sofern sie ein Bankkonto besitzen. Genau hier könnte Libra das Angebot an Bezahlmöglichkeiten ergänzen. Denn in Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es eine hohe Zahl an Erwachsenen, die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. Möglicherweise verspricht sich Facebook gerade hier einen leichten Marktzugang und besonders hohe Wachstumsquoten.
Ob der Libra auch in entwickelten Volkswirtschaften auf Akzeptanz stoßen wird, hängt aber von der Frage ab, wie stabil der Libra sein wird. Das ist mehr als fraglich, denn wer einen Euro in Libra tauscht, erhält eine Mischung aus mehreren Währungen, die in ihrem Wert schwanken. Auch die im Konzeptionspapier in Aussicht gestellte 100 prozentige Unterlegung des Libra mit Vermögenswerten der sogenannten Libra-Reserve birgt große Unsicherheiten.
Eine zentrale Problematik des Libra sieht der BVR jedoch beim Verbraucherschutz. Es gibt begründeten Zweifel an der Zusicherung von Facebook, sich an den im Finanzmarkt angemessenen hohen Verbraucherschutzstandards zu halten. In der Vergangenheit hatte Facebook dritten Parteien den Zugriff auf 80 Millionen persönliche Nutzerdaten ermöglicht (Stichwort "Cambridge Analytica"). Es deutet sich an, dass die Trennung der Daten mit Facebook nicht automatisch gegeben sein wird, sondern eine bewusste Entscheidung des Nutzers erfordern wird, die jedoch in sozialen Netzwerken meist leichtfertig erteilt wird.
Eine Nutzung des Libra sollte generell in Europa nur zugelassen werden, wenn die europäischen Datenschutzstandards voll eingehalten werden. Vor dem Start müssen weitere wichtige Fragen, auch die möglicherweise schwer kalkulierbaren Auswirkungen auf die Geld- und Finanzstabilität geklärt werden. Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling hat das Ziel formuliert, der Libra müsse „so sicher sein wie ein Pfandbrief“. An diesem Ziel sollte sich das weitere politische Vorgehen messen lassen.
BVR-Position:
Es ist noch schwer einzuschätzen, ob sich Libra in entwickelten Volkswirtschaften durchsetzen wird. Das vorliegende Konzeptpapier lässt viele Fragen offen, gerade auch was den Verbraucherschutz betrifft. Vertrauen in Finanzsysteme und Finanzstabilität dürfen jedoch nicht zu Gunsten von Innovation aufs Spiel gesetzt werden. Das Digitalgeld sollte daher schon vor der Einführung in allen relevanten Dimensionen reguliert werden. Generell sollte eine Nutzung von Digitalgeld in Europa nur zugelassen werden, wenn die europäischen Datenschutzstandards eingehalten werden.
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Trotz der weltweiten Kritik von Regulierern und Politikern am Libra-Projekt hat Facebook zusammen mit 21 Mitgliedern jüngst die Gründungsurkunde für das digitale Währungsprojekt unterzeichnet. Auch mit deutlich weniger Mitstreitern schreitet das Projekt voran.
Den Namen Libra trug in der Vergangenheit eine römische Münze. Die Wortwurzel „Lib“ erweckt im deutschen („liberal“) wie auch im englischen („liberty“) den Eindruck, dass das neue Geld Freiheit repräsentieren soll. Dabei ist die Funktion von Libra auf den ersten Blick nicht besonders innovativ: Libra soll es seinen Nutzern ermöglichen, Käufe zu bezahlen, Geld zu versenden oder zu sparen: Genau das, was die Kundinnen und Kunden der Genossenschaftsbanken schon jetzt mit der VR-Banking-App digital machen können, sofern sie ein Bankkonto besitzen. Genau hier könnte Libra das Angebot an Bezahlmöglichkeiten ergänzen. Denn in Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es eine hohe Zahl an Erwachsenen, die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. Möglicherweise verspricht sich Facebook gerade hier einen leichten Marktzugang und besonders hohe Wachstumsquoten.
Ob der Libra auch in entwickelten Volkswirtschaften auf Akzeptanz stoßen wird, hängt aber von der Frage ab, wie stabil der Libra sein wird. Das ist mehr als fraglich, denn wer einen Euro in Libra tauscht, erhält eine Mischung aus mehreren Währungen, die in ihrem Wert schwanken. Auch die im Konzeptionspapier in Aussicht gestellte 100 prozentige Unterlegung des Libra mit Vermögenswerten der sogenannten Libra-Reserve birgt große Unsicherheiten.
Eine zentrale Problematik des Libra sieht der BVR jedoch beim Verbraucherschutz. Es gibt begründeten Zweifel an der Zusicherung von Facebook, sich an den im Finanzmarkt angemessenen hohen Verbraucherschutzstandards zu halten. In der Vergangenheit hatte Facebook dritten Parteien den Zugriff auf 80 Millionen persönliche Nutzerdaten ermöglicht (Stichwort "Cambridge Analytica"). Es deutet sich an, dass die Trennung der Daten mit Facebook nicht automatisch gegeben sein wird, sondern eine bewusste Entscheidung des Nutzers erfordern wird, die jedoch in sozialen Netzwerken meist leichtfertig erteilt wird.
Eine Nutzung des Libra sollte generell in Europa nur zugelassen werden, wenn die europäischen Datenschutzstandards voll eingehalten werden. Vor dem Start müssen weitere wichtige Fragen, auch die möglicherweise schwer kalkulierbaren Auswirkungen auf die Geld- und Finanzstabilität geklärt werden. Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling hat das Ziel formuliert, der Libra müsse „so sicher sein wie ein Pfandbrief“. An diesem Ziel sollte sich das weitere politische Vorgehen messen lassen.
BVR-Position:
Es ist noch schwer einzuschätzen, ob sich Libra in entwickelten Volkswirtschaften durchsetzen wird. Das vorliegende Konzeptpapier lässt viele Fragen offen, gerade auch was den Verbraucherschutz betrifft. Vertrauen in Finanzsysteme und Finanzstabilität dürfen jedoch nicht zu Gunsten von Innovation aufs Spiel gesetzt werden. Das Digitalgeld sollte daher schon vor der Einführung in allen relevanten Dimensionen reguliert werden. Generell sollte eine Nutzung von Digitalgeld in Europa nur zugelassen werden, wenn die europäischen Datenschutzstandards eingehalten werden.
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