- Angesichts hoher Erzeugerpreise und einer anhaltend knappen globalen Versorgungslage wird die Marktverwertung im Getreidebau voraussichtlich über den Jahreswechsel 2022/23 hinaus gut bleiben. Hieran dürfte auch die sich abzeichnende weitere Erhöhung der Anbaufläche nichts ändern, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut erstellten Branchenbericht "Pflanzliche Produktion".
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es bundeweit rund 157.000 Betriebe, die auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 6,1 Millionen Hektar Getreide anbauen. Knapp die Hälfte dieser Fläche wird zum Anbau von Weizen verwendet. Die Erzeugnisse des Getreidebaus werden hauptsächlich zur Produktion von Lebens- und Futtermitteln verwendet. Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung der Branchenunternehmen sind zwei Faktoren: Einerseits die Erntemenge und die Erntequalität, die ihrerseits von der Witterung sowie dem möglichen Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall abhängig sind. Anderseits die Preisentwicklung auf den nationalen und internationalen Märkten.
Die im Getreidebau engagierten Betriebe konnten 2022 ihre Erntemenge gegenüber dem Vorjahr um knapp 3 Prozent auf fast 44 Millionen Tonnen steigern. Hierzu trug auch die vorgenommene Ausweitung der Anbaufläche um gut 1 Prozent bei. In Relation zum Durchschnittswert der vorangegangenen sechs Jahre lag die Erntemenge um etwa 11 Prozent und die Anbaufläche um rund 6 Prozent im Plus. Die Branchenkonjunktur wurde auf verschiedenen Wegen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine beeinflusst. Zum einen führten die Kriegsfolgen seit März 2022 zu weiteren deutlichen Preisanstiegen bei wichtigen pflanzenbaulichen Erzeugnissen wie Weizen und Raps. So lagen die Erzeugerpreise für Getreide zeitweise um über 100 Prozent über ihren Vorjahreswerten. Zum anderen kam es kriegsbedingt zu abermaligen Kostensprüngen bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln. Besonders deutlich zeigte sich dies bei den Düngemittelpreisen, die sich 2022 gegenüber dem Vorjahr in etwa verdoppelt haben dürften.
Anhaltspunkte zur Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Verfassung der Branche liefern die Ergebnisse des Testbetriebsnetzes des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die derzeit bis zum Wirtschaftsjahr 2020/21 vorliegen. Demnach wurde in diesem Wirtschaftsjahr in der erweiterten Branche Ackerbau im Mittel ein Gewinn von knapp 70.000 Euro je landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieb erzielt. Wie bereits erwähnt, wurde die Entwicklung im Wirtschaftsjahr 2021/22 durch die steigenden Getreidepreise gestützt. Verschlechtert wurde die Gewinnsituation jedoch durch die schlechte Ernte 2021 und die starken Kostensteigerungen, insbesondere bei Düngemitteln. In dem zum 1. Juli 2022 begonnenen Wirtschaftsjahr 2022/23 dürften die Getreidepreise wegen der anhaltend knappen Weltmarktversorgung auf erhöhten Niveau verharren. Daher dürfte die Marktverwertung der Branchenerzeugnisse gut bleiben.
Ein wichtiges Thema im Getreidebau ist aktuell das sogenannte „Carbon Farming“. Hierunter werden Bodenbewirtschaftungsmaßnahmen verstanden, die den Humusaufbau fördern und Kohlenstoff in den landwirtschaftlich genutzten Flächen binden. Die EU-Kommission plant hierzu Ende 2022 einen Legislativvorschlag zu veröffentlichen. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik soll ein Privatmarkt für spezielle CO2-Zertifikate („Humus-Zertifikate“) geschaffen werden. Diese sollen Landwirte erhalten, die den Kohlenstoffgehalt ihrer Böden erhöhen. Durch den Verkauf der Zertifikate können sich die Betriebe zusätzliche Einnahmequelle erschließen.
Das „VR Branchen special“ informiert kontinuierlich und aktuell über die zirka 150 wichtigsten Branchen der mittelständischen deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zur konjunkturellen Entwicklung und zur Ertragslage. Außerdem werden aktuelle Themen und Trends aus der jeweiligen Branche aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut erstellt und halbjährlich aktualisiert (www.ifo.de). Das Gesamtpaket wird von DG Nexolution vertrieben (www.dg-medienportal.de/info/branchen-special). Einzelne Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Journalisten können für ihre Berichterstattung ein Exemplar des Branchenberichtes anfordern. Bitte benutzen Sie dafür das Kontaktformular.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)