- Die Physiotherapeuten können im Jahr 2022 mit einem weiter steigenden Branchenumsatz rechnen. Ähnlich wie bereits 2021 dürfte ihre wirtschaftliche Lage durch mehr ärztliche Verordnungen und Preiserhöhungen befördert werden. Im Zuge dessen werden die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Physiotherapieleistungen voraussichtlich abermals ausweitet, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut erstellten Branchenbericht "Ärzte, Therapeuten und Zahntechniker".
Bundesweit sind in dem breiter gefassten Bereich der Physiotherapeuten, Masseure und medizinischen Bademeister etwa 177.000 Menschen tätig, die in rund 42.000 Praxen einen jährlichen Gesamtumsatz von schätzungsweise etwa 10 Milliarden Euro erwirtschaften. Die Kosten von Physiotherapiebehandlungen können durch die GKV übernommen werden, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt. Allerdings dürfen Physiotherapeuten mit Zusatzqualifikation als Heilpraktiker auch ohne eine solche Verordnung behandeln. In diesem Fall ist eine Vergütung durch die GKV aber nicht möglich.
Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen ist die Konjunkturabhängigkeit der Physiotherapeuten gering, ähnlich wie die der Ärzte und Zahnärzte. Die Konkurrenzintensität zwischen den Praxen der Therapeuten ist im gesamtwirtschaftlichen Vergleich als durchschnittlich anzusehen.
Nach zuvor eher moderaten Preisanpassungen konnten die Physiotherapeuten ab dem Jahr 2017 kräftige Preiserhöhungen vornehmen, gestützt durch veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen. Die Entwicklung des Branchenumsatzes fiel dabei erheblich günstiger aus als bei den Ärzten, Zahnärzten und Zahntechnikern. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Physiotherapeuten kam allerdings 2020 vorübergehend zum Stillstand. Wegen der coronabedingten Einschränkungen sanken die Behandlungszahlen deutlich. Darauf lassen zumindest die Behandlungszahlen von GKV-Versicherten schließen, die von rund 261 Millionen im Jahr 2019 auf etwa 252 Millionen 2020 sanken. Im Jahr 2021 legten die GKV-Ausgaben dann wieder merklich zu. Grund hierfür war einerseits die Erholung bei den Behandlungszahlen. Andererseits erhöhten sich die Behandlungspreise im Gefolge eines Schiedsverfahrens zwischen dem GKV-Spitzenverband und maßgeblichen Therapeutenverbänden. Die Ausgaben der privaten Krankenversicherungen für Physiotherapieleistungen dürften 2021 ebenfalls zugenommen haben.
Vor dem Hintergrund der gut besuchten Praxen und der Preiserhöhungen dürfte die Ertragslage im Branchendurchschnitt 2021 befriedigend ausgefallen sein. Angesichts des sich abzeichnenden weiteren Umsatzwachstums wird sich an der Einschätzung einer insgesamt befriedigenden betriebswirtschaftlichen Situation der Physiotherapeuten auch 2022 voraussichtlich nichts ändern.
Ein wichtiges Thema in der Branche ist das Elektronische Rezept (eRezept), das zunächst für Arzneimittel eingeführt werden soll. Ziel ist, den Prozess von der ärztlichen Verordnung bis zur Kassenabrechnung beziehungsweise bis zur Rechnungsstellung zu digitalisieren. Die Einführung des eRezepts hat sich zuletzt verzögert. Verpflichtender Einführungstermin war ursprünglich der 1. Januar 2022. Angesichts der noch immer lückenhaften Zertifizierung und Installation der eRezept-Updates sowie Verzögerungen in der Schulung der Leistungserbringer wurde die Einführung Anfang 2022 ohne neuen Termin verlängert.
Das "VR Branchen special" informiert kontinuierlich und aktuell über die zirka 150 wichtigsten Branchen der mittelständischen deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zur konjunkturellen Entwicklung und zur Ertragslage. Außerdem werden aktuelle Themen und Trends aus der jeweiligen Branche aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut erstellt und halbjährlich aktualisiert (www.ifo.de). Das Gesamtpaket wird von DG Nexolution vertrieben (www.dg-medienportal.de/info/branchen-special). Einzelne Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
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