In Deutschland gibt es rund 140.000 landwirtschaftliche Betriebe die mit knapp 610.000 Arbeitskräften insgesamt 11,7 Millionen Hektar Ackerland bewirtschaften. Gut die Hälfte der gesamten Ackerfläche wird regelmäßig vom Getreideanbau beansprucht. Die bedeutendste Ackerfrucht ist hierzulande der Weizen. Ein zentraler Einflussfaktor für die Branchenkonjunktur sind die Erntemengen, die wiederum erheblich durch die Witterung während der Ernteperiode beeinflusst werden. Zudem wird der wirtschaftliche Erfolg der Branchenunternehmen stark durch die Preisentwicklung auf den Märkten geprägt. Dabei bilden sich die Preise grundsätzlich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, wobei beim Angebot auch die weltweiten Bestände Einfluss ausüben.
Die Vegetationsperiode, die für die Ernte des Jahres 2018 verantwortlich war, wurde generell durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und sehr wenig Niederschläge während der Sommermonate beeinträchtigt. Der extreme Witterungsverlauf führte zu desaströsen Ernterückgängen, allerdings in regional differenzierten Ausmaß. Die gesamte Getreideernte sank gegenüber dem ohnehin nur schwachen Vorjahresergebnis um 17 Prozent auf 38,0 Millionen Tonnen. Sie fiel damit so gering aus wie seit 1994 nicht mehr. Auch bei der Weizenernte war angesichts der weit verbreiteten Dürre ein merklicher Rückgang zu verzeichnen. Die Weizenernte gab ebenfalls um 17 Prozent auf 20,3 Millionen Tonnen nach.
Vor dem Hintergrund der auch EU-weit sehr schwachen Ernte, sind die Weizenpreise deutlich gestiegen. Zu Beginn der Saison 2018/2019 lag der aus dem Durchschnitt der wichtigsten Börsen Deutschlands ermittelte Preis für Brotweizen bei knapp 200 Euro je Tonne. Anfang der vergangenen Saison befand sich dieser Preis dagegen bei etwa 150 Euro je Tonne. Der inländische Weizenpreis folgt damit dem Weizen-Weltmarktpreis, welcher einen Anstieg in ähnlicher Größenordnung vollzog. Von der Preisentwicklung konnten jedoch lediglich die Landwirte profitieren, die über eine ausreichende Ernte verfügten. Gemäß den jüngsten Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erzielten die auf den Getreideanbau spezialisierten Betriebe im Wirtschaftsjahr 2017/2018 noch einen durchschnittlichen Gewinn in Höhe von 51.000 Euro je Betrieb.
In den vergangenen Jahren ist das Thema Insektensterben immer stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt. Einer weltweit angelegten Studie zufolge soll die Anzahl der Hautflügler, zu denen auch Bienen gerechnet werden, in den nächsten Dekaden um rund 50 Prozent zurückgehen. Verantwortlich hierfür sei unter anderem die Fragmentierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Düngern. Im Zuge dieser Diskussion hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur stufenweisen Implementierung der Bienenleitlinien zur Risikobewertung von Pestiziden vorgelegt, der auch für den Getreideanbau relevant ist.
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