- Die Schwäche der europäischen Wirtschaft ist nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nicht auf einen Mangel an Liquidität zurückzuführen. Die im Frühsommer gestartete geldpolitische Offensive der Europäischen Zentralbank (EZB) werde daher der Wirtschaft keine durchgreifenden Impulse geben. BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin: „Die Geldpolitik darf nicht hyperaktiv werden.“ Mit ihrem Aktivismus erwecke die Geldpolitik Erwartungen, die sie nicht erfüllen könne. Das Vertrauen in die Geldpolitik sei ein hohes Gut, das nicht beschädigt werden dürfe. Außerdem seien mit den von der EZB geplanten Käufen verbriefter Forderungen (ABS) finanzielle Risiken für die europäische Notenbank verbunden.
Martin: „Die europäische Wirtschaft braucht eine Wachstumsstrategie und nicht immer neue geldpolitische Maßnahmen.“ Das Potentialwachstum, also die maximale Rate, mit der die Wirtschaft des Euroraums ohne inflationären Druck expandieren könne, liege lediglich bei rund 1 Prozent. Auch in Deutschland sei das Potentialwachstum mit 1,25 Prozent recht bescheiden. Um stärker wachsen zu können, müssten die geschwächten Volkswirtschaften modernisiert und Wachstumshemmnisse beseitigt werden. Die Produktivitätslücke zwischen Europa und den USA vergrößere sich, anstatt sich wie in vergangenen Jahrzehnten zu schließen.
Der BVR geht davon aus, dass sich die Konjunktur im Euroraum erholen wird, wenn auch in langsamem Tempo. In 2014 dürfte das Wirtschaftswachstum leicht unterhalb und in 2015 leicht oberhalb der Marke von 1 Prozent liegen. Der Preisauftrieb dürfte mittelfristig leicht zunehmen, aber das geldpolitische Ziel einer Rate von knapp unter 2 Prozent weiter deutlich unterschreiten. Ein Zeichen für die allmähliche Verbesserung der Konjunktur sei, dass das Geldmengenwachstum sich in den vergangenen Monaten auf niedrigem Niveau leicht erhöht habe.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)