Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), fordert die Institutionen der Europäische Union (EU) mit Blick auf den Brexit dazu auf, keine übereilten, zu weit gehenden Schritte zur Übertragung von Kompetenzen nach Brüssel zu unternehmen. Auch Vorschläge, den EU-Rechtsrahmen durch den Ausbau der Europäischen Kommission zu einer europäischen Regierung umzugestalten, lösten die grundlegenden Probleme nicht. Dies verstärke die Spannungen zwischen den Mitgliedsstaaten nur. Fröhlich: "Die europäische Politik muss die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und auf mehr Subsidiarität in Europa setzen. Mit dem Verzicht auf die von der EU-Kommission vorgeschlagene Vergemeinschaftung der Einlagensicherung EDIS könnte die europäische Politik ein deutliches Signal setzen und die Verantwortung der einzelnen Mitgliedsstaaten stärken." Mehr Gemeinsamkeit sei aber zum Beispiel bei der Außenpolitik, im Bereich der Bekämpfung des Terrorismus oder bei der Einwanderungspolitik durchaus angezeigt.
Konjunkturausblick durch Brexit kaum getrübt
Trotz der konjunkturellen Spuren, die der Brexit hinterlassen wird, ist der Aufschwung in Deutschland nach Meinung des BVR fest verankert. Der BVR hat seine Wachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2017 um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent heruntergestuft. Im abgelaufenen Geschäftsjahr profitierte die genossenschaftliche FinanzGruppe von ihrer stabilen wirtschaftlichen Verfassung.
Der konsolidierte Jahresüberschuss nach Steuern liegt bei 7,0 Milliarden Euro und ordnet sich zwischen dem herausragenden Vorjahreswert von 7,8 Milliarden Euro und dem ebenfalls bereits guten Ergebnis 2013 von 6,9 Milliarden Euro ein. Die konsolidierte Bilanzsumme der genossenschaftlichen FinanzGruppe stieg um 2,4 Prozent auf 1.163 Milliarden Euro. Auf der Aktivseite konnte das Kundenkreditgeschäft um 4,5 Prozent auf 701 Milliarden Euro gesteigert werden. Auch 2015 erzielten vorrangig die Ortsbanken dieses Wachstum, die mit einem Zuwachs von 4,7 Prozent – nahezu gleichverteilt auf Firmen- und Privatkunden – die Wachstumsrate aus dem Vorjahr weiter steigern konnten. Wachstumstreiber im Privatkundenbereich waren die langfristigen Baufinanzierungen. Auf der Passivseite legten die Kundeneinlagen 2015 um 3,6 Prozent auf 739 Milliarden Euro zu. Den stärksten Anstieg verzeichneten mit 11 Prozent die kurzfristigen Sichteinlagen bei den Ortsbanken, die über 80 Prozent der Kundeneinlagen halten. Analog zum Vorjahr betrugen die Ertragsteuern des Geschäftsjahres 2015 erneut 2,8 Milliarden Euro. Mit 2,7 Milliarden Euro entfielen jedoch 0,2 Milliarden Euro mehr auf laufende Ertragsteuern.