- Nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) liegt die Lohnentwicklung in Deutschland aktuell im Einklang mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. "Das Potenzial für ein höheres Lohnwachstum ist derzeit begrenzt, da sonst das Beschäftigungswachstum in Deutschland gedämpft wird oder sogar Beschäftigungsverluste drohen“, so Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des BVR.
Die Lohnentwicklung ist aktuell eines der meistdiskutierten wirtschaftspolitischen Themen. So plädiert zum Beispiel die Europäische Zentralbank mit Verweis auf die robuste Arbeitsmarktsituation in Deutschland für höhere Löhne, um die Inflation im Euroraum insgesamt anzukurbeln und den deutschen Leistungsbilanzüberschuss zu verringern. Wie der BVR in seinem aktuellen Konjunkturbericht zeigt, sind im ersten Halbjahr 2017 die Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmerstunde gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum saisonbereinigt um 2,3 Prozent gestiegen. "Unsere Schätzungen legen nahe, dass die gute Arbeitsmarktlage lediglich mit 0,2 Prozentpunkten oder rund einem Zehntel zu diesem Lohnwachstum beitrug“, so Martin. "Auf Dauer ist ein höheres Reallohnwachstum nur dann möglich, wenn die Arbeitsproduktivität stärker steigt“, so Martin weiter.
Das Produktivitätswachstum sei historisch gesehen eher niedrig. Zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität sind mehr Innovationen und höhere Investitionen erforderlich. Die künftige Bundesregierung sollte daher in ihrem Koalitionsvertrag mehr Innovationen und höhere Investitionen zu Kernthemen der Wirtschaftspolitik machen.
Grundlage für die Schätzungen des BVR ist ein sogenanntes Lohn-Phillips-Kurven-Modell. Gemäß dem gewählten Modellrahmen bewegen sich die Löhne langfristig im Gleichklang mit der Arbeitsproduktivität und den Preisen. Darüber hinaus hängt das Lohnwachstum in der kurzen bis mittleren Frist von der Arbeitsmarktlage ab.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)