"Der geldpolitische Abstieg findet in schwierigem Gelände statt. Die EZB sollte deutlich machen, dass Vorsicht wichtiger ist als Geschwindigkeit. Weitere Lockerungen sollten verschoben werden, wenn die Datenlage zu unsicher ist", so Bley. Die Inflation ist im Euroraum deutlich zurückgegangen und lag im März, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) bei 2,4 Prozent. Im Februar hatte sie noch bei 2,6 Prozent und im Januar bei 2,8 Prozent gelegen. Die Inflation könnte bei einem günstigen Verlauf schon im Sommerquartal die geldpolitische Zielmarke von 2 Prozent erreichen. Doch darf der aktuelle Inflationstrend nicht einfach fortgeschrieben werden. In den kommenden Quartalen fällt der entlastende Effekt vergangener Energiepreissenkungen weg. Stattdessen könnten von den Energiepreisen aufgrund des Nahostkonflikts künftig auch wieder neue Inflationsrisiken ausgehen.
Ebenfalls unsicher ist die weitere Entwicklung der Löhne, Gewinnmargen und der Produktivität. Aktuell erwartet die EZB, dass die Lohnsteigerungen weiter zurückgehen und die Unternehmen diese nur eingeschränkt in Form höherer Preise an die Kunden weitergehen. Gleichzeitig rechnet die Notenbank mit einer steigenden Arbeitsproduktivität im Rahmen der konjunkturellen Erholung des Euroraums, die sich ebenfalls inflationsdämpfend auswirken würde. Sollten sich die Wirtschaftszahlen anders als von der EZB erwartet entwickeln, sollte sie aus Sicht des BVR weitere Zinssenkungen so lange aussetzen, bis sich die Inflationsrisiken weiter entspannen.