- Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) bewertet den aktuellen Bund-Länder-Beschluss zur Pandemiebewältigung als gesundheitspolitisch grundsätzlich nachvollziehbar, für die vom Lockdown betroffenen Unternehmen sei die Verlängerung der Beschränkungen aber eine große Herausforderung. Der beschlossene Plan für eine schrittweise Öffnung gebe der Wirtschaft eine Perspektive, müsse aber möglichst zügig konkretisiert werden. Mit einer baldigen Öffnung der Wirtschaft seien die Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung gut, der zunächst stark vom Konsum getrieben werde. Insbesondere in den momentan noch stark eingeschränkten Bereichen wie dem Tourismus, der Gastronomie und dem Einzelhandel seien sehr dynamische Zuwächse zu erwarten. Der BVR fordert die Bundesregierung auf, aber auch mehr Anreize für die Investitionstätigkeit der Unternehmen zu setzen.
BVR-Vorstand Gerhard Hofmann: "Der sich für das Frühjahr abzeichnende Aufschwung darf nicht lediglich ein konsumgetriebenes Strohfeuer werden. Die Politik sollte ihre Öffnungsstrategie klar definieren und noch vor der Bundestagswahl stärkere Anreize für Investitionen der Unternehmen und damit für mehr nachhaltiges Wachstum setzen." Investitionen und Innovationen seien der Dreh- und Angelpunkt einer gesunden volkswirtschaftlichen Entwicklung. Aufgrund des länger als erwartet anhaltenden Lockdowns seien viele Unternehmensbilanzen deutlich geschwächt. Ohne zusätzliche wirtschaftspolitische Maßnahmen sei bestenfalls eine verhaltene Zunahme der Investitionen zu erwarten, prognostiziert der BVR in seinem heute veröffentlichten Konjunkturbericht.
Zur Stärkung der Investitionsanreize sei eine Ausweitung der steuerlichen Verlustverrechnung empfehlenswert, die über das von der Bundesregierung bereits beschlossene Ausmaß hinausgeht. Wenn Unternehmen zum Beispiel Verluste auch zwei Jahre rückwirkend geltend machen könnten, würde sich dies positiv auf ihre Liquidität auswirken. Die erstatteten Steuern würden die Unternehmen in der Zukunft zurückzahlen. Insofern handele es sich um eine Win-win-Situation für die Unternehmen und den Staat. Auch käme diese Maßnahme insbesondere Unternehmen zugute, die in der Zeit vor der Coronapandemie auskömmliche Gewinne erwirtschaftet und sich damit als wettbewerbsfähig erwiesen haben.
Zusätzlich sei es sinnvoll, Unternehmen die Möglichkeit einer unbefristeten degressiven Abschreibung zu gewähren. Dies würde auch die in den kommenden Jahren erforderlichen hohen Zukunftsinvestitionen des Mittelstands in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz und Demografie unterstützen. Darüber hinaus sollte in der nächsten Legislaturperiode durch eine Unternehmenssteuerreform sichergestellt werden, dass die tarifliche Belastung von Unternehmen bei einbehaltenen Gewinnen auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent gesenkt wird.
Der neue Konjunkturbericht des BVR "Mehr Investitionsanreize für den Aufschwung setzen" ist im Internet unter www.bvr.de, Publikationen, Volkswirtschaft abrufbar.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)