Als Ehrengast sprach Michael Hager, Kabinettschef von Exekutiv-Vizepräsident Valdis Dombrovskis. Er betonte die Notwendigkeit einer Vereinfachung des regulatorischen Rahmens: Ein "Frühjahrsputz" im Regelwerk sei überfällig, ein "One-size-fits-all"-Ansatz für alle Institute hingegen nicht praktikabel. Insbesondere kleinere Banken benötigten ein passgenaues Regime, um ihre Aufgaben effizient erfüllen zu können.
BVR-Präsidentin Marija Kolak hob in ihrer Rede die Bedeutung eines starken europäischen Bankensektors für Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen und gesellschaftliche Stabilität hervor. Europa stehe politisch, wirtschaftlich und technologisch unter Druck. Deshalb brauche es klare Regeln, robuste Institute und ein erneuertes Bekenntnis zur Zusammenarbeit. Essenziell sei, globale Standards global anzuwenden und nicht allein in Europa zusätzliche Lasten aufzubauen. Ein besonderes Augenmerk legte Kolak auf den Abbau übermäßiger regulatorischer Komplexität, die Bedeutung echter Proportionalität sowie die Weiterentwicklung eines europäischen Small-Banking-Regimes. Gerade die rund 670 Genossenschaftsbanken in Deutschland seien seit vielen Jahren ein stabilisierender Faktor, ohne jemals auf staatliche Unterstützung angewiesen gewesen zu sein.
Weitere Themen des Abends umfassten den digitalen Euro und die digitale Souveränität Europas. Kolak unterstrich, dass ein digitaler Euro "mit dem Markt, nicht gegen ihn" entwickelt werden müsse. Banken spielten dabei eine zentrale Rolle als vertrauenswürdiges Bindeglied zu den Bürgerinnen und Bürgern. Ergänzend verwies sie auf die Bedeutung wettbewerbsfähiger privater Zahlungslösungen wie Wero für ein souveränes europäisches Payment-Ökosystem.
Insgesamt stand der Abend im Zeichen europäischer Erneuerungsfähigkeit: gemeinsame Investitionen in Menschen, Technologie und Nachhaltigkeit, Stärkung des Wirtschaftsraums und ein klarer Fokus auf Stabilität durch Vielfalt und Proportionalität.