- Die Deutschen haben ihre Sparanstrengungen nach Ausbruch der Finanzmarktkrise weiter verstärkt. So stieg der Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen – die so genannte Sparquote – im Jahr 2009 leicht von 11,2 auf 11,3 Prozent. Die Quote war damit so hoch wie seit 1994 nicht mehr, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seiner aktuellen Studie anlässlich des Weltspartages, der am 29. Oktober 2010 begangen wird. "In diesem Jahr dürfte die Sparquote bei 11,5 Prozent liegen und sich damit nur unwesentlich ändern", schätzt Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des BVR. Zwei Effekte halten sich dabei die Waage: Im Zuge der konjunkturellen Erholung verliert das Vorsichtssparen bei den Bundesbürgern an Bedeutung. Gleichzeitig eröffnet die verbesserte Einkommensentwicklung, auch aufgrund der gesunkenen Arbeitslosenzahlen, bei den unteren Einkommensgruppen mehr Spielräume für Ersparnisse.
Einschließlich der vom Staat empfangenen Vermögensübertragungen, wie zum Beispiel Sparzulagen oder Investitionszuschüsse, verfügten die privaten Haushalte im Jahr 2009 über eigene Anlagemittel in Höhe von 186,8 Milliarden Euro. Das fünfte Jahr in Folge verwendeten die Bundesbürger einen Teil dieser Mittel zur Tilgung ihrer Kredite. Mit 3,2 Milliarden Euro fielen diese jedoch deutlich geringer aus als 2008. Darüber hinaus wendeten die privaten Haushalte in Folge einer weiterhin mäßigen Wohnungsbautätigkeit und niedriger Anlageinvestitionen mit 36,7 Milliarden Euro deutlich weniger Mittel für Sachinvestitionen auf als noch in 2008. Zur Geldvermögensbildung standen den Haushalten 146,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Damit erhöhte sich der für Finanzanlagen verwendete Betrag im Vergleich zu 2008 um 21,2 Milliarden Euro.
Deutsche tätigen mehr Finanzanlagen
"Gut jeder dritte Euro ist 2009 in Bankguthaben geflossen", erklärt Dr. Martin. "Innerhalb der Bankeinlagen hat es außerordentlich große Umschichtungen gegeben. Diese sind auf den starken Rückgang der Zinsen zurückzuführen", so der BVR-Vorstand weiter. Größter Gewinner unter den Bankprodukten waren Sichtguthaben. Diese besonders liquide Anlageform verzeichnete einen Rekordzufluss an Mitteln in Höhe von 149 Milliarden Euro. Allerdings stand dem ein Abfluss an Termineinlagen von 123,9 Milliarden Euro gegenüber. Das Sparen in Investmentfonds normalisierte sich in 2009. Nachdem diesen 2008 mit 9,3 Milliarden Euro deutlich weniger Mittel als in 2007 zugeflossen waren, erzielten Investmentfonds im Zuge der Erholung an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr Mittelzuflüsse in Höhe von 29,2 Milliarden Euro. Versicherungen waren im gleichen Jahr mit einem Zufluss in Höhe von 63,3 Milliarden Euro die beliebteste Anlageklasse.
Geldvermögen deutlich angestiegen
Das finanzielle Vermögen der Bundesbürger ist im Jahr 2009 um 238 Milliarden Euro bzw. um 5,4 Prozent auf 4.672 Milliarden Euro gestiegen. Die Verluste aus dem Vorjahr konnten mehr als ausgeglichen werden (2008: -2,8 Prozent). Im Durchschnitt verfügte im vergangenen Jahr jeder Haushalt über ein Geldvermögen von knapp 116.000 Euro bzw. 292,9 Prozent des verfügbaren Einkommens. Die Verschuldung der Bundesbürger hat sich in 2009 wenig verändert, die durchschnittliche Verschuldung pro Haushalt verringerte sich im vergangenen Jahr leicht um 200 Euro auf 38.000. Im Verhältnis zum jeweils verfügbaren Einkommen lag der Schuldenstand pro Haushalt mit 96,1 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 1995.
Bundesbürger verfügen über ein Gesamtvermögen von rund 9,8 Billionen Euro
Nach Schätzungen des BVR verfügten die privaten Haushalte im Jahr 2009 zusätzlich zum Geldvermögen über ein Sachvermögen in Höhe von 6.670 Milliarden Euro. Das Netto-Vermögen der Bundesbürger für das Jahr 2009, also die um die Verbindlichkeiten bereinigte Summe der Geld- und Sachvermögen, lag damit bei 9.810 Milliarden Euro.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)