Das Geldvermögen der Deutschen Haushalte hat 2011 leicht zugelegt.
- Die deutschen Privathaushalte haben im vergangenen Jahr weniger gespart als die Jahre davor. So verringert sich das Sparvolumen leicht von 174,7 Milliarden auf 172,6 Milliarden Euro. "Der Einkommenszuwachs von 3,3 Prozent wurde von den privaten Haushalten für zusätzlichen Konsum verwendet. Angesichts der soliden Verfassung der deutschen Wirtschaft und des stabilen deutschen Arbeitsmarktes haben die deutschen Sparer keinen Anlass gesehen, ihre Sparanstrengungen zu steigern", resümiert Dr. Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Die Sparquote – also das Verhältnis von Sparsumme und verfügbarem Einkommen – fiel im Zuge dessen um einen halben Prozentpunkt auf 10,4 Prozent. Trotz dieses Rückganges befinde sich die Sparquote der Deutschen aber noch auf vergleichsweise hohem Niveau. In diesem Jahr dürfte die Sparquote ähnlich hoch sein, schätzt der BVR in seiner aktuellen Studie anlässlich des Weltspartages am 30. Oktober 2012 ein.
Der Trend zur Bildung von Sachvermögen hingegen setzte sich im vergangenen Jahr fort. "Viele Bundesbürger nutzen die günstigen Finanzierungsbedingungen, um sich den Traum eines Eigenheimes zu erfüllen. Auch die Euroschuldenkrise hat die Neigung zu Sachanlagen erhöht. Der jüngste Preisanstieg des deutschen Immobilienmarktes bedeutet aber noch keine Immobilienblase in Deutschland", so Dr. Martin, der aber gleichzeitig zu Bedenken gibt: "Trotzdem gebieten es die Erfahrungen vergangener Übertreibungen an ausländischen Immobilienmärkten, die Entwicklung einzelner Teilmärkte wachsam zu beobachten." Für Sachinvestitionen wendeten die privaten Haushalte in Deutschland 43,2 Milliarden Euro auf und damit knapp 11 Milliarden Euro mehr als in 2010. Eine besondere Rolle spielten dabei Investitionen in Wohnimmobilien. Die Zahlen zur Netto-Kreditaufnahme der privaten Haushalte unterstreichen dies. So ging ein Großteil des Kreditwachstums in 2011 auf Wohnungsbaukredite zurück.
Schwächere Geldvermögensbildung
Die Kehrseite der zunehmenden Neigung in Sachwerte zu investieren, ist eine sinkende Geldvermögensbildung. Mit 147,6 Milliarden Euro waren dies 6,2 Milliarden Euro weniger als 2010. Beim deutschen Sparer waren in 2011 vor allem Bankeinlagen gefragt. Knapp die Hälfte aller Mittel landete bei Kreditinstituten, bevorzugt in kurzfristig kündbare Anlageformen wie Sichtguthaben, denen 40,1 Milliarden Euro zuflossen (2010: 68,2 Milliarden Euro). Termineinlagen stockten die Bundesbürger indes um 18,5 Milliarden Euro auf. Das war der erste Anstieg seit 2009. Im Vorjahr wurden noch 15,1 Milliarden Euro aus Termineinlagen abgezogen. Bei Sparbriefen verhielt es sich ähnlich. Nachdem diese in den Jahren 2009 und 2010 zum Teil deutliche Abflüsse hatten verzeichnen müssen, investierten die privaten Haushalte im vergangenen Jahr 10 Milliarden Euro in diese Anlageklasse. Spareinlagen verbuchten hingegen einen leichten Mittelabfluss von 1,8 Milliarden Euro nach einem Zufluss in Höhe von 22,9 Milliarden Euro in 2010. Aktien und festverzinsliche Wertpapiere verzeichneten in 2011 unterm Strich nur einen geringen Zufluss. So konnten zwar Aktien und sonstige Anteilsrechte nach 16,2 Milliarden Euro in 2010 im vergangenen Jahr mit 17,3 Milliarden Euro noch einmal höhere Zuflüsse verbuchen. Allerdings zogen die privaten Haushalte auf der anderen Seite Gelder unterm Strich in Höhe von 1,8 beziehungsweise 14,6 Milliarden Euro aus den Rentenwerten und Investmentzertifikaten ab. Besonders deutlich war der Kontrast zu den Vorjahreszahlen bei Investmentzertifikaten. Sie hatten in 2010 noch einen Zufluss von 10,0 Milliarden Euro verbucht.
Geldvermögen legt leicht zu
Entsprechend der günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wuchs das finanzielle Vermögen der Bundesbürger im vergangenen Jahr um 56,8 Milliarden Euro beziehungsweise um 1,2 Prozent auf 4.715 Milliarden Euro. Der Anstieg fiel allerdings niedriger aus als in 2010, als das Wachstum bei 4,2 Prozent gelegen hatte. Vor dem Hintergrund der Ausweitung der Kreditvergabe in 2011 kletterte der Bestand der gesamten Verbindlichkeiten der Bundesbürger leicht um 15,6 Milliarden Euro oder 1,0 Prozent auf 1.550 Milliarden Euro. Die deutlichen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte sorgten jedoch in 2011 dafür, dass die Verschuldung der Privathaushalte im Verhältnis zu deren verfügbarem Einkommen von 97 auf 95 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit 1995 sank.
Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes verfügten die privaten Haushalte im Jahr 2011 zusätzlich zum Geldvermögen über ein Sachvermögen in Höhe von rund 7.056 Milliarden Euro. Das Netto-Vermögen der Bundesbürger für das Jahr 2011, also die um die Verbindlichkeiten bereinigte Summe der Geld- und Sachvermögen, lag damit bei rund 10.221 Milliarden Euro. Bereinigt um den Anstieg der Verbraucherpreise ergibt sich daraus ein realer Anstieg um 17 Prozent seit 2001.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)