Die Genossenschaftsbanken sind die Bankengruppe in Deutschland, die am wenigsten von den aktuellen Finanzmarktturbulenzen als Folge der US-Subprimekrise betroffen ist. "Der Ankauf von Subprime-Papieren entspricht nicht der Geschäftspolitik der Volksbanken und Raiffeisenbanken und findet bei ihnen auch so gut wie nicht statt", so Pleister. Das Vertrauen in die Solidität der Genossenschaftsbanken auch in schwierigen Zeiten gründe sich auf die konsequente Reformpolitik der letzten Jahre. Pleister: "Mit unserer 2003 vollständig reformierten Sicherungseinrichtung bieten wir die Gewähr, dass von keinem Mitglied unseres FinanzVerbundes eine Gefährdung der Kundeneinlagen oder gar eine Belastung für den Bankensektor oder Steuerzahler ausgeht. Wir halten das für ein Alleinstellungsmerkmal der genossenschaftlichen Bankengruppe." Vor allem die Entwicklung des Einlagen- und Kreditgeschäftes zeigt die starke Verankerung der Volksbanken und Raiffeisenbanken bei den rund 30 Millionen mittelständischen und privaten Kunden. Die addierte Bilanzsumme der 1.232 in ihrem Marktgebieten flächendeckend in Deutschland tätigen Genossenschaftsbanken stieg im Jahr 2007 um 4,0 Prozent oder 24,6 Milliarden Euro auf 632 Milliarden Euro. "Mit der bestehenden Ertrags- und Finanzkraft können die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihren Mitgliedern sowohl ansehnliche Dividenden zahlen als auch die Entwicklung der mit ihnen zusammenarbeitenden mittelständischen Unternehmen finanzieren, selbst in Zeiten von Finanzmarktturbulenzen", kommentiert BVR-Vorstand Uwe Fröhlich die Ergebnisse. Kreditgeschäft wächst vor allem bei langfristigen Krediten Das Kreditgeschäft konnten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Jahr 2007 um 1,9 Prozent oder 6,9 Milliarden Euro auf 367 Milliarden Euro steigern. Die langfristigen Forderungen wiesen gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 2,6 Prozent aus und stiegen Ende 2007 auf 307 Milliarden Euro. Das Wachstum der langfristigen Kredite kann insbesondere auf das weiterhin günstige Zinsniveau und die damit einhergehende Umschichtung in den längerfristigen Bereich zurückgeführt werden. Das Volumen der mittelfristigen Kredite ging dementsprechend um 4,6 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro zurück. Mit mehr als 36 Milliarden Euro blieb der Bestand an kurzfristigen Krediten im Vorjahresvergleich nahezu konstant. Erfreuliche Zuwächse verzeichneten die Volksbanken und Raiffeisenbanken bei den Kundeneinlagen, die mit einem Volumen von 441 Milliarden Euro um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Die Inhaberschuldverschreibungen im Umlauf stiegen um erfreuliche 5,7 Prozent auf mehr als 39 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen einschließlich Inhaberschuldverschreibungen wuchsen um 3,3 Prozent auf 480 Milliarden Euro. Erhöhte Bestände erzielten die Volksbanken und Raiffeisenbanken auch bei den Termineinlagen, Sparbriefen und den täglich fälligen Sichteinlagen. Die Termineinlagen wuchsen kräftig um 18,7 Prozent bzw. 15,9 Milliarden Euro auf knapp 101 Milliarden Euro. Die Sparbriefe stiegen um 15,1 Prozent auf mehr als 26 Milliarden Euro. Die Sichtverbindlichkeiten wuchsen erneut um 6,2 Prozent auf knapp 150 Milliarden Euro. Insbesondere das Angebot zinsgünstiger Tagesgeldanlagen von Volksbanken und Raiffeisenbanken dürfte zu diesem Anstieg geführt haben. Fusionstempo nimmt ab Im Laufe des letzten Jahres haben insgesamt 23 Kreditgenossenschaften mit anderen fusioniert (Vorjahr: 35). Das Fusionstempo hat sich somit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wiederum leicht verringert. Ende Dezember 2007 gab es 1.232 Kreditgenossenschaften, die 13.625 Bankstellen (Hauptstellen plus Zweigstellen) unterhielten. Nach wie vor halten die Genossenschaftsbanken einschließlich Zentralbanken mit rund 167.000 Mitarbeitern die Beschäftigung - gegen den Trend in der Bankenbranche - auf hohem Niveau. Das heißt: Die Genossenschaftsbanken beschäftigen mehr Mitarbeiter als die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank zusammen. Im Mai 2007 wurde die 16-Millionen-Marke bei der Zahl der genossenschaftlichen Anteilseigner erreicht und übertroffen: Durch einen Nettozuwachs von 159.690 neuen Mitgliedern stieg die Gesamtzahl der Mitglieder bei den 1.232 Kreditgenossenschaften im Jahr 2007 auf 16,1 Millionen an. Jeder fünfte Bundesbürger besitzt damit Anteile an einer Genossenschaftsbank. Die durchschnittliche Dividende im Jahr 2007 betrug 5,6 Prozent nach 5,5 Prozent im Vorjahr. Der nach wie vor ungebrochene Mitgliederzuwachs bei den Kreditgenossenschaften trug auch zu einer Erhöhung des bilanziellen Eigenkapitals laut monatlicher Bilanzstatistik um 4,7 Prozent auf 33,1 Milliarden Euro bei. Das bankaufsichtliche Kernkapital stieg im Jahresvergleich kräftig um 7,3 Prozent auf 35,1 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote erhöhte sich von 9,1 Prozent auf 9,6 Prozent. Das Haftende Eigenkapital nahm mit einer Rate von 8,4 Prozent auf 48,0 Milliarden Euro zu. Der Solvabilitätskoeffizient stieg von 12,2 Prozent im Vorjahr auf 13,1 Prozent Ende 2007 und übertraf damit den Mindeststandard wie in den Vorjahren deutlich. Unabhängig von dem auf Angemessenheit und Nachhaltigkeit ausgelegten Geschäftsmodell der Volksbanken und Raiffeisenbanken begrenzte auch die flache Zinsstruktur die Ertragsmöglichkeiten im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft auf dem deutschen Markt. Die Zinsspanne der Kreditgenossenschaften reduzierte sich deshalb um 0,17 Prozentpunkte auf 2,13 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Provisionsspanne blieb im Geschäftsjahr 2007 mit 0,66 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr konstant. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen betrugen Ende 2007 13,5 Milliarden Euro bzw. 2,16 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die darin enthaltenen Personalaufwendungen reduzierten sich geringfügig um 0,2 Milliarden Euro auf 8,1 Milliarden Euro bzw. 1,29 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Bei den anderen Verwaltungsaufwendungen wurde ebenfalls eine leichte Reduktion auf 0,87 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme verzeichnet. In der Summe der erfolgbestimmenden Faktoren lag das Teilbetriebsergebnis bei den Kreditgenossenschaften im Jahr 2007 mit 3,9 Milliarden Euro um 4,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau und entspricht 0,63 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der Saldo der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen lag mit 0,09 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme deutlich unter dem Vorjahresniveau. Im Jahr 2006 war der Saldo der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen durch einen Einmaleffekt aus der Aktivierung von Körperschaftsteuerguthaben aus der Zeit des Anrechnungsverfahrens mit 0,52 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme besonders hoch ausgefallen. Daher sind die Ergebnisse mit dem Vorjahr nur bis zum Teilbetriebsergebnis vergleichbar, da der Körperschaftssteuereffekt erst im Betriebsergebnis vor Bewertung sichtbar wird. Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte 4,8 Milliarden Euro oder 0,76 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme und ist mit dem Vorjahresergebnis aufgrund der erwähnten Sondereffekte nicht vergleichbar. Das Bewertungsergebnis Forderungen verbesserte sich im Jahr 2007 von – 0,17 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme auf – 0,06 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Subprime-Krise hat keine nennenswerten Spuren in den Jahresergebnissen der Kreditgenossenschaften hinterlassen. Das Bewertungsergebnis Wertpapiere stieg im vergangenen Jahr nur minimal von -0,19 Prozent auf -0,20 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme bzw. auf 1,3 Milliarden Euro. Beim Vergleich des gesamten Betriebsergebnisses mit dem Vorjahreswert ist zu berücksichtigen, dass der Wert für 2006 durch die Zuführung zu den Vorsorgereserven aufgrund von steuerlichen Sondereffekten in Höhe von gut einer Milliarde Euro erhöht war. Die Sondererträge aus der schon erwähnten Aktivierung von Körperschaftsteuerguthaben nutzten die Genossenschaftsbanken in 2006, um ihre Reserven deutlich zu stärken. Das Betriebsergebnis nach Bewertung sank ohne Berücksichtigung der Sondereffekte des Vorjahres um 28,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss vor Steuern bei den Kreditgenossenschaften verringerte sich im Jahr 2007 auf 2,6 Milliarden Euro oder auf 0,41 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Steuern vom Einkommen und vom Ertrag betrugen 0,17 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 0,13 Prozent im Vorjahr. Der Jahresüberschuss nach Steuern reduzierte sich auf 1,5 Milliarden Euro bzw. auf 0,24 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die große Veränderung gegenüber dem Vorjahr ist auf die erwähnten Sondereffekte aus der Aktivierung der Körperschaftsteuerguthaben in 2006 zurückzuführen. Die Aufwands-Ertragsrelation in 2007 – angesichts der steuerlichen Sondereffekte in 2006 nur auf das Teilbetriebsergebnis einschließlich des Ergebnisses aus Finanz- und Warengeschäft beziehbar – betrug im Jahr 2007 76,3 Prozent nach 75,6 Prozent im Vorjahr. Diese Entwicklung bezeichnete Fröhlich vor dem Hintergrund der flachen Zinsstrukturkurve und dem geschäftspolitischen Auftrag der Volksbanken und Raiffeisenbanken als noch vertretbar, aber langfristig nicht zufriedenstellend. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 7,9 Prozent. Strategische Rahmenplanung Die Volksbanken und Raiffeisenbanken arbeiten intensiv daran, ihre Ertrags- und Kostensituation nachhaltig zu verbessern. "Wir forcieren zum einen den Vertrieb, zum anderen entwickeln wir Methoden für effizientere Geschäftsprozesse in den Instituten, um damit die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen zu reduzieren", erläutert Fröhlich. Hierzu hat der BVR in seinen Gremien im Herbst 2007 eine strategische Rahmenplanung des genossenschaftlichen FinanzVerbundes formuliert, die für die Ortsbanken Handlungsempfehlungen aufzeigt und diese im Wettbewerb positiv stärkt. Damit hat jede einzelne Volksbank und Raiffeisenbank die Möglichkeit, ihre individuelle Planung mit der Marktentwicklung und den Verbundzielen ins Verhältnis zu setzen. Fröhlich: "Wir werden also zugunsten unserer Mitglieder und Kunden unsere vertrieblichen Stärken, die in der Dezentralität liegen, ausbauen und auf der Marktfolgeseite an unseren relativen Nachteilen gegenüber den großen Wettbewerbern arbeiten." Der BVR hat gemeinsam mit den Regionalverbänden und Rechenzentralen mit "VR Process" ein Instrument entwickelt, das über eine effizientere Gestaltung der in den Banken ablaufenden Geschäftsprozesse mehr Zeit für die Kunden frei machen, Marktpotentiale nutzen und so mehr Wachstum generieren soll. Seit Jahresbeginn 2008 steht "VR Process" allen Volksbanken und Raiffeisenbanken zur Verfügung.