"Das stabile und vertrauensbildende Geschäftsmodell des genossenschaftlichen FinanzVerbundes ermöglichte es auch im Krisenjahr 2008, schwarze Zahlen zu erwirtschaften." Dennoch seien die Auswirkungen der Finanzmarktkrise nicht spurlos am FinanzVerbund vorübergegangen, so Fröhlich. Spürbare zinsinduzierte Wertberichtigungen auf Wertpapiere sowie Abschreibungen auf Engagements bei Lehman Brothers und isländischen Emittenten habe auch der FinanzVerbund vornehmen müssen. Dennoch erwirtschafteten die Kreditgenossen auch im Jahr 2008 aus eigener Kraft und ohne staatliche Hilfe ein respektables Ergebnis. Erstmals stellt der genossenschaftliche FinanzVerbund den Konsolidierten Jahresabschluss nach kapitalmarktorientierten Rechnungslegungsstandards IFRS auf. Der FinanzVerbund erwirtschaftete im Krisenjahr 2008 ein Ergebnis vor Steuern von 77 Millionen Euro. Die konsolidierte Bilanzsumme der 1.196 selbstständigen Kreditgenossenschaften, des DZ BANK-Konzerns, des WGZ BANK-Konzerns sowie der Münchener Hypothekenbank eG stieg nach dem IFRS-Standard gegenüber dem Vorjahr leicht auf 1.025 Milliarden Euro an. Die Zahl der Beschäftigten im FinanzVerbund blieb mit rund 186.500 Mitarbeitern nahezu konstant. Der harte Konditionenwettbewerb prägte auch in 2008 das zinstragende Geschäft. Insgesamt liegt der Zinsüberschuss des FinanzVerbundes mit 15,9 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Der Provisionsüberschuss zeigt mit einem Rückgang von 4,5 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro deutliche Spuren der Finanzmarktkrise. Durch die Unsicherheit an den Wertpapiermärkten reduzierten sich vor allem die Provisionen aus dem Wertpapiergeschäft. Das Versicherungsgeschäft verlief sehr erfolgreich. Das Beitragsvolumen konnte um 5,2 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro gesteigert werden. Wertberichtigungsbedarf auf Kapitalanlagen führte zu einem um 37 Prozent niedrigeren Ergebnis von 0,4 Milliarden Euro. Der Verwaltungsaufwand im FinanzVerbund reduzierte sich um 2,3 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro. Die Cost-Income-Ratio ist gezeichnet durch die Finanzmarktkrise. Sie verschlechterte sich deutlich von 73 Prozent in 2007 auf rund 90 Prozent in 2008. Die Veränderung resultiert aus dem operativen Geschäftsergebnis und aus Bewertungsmaßnahmen. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft erhöhte sich um 27 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Ursache sind bonitätsbedingte Wertberichtigungen auf Wertpapiere. Die in dieser Position auch enthaltenen Wertberichtigungen auf Kundenforderungen waren insgesamt unverändert. Im Segment Retail, das heißt insbesondere bei den Primärbanken, reduzierte sich die Risikovorsorge im Kreditgeschäft um 9,7 Prozent auf 737 Millionen Euro. Für die Folgejahre erwartet der BVR durch die sich in 2009 verschlechternde Auftragslage der mittelständischen Wirtschaft und den zu erwartenden Anstieg der Arbeitslosigkeit eine moderat ansteigende Risikovorsorge. Bilanz über der Billionengrenze Die konsolidierte Bilanzsumme im genossenschaftlichen FinanzVerbund festigte sich mit 1.025 Milliarden Euro über der Billionengrenze. Die Primärbanken bringen als Rückgrat des FinanzVerbundes 54 Prozent der aggregierten Bilanzsumme ein. Der DZ BANK-Konzern steuert 35 Prozent, der WGZ BANK-Konzern 8 Prozent und die Münchener Hypothekenbank 3 Prozent zur Bilanzsumme bei. Zum starken Wachstum der Kundeneinlagen um 4,7 Prozent beziehungsweise 25,3 Milliarden Euro trugen die bis zum dritten Quartal 2008 gestiegenen kurzfristigen Zinsen bei. Ab Oktober konnten die Primärbanken im Zuge der sich verschärfenden Finanzmarktkrise und der wachsenden Unsicherheit der Kunden weitere erhebliche Einlagenzuflüsse, insbesondere im Termineinlagenbereich, verzeichnen. Der Bestand an Spareinlagen hingegen baute sich auch in 2008 weiter ab. Mit einem Wachstum der Kundenforderungen um 4,4 Prozent beziehungsweise 23,3 Milliarden Euro auf 547 Milliarden Euro kann von einer Kreditklemme für die Kunden des FinanzVerbunds keine Rede sein. Ein Rückgang des Kreditvolumens ist auch anhand der jüngsten verfügbaren Zahlen vom Mai 2009 nicht festzustellen. Die Buchkredite der Volksbanken und Raiffeisenbanken an inländische Nichtbanken haben ihren steigenden Trend fortgesetzt. Sie haben sogar im Mai mit 2,7 Prozent das höchste Wachstum im Vergleich zum Vorjahresmonat seit Februar 2001 erreicht. Dabei lässt die Wirtschaftsschwäche und das Zurückfahren von Investitionsplänen eine nachlassende Kreditnachfrage erwarten. Etwas niedriger fiel mit 1,7 Prozent das Kreditwachstum der Kreditwirtschaft insgesamt aus. Die Eigenmittel gemäß der Solvabilitätsverordnung (SolvV) des genossenschaftlichen FinanzVerbundes konnten eine Zunahme um 234 Millionen Euro auf 60,7 Milliarden Euro verzeichnen. Die hierzu korrespondierende Gesamtkennziffer bleibt damit unverändert bei 12,3 Prozent. Die Kernkapitalquote gemäß SolvV liegt ebenfalls nahezu unverändert bei 7,8 Prozent (Vorjahr: 7,9 Prozent). Die Kennziffern befinden sich damit weiterhin deutlich über den aufsichtsrechtlich vorgeschriebenen Mindestwerten von 8,0 Prozent (Gesamtkennziffer) beziehungsweise 4,0 Prozent (Kernkapitalquote). Sicherungseinrichtung funktionsfähig Die ohne jede staatliche Hilfe arbeitende Sicherungseinrichtung des BVR stellt in der Finanzmarktkrise ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis. Der genossenschaftliche FinanzVerbund beteiligte sich in 2008 über die Sicherungseinrichtung des BVR maßgeblich an der Rettung der Hypo Real Estate und der Deutschen Industriebank IKB mit einem hohen dreistelligen Millionen-Betrag. Demgegenüber hielten sich die wirtschaftlichen Belastungen der Sicherungseinrichtung aufgrund der Finanzmarktkrise in engen Grenzen. Nach wie vor musste keine Volksbank und Raiffeisenbank in Folge der Finanzmarktkrise Stützungsmaßnahmen durch die Sicherungseinrichtung beantragen. Die aktuelle Rezession in den Industrieländern führt aus Sicht des BVR nicht zu Belastungen der Sicherungseinrichtung, die nicht weiterhin aus eigener Kraft bewältigt werden können. Fröhlich: "Die Banken haben in den letzten Jahren ihr Risikodeckungspotential insgesamt deutlich ausgebaut und auch noch im jetzt vorgelegten Jahresabschluss 2008 zusätzliche Reserven gelegt. Wir sehen uns daher gut gerüstet, um unsere Marktanteile vor allem im Mittelstand weiter auszubauen." Sowohl die Zentralbanken als auch die Primärbanken gehen von einem Ergebnisanstieg in 2009 aus. Bei den Primärbanken zeichnet sich auf Basis der ersten Ergebnisvorschaurechnungen für das Jahr 2009 eine klare Steigerung des Zinsüberschusses aufgrund eines deutlich angestiegenen Treasury-Ergebnisses sowie ein Provisionsüberschuss auf Vorjahresniveau ab. Entlastend wirkt sich auch das Wegfallen der Einmaleffekte aus der Bewertung von Island- und Lehman-Engagements aus. Darüber hinaus rechnet der BVR im Zuge der Stabilisierung an den Finanzmärkten mit Wertaufholungen bei Wertpapieren. Auf der anderen Seite ist eine etwas höhere Risikovorsorge im Kundenkreditgeschäft zu erwarten. Darin spiegeln sich die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft wider. Im Bereich der Personal- und Sachaufwendungen ist mit moderaten Steigerungen zu rechnen. Insgesamt dürfte sich die Aufwand-Ertrags-Relation verbessern. Hintergrundinformation zum genossenschaftlichen FinanzVerbund: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie die Sonder- und Spezialinstitute vereinen das Kapital des genossenschaftlichen FinanzVerbundes – einschließlich der beiden Zentralbanken DZ BANK AG und WGZ BANK AG – fast vollständig auf sich. Sie betreuen über 30 Millionen Kunden, von denen 16,2 Millionen als Mitglieder Geschäftsanteile an den Kreditgenossenschaften halten. Die Eigentümerstruktur der genossenschaftlichen Bankengruppe ist damit sehr breit und vollständig in privater Hand. Auf die Kreditgenossenschaften entfällt weit mehr als die Hälfte des Geschäftsvolumens und der Erträge des deutschen genossenschaftlichen FinanzVerbundes. Die Zentralbanken und Verbundunternehmen, zu denen neben der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, der DG HYP Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG, der Union Asset Management Holding AG und der R+V Versicherung AG unter anderem auch die Münchener Hypothekenbank eG, die WL BANK AG Westfälische Landschaft Bodenkreditbank, die VR-LEASING AG und die TeamBank AG gehören, stellen den Volksbanken und Raiffeisenbanken ein Angebot an Allfinanzprodukten und -leistungen zur Verfügung, aus dem sich jede Ortsbank das für ihre jeweilige Positionierung im Markt bedarfsgerechte Paket zusammenstellt. Der BVR ist das strategische Kompetenzzentrum der genossenschaftlichen Bankengruppe und vertritt als Spitzenverband der Kreditwirtschaft bundesweit und international die Interessen der genossenschaftlichen Bankengruppe.