"Die Gruppe ist weiterhin auf Erfolgskurs. Das operative Bankgeschäft mit unseren mehr als 30 Millionen Kundinnen und Kunden hat sich auch in dieser krisenüberlagerten Zeit gut entwickelt", sagt die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, anlässlich der Präsentation der Zahlen. Kolak fordert zugleich bessere wirtschaftspolitische und regulatorische Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa: "Die fiskalischen Herausforderungen werden absehbar noch deutlich steigen, da die sozialen Sicherungssysteme mit Blick auf die demografische Alterung nicht nachhaltig finanziert sind. Auch der Fachkräftemangel wird sich eher verschärfen. Reformen dürfen nicht weiter in die Zukunft verschoben werden."
Allein um in Deutschland die Treibhausgase spürbar zu senken, würden enorme Investitionen benötigt. „Die öffentliche Hand allein wird die Investitionen aber nicht stemmen können. Ökologie braucht Ökonomie und umgekehrt. Nur so kann nachhaltiges Agieren entstehen“, so Kolak weiter. Der Schlüssel zur Transformation seien die privaten Investitionen. Ein starkes Signal, diese in Deutschland anzuschieben, sende das Zukunftsfinanzierungsgesetz. Es nehme erste Maßnahmen in Angriff, um den Herausforderungen der Digitalisierung und des Klimaschutzes zu begegnen und die Attraktivität des Finanzstandorts Deutschland zu stärken.
Deutliche Worte findet die BVR-Präsidentin für die Pläne der Europäischen Kommission zum Krisenmanagement für Banken. "Die Regulierung im Bankenbereich geht nicht nur zunehmend an administrative Belastungsgrenzen, sondern auch häufig in die falsche Richtung", so Kolak. Es fehle am Verständnis für die besondere Banken- und Wirtschaftsstruktur Deutschlands. „Statt die Kapitalmarktunion endlich anzugehen, konzentriert sich die EU-Kommission lieber auf das Infragestellen funktionierender Strukturen“, sagt die BVR-Präsidentin. Die EU-Kommission wolle das Krisenmanagement für Banken lieber auf den Kopf stellen, die Finanzstabilität schwächen und die bewährten deutschen Sicherungssysteme opfern, anstatt das europäische System dort zu verbessern, wo es bislang versagt hat: bei der Abwicklung systemrelevanter Banken.
Gutes Kundengeschäft
Im abgelaufenen Geschäftsjahr verlief das Bankgeschäft mit den rund 30 Millionen Kunden ausgesprochen positiv. So erzielte die genossenschaftliche FinanzGruppe im Kreditgeschäft ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr um rund 6 Prozent und erreichte mit 999,9 Milliarden Euro erstmals die Grenze von einer Billion Euro. Das Einlagengeschäft stieg erneut um rund 5 Prozent auf 1.033 Milliarden Euro. Die konsolidierte Bilanzsumme bleibt mit einem Wachstum von knapp einem Prozent auf 1.581 Milliarden Euro relativ konstant.
Aufgrund erster positiver Effekte durch das höhere Zinsniveau und das weiter wachsende Kreditvolumen konnte der Zinsüberschuss 2022 um 12,7 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Mit 8,6 Milliarden Euro liegt der Provisionsüberschuss stabil auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Die Aufwendungen für die Risikovorsorge lagen saldiert bei 1,4 Milliarden Euro, nachdem 2021 eine Auflösung in Höhe von 0,3 Milliarden Euro erfolgte. Ein Großteil der 2022 gebildeten Risikovorsorge basiert auf modellinduzierten Effekten in den Stufen 1 und 2 gemäß IFRS 9. Dies ist eine Reserve für die kommenden Jahre und die absehbaren Risiken. Das Ergebnis aus Finanzanlagen belief sich 2022 auf minus 6,8 Milliarden Euro nach minus 0,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Diese Entwicklung ist vor allem auf temporäre zinsinduzierte Bewertungseffekte zurückzuführen, die in den nächsten Jahren zu Wertaufholungen führen werden. Mit 19,1 Milliarden Euro lagen die Verwaltungsaufwendungen um 3 Prozent über dem Vorjahreswert. Diese Entwicklung ist von Lohnsteigerungen und zusätzlichen Investitionen sowie inflationsbedingt gestiegenen Kosten und Energiepreisen geprägt. Die Aufwand-Ertrags-Relation erhöht sich, insbesondere durch das Bewertungsergebnis Wertpapiere, auf 78,4 Prozent nach 64,6 Prozent im Vorjahr. Mit 2,8 Milliarden Euro gezahlten Ertragsteuern im Jahr 2022 erbringt die genossenschaftliche FinanzGruppe unmittelbar einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Finanzierung der regionalen Infrastruktur. Nach Steuern belief sich der konsolidierte Jahresüberschuss der genossenschaftlichen FinanzGruppe auf gut 2,1 Milliarden Euro.
Hintergrundinformation zur Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken:
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken, die Sparda-Banken, die PSD Banken, die genossenschaftlichen Kirchenbanken sowie die Spezialinstitute vereinen das Kapital der genossenschaftlichen FinanzGruppe – einschließlich der Zentralbank DZ BANK AG – fast vollständig auf sich. Sie betreuen über 30 Millionen Kunden, von denen 17,9 Millionen als Mitglieder Geschäftsanteile an den Kreditgenossenschaften halten. Die Eigentümerstruktur der genossenschaftlichen Bankengruppe ist damit sehr breit und vollständig in privater Hand.
Die Zentralbank und Verbundunternehmen, zu denen neben der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, der DZ HYP AG, der Union Asset Management Holding AG und der R+V Versicherung AG unter anderem auch die Münchener Hypothekenbank eG, VR Smart Finanz, die TeamBank AG Nürnberg und die DZ PRIVATBANK S.A. gehören, stellen den Volksbanken und Raiffeisenbanken Allfinanzprodukte und -leistungen zur Verfügung, die von den Genossenschaftsbanken im Rahmen ihrer jeweiligen Positionierung im Markt bedarfsgerecht angeboten werden können. Der BVR ist das strategische Kompetenzzentrum der genossenschaftlichen Bankengruppe und vertritt als Spitzenverband der Kreditwirtschaft bundesweit und international die Interessen der genossenschaftlichen Bankengruppe.
Der BVR betreibt ferner ein duales System der Institutssicherung. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft BVR Institutssicherung GmbH ist amtlich als Einlagensicherungssystem anerkannt und stellt – neben der Institutssicherung – den gesetzlichen Auftrag sicher, im Fall einer Bankinsolvenz die Entschädigung der Einleger nach Maßgabe des Einlagensicherungsgesetzes vorzunehmen. Die Sicherungseinrichtung des BVR gewährleistet als zusätzliches, freiwilliges System ebenfalls die Einlagensicherung über den Weg der Institutssicherung.