- Mit gestärktem Selbstbewusstsein kann die Europäische Zentralbank (EZB) auf das erste Jahrzehnt ihrer Tätigkeit zurückblicken. Dies erklärt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) im Vorfeld des zehnten Jahrestags der Errichtung der EZB am 1. Juni 2008. Besonders deutlich sei dies am Erfolg der EZB bei der Gewährleistung der Preisstabilität im Euro-Raum festzumachen. Das hohe Vertrauen in die Fähigkeit und den Willen der EZB, mittelfristig stabile Preise zu gewährleisten, sei gerechtfertigt und zeige sich in der festen Verankerung der Inflationserwartungen auf niedrigem Niveau. Bemerkenswert sei, dass dies auch in dem durch hohe und weiter steigende Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise gekennzeichneten schwierigen geldpolitischen Umfeld gelte. International habe der Euro seine Position als Reservewährung festigen können.
Auch mit den aktuellen Verwerfungen an den Finanzmärkten sei die EZB richtig umgegangen. Forderungen nach einer geldpolitischen Lockerung habe sie widerstanden. Niedrigere Zinsen wären nicht mit dem Stabilitätsauftrag der Notenbank zu vereinbaren gewesen. Wichtiger sei in dieser Situation eine ausreichende Versorgung mit Liquidität gewesen. Hier habe die EZB flexibel auf den Bedarf des Finanzsektors reagiert und damit den Verspannungen entgegengewirkt. Insgesamt sei die Ausweitung der Liquidität in den vergangenen Monaten aber nur moderat ausgefallen. Überwiegend habe es sich bei den Verspannungen am Geldmarkt nicht um ein Problem der generellen Liquiditätsknappheit, sondern der Liquiditätsverteilung gehandelt. Die geldpolitischen Instrumente der EZB haben sich gerade in den vergangenen Monaten bewährt, so der BVR. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten machten in der Vergangenheit nur geringfügige Modifikationen des geldpolitischen Werkzeugkastens nötig. Als besonders vorteilhaft habe es sich erwiesen, dass das Volumen an refinanzierungsfähigen Sicherheiten im Euro-Raum breit abgegrenzt sei. Daher seien jederzeit ausreichende Sicherheiten bei den Banken vorhanden gewesen. Als günstig habe sich auch herausgestellt, dass neben der wöchentlichen Liquiditätsbereitstellung über die Haupttender auch Dreimonatsgeschäfte fest etabliert gewesen seien. Dies habe der EZB ermöglicht, direkt auf die Verwerfungen bei den Dreimonatsgeldern zu reagieren. Der Anteil der Langfristtender habe sich seit dem Übergreifen der Subprime-Krise auf dem europäischen Markt fast verdoppelt. Eine moderne Kommunikationspolitik ergänze die zeitgemäße Geldmarktsteuerung der EZB, so der BVR. Von Anfang an habe die europäische Notenbank ihr Handeln gegenüber der Öffentlichkeit in hohem Maße transparent und damit nachvollziehbar gemacht. Dass die Geldmenge in der Zweisäulenstrategie der EZB nach und nach an Bedeutung verloren habe, sei sachgerecht gewesen. Der Informationsgehalt der Geldmengenaggregate für die künftige Inflationsentwicklung habe in den vergangenen Jahren spürbar abgenommen. Demgegenüber hätten sich die Potenziale der wirtschaftlichen Analyse vor dem Hintergrund des Ausbaus der statistischen Datenbasis und der Analysemethoden erhöht.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)