Das sind die wesentlichen Ergebnisse der Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“, die Resultate der VR Bilanzanalyse des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und der VR Mittelstandsumfrage der DZ BANK enthält.
Geschäftslage klettert auf Rekordhoch
Die aktuelle Geschäftslage der Mittelständler ist im Frühjahr so gut wie noch nie seit dem Start der Mittelstandsumfrage vor 22 Jahren. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten ist auf nunmehr über 77 Punkte von 74 Punkten im vergangenen Herbst gestiegen. Insgesamt beurteilen 88,4 Prozent der befragten Mittelständler ihre aktuelle Lage mit „sehr gut“ oder „gut“. Allein bei den Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten fällt die Bewertung etwas schwächer aus als noch im Herbst. Angeführt vom Baugewerbe, das weiterhin von niedrigen Zinsen beflügelt wird, überwiegen in allen Branchen die positiven Einschätzungen. Zwar sind die Agrarunternehmen am wenigsten zufrieden, allerdings bewerten sie ihre Geschäftslage inzwischen deutlich besser als vor einem halben Jahr.
Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate sind überaus positiv. So ist der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen auf nunmehr 34,4 Punkte von 25,7 Punkten im Herbst gestiegen – das beste Ergebnis seit drei Jahren. Bis auf die Elektroindustrie haben sich die Geschäftserwartungen in allen Branchen gegenüber dem Herbst verbessert. Die Landwirte bilden zwar auch hier nach wie vor das Schlusslicht, zeigen sich aber ebenfalls wieder deutlich zuversichtlicher als zuletzt.
Investitionsneigung legt wieder zu
Die noch im Herbst leicht rückläufige Investitionsbereitschaft ist im Frühjahr wieder gestiegen. So wollen 81,1 Prozent der Mittelständler in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren – das zweitbeste Ergebnis seit Bestehen der Mittelstandsumfrage. Die höchste Investitionsneigung zeigen mit 88,4 Prozent nach wie vor die Mittelständler in der Chemie- und Kunststoffindustrie. Aufwärts geht es auch mit dem Investitionsvolumen, das rund 28 Prozent der Unternehmen erhöhen wollen.
Personaloffensive hält an – Gezielte Maßnahmen gegen Fachkräftemangel
Ein Drittel der Mittelständler hat im vergangenen halben Jahr den Personalbestand erhöht, am stärksten in der Chemie- und Kunststoffindustrie sowie in der Elektroindustrie. In diesen Branchen fallen auch die Personalplanungen am expansivsten aus. Insgesamt will gut ein Viertel der Unternehmen in den kommenden sechs Monaten weiteres Personal einstellen.
Allerdings sieht der Mittelstand den Fachkräftemangel inzwischen als langfristiges Problem an; 71,2 Prozent der Unternehmen bereitet er Sorgen. Besonders im Baugewerbe (85,9 Prozent) und in der Elektroindustrie (77,6 Prozent) werden Fachkräfte derzeit gesucht. Um des Problems Herr zu werden, ergreifen die Unternehmen zunehmend gezielte Maßnahmen. Als besonders wichtig gelten dabei Bemühungen zum Halten von qualifiziertem Personal sowie Qualifizierungsmaßnahmen.
"Die mittelständischen Unternehmen investieren kräftig in Kapazitäten und Personal. Das ist ein klares Signal der Zuversicht. Allerdings erweist sich der Fachkräftemangel in manchen Branchen und Regionen immer mehr als Engpass, auch wenn die Unternehmen hier gezielt gegensteuern“, erläutert Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK für die Regionen West, Nord und Ost.
Auslandsaktivität legt weiter zu – Kaum Sorgen über mögliche US-Abschottung
Das Auslandsengagement der deutschen Mittelständler hatte nach einer kurzen Verschnaufpause bereits im Herbst wieder zugelegt. Im Frühjahr ging es weiter aufwärts: 56,1 Prozent der Unternehmen sind im Ausland engagiert, so viele wie seit Herbst 2015 nicht mehr. Während der deutsche Außenhandel insgesamt zuletzt eine relativ geringe Dynamik an den Tag legte, hat sich der Handel mit den Ländern der Europäischen Union überdurchschnittlich entwickelt. Da diese zu den bevorzugten internationalen Handelspartnern des Mittelstands zählen, profitierten die mittelständischen Unternehmen von dieser Entwicklung in besonderem Maße.
Von der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten zeigen sich die Mittelständler dagegen weitgehend unbeeindruckt. Die USA sind zwar wichtigstes Exportziel der deutschen Wirtschaft, allerdings unterhalten fast drei Viertel der Befragten keine Geschäftsbeziehungen dorthin. Eine mögliche Abschottung des US-Marktes würde sie deshalb relativ wenig treffen. Gleichwohl bereiten möglicherweise zunehmende bürokratische Hemmnisse im Handel mit den USA immerhin fast einem Fünftel der Befragten Sorgen.
"Die Mittelständler lassen sich ihre gute Laune auch von negativen geopolitischen Entwicklungen nicht verderben. Vielmehr nutzen sie konsequent die Chancen, die sich vor allem aus der wieder anziehenden Nachfrage der europäischen Nachbarn ergeben“, erläutert Stefan Zeidler, Firmenkundenvorstand der DZ BANK für die Regionen Baden-Württemberg, Bayern und Mitte.
Digitalisierung mit Chancen und Risiken
Die Digitalisierung ist auch für den deutschen Mittelstand in den nächsten Jahren eine zunehmend wichtige Herausforderung. Auch wenn immerhin 30,8 Prozent der Mittelständler mittelfristig noch keinen daraus resultierenden Handlungsbedarf erkennen, steht das Thema für die überwiegende Mehrheit schon in den nächsten Monaten weit oben auf der Agenda. Als größte Vorteile sehen die Unternehmen eine einfachere Auftragsbearbeitung (53,8 Prozent) sowie eine gezieltere Kundenansprache (40 Prozent). Demgegenüber erwarten fast 55 Prozent durch die Digitalisierung verursachte höhere Kosten, vier von zehn Unternehmen sorgen sich um den Datenschutz und ein gutes Drittel sieht einen zusätzlichen Bedarf an – ohnehin bereits dringend gesuchten – Fachkräften.
Eigenkapital weiter gestärkt
Seine ohnehin bereits starke Eigenkapitalbasis hat der Mittelstand auch 2015 weiter ausgebaut. So stieg die durchschnittliche Eigenkapitalquote der kleinen und mittleren Unternehmen um weitere 2,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 27,1 Prozent. Zugleich weisen die Bilanzen der Unternehmen nach wie vor ein hohes Qualitätsniveau auf, wie der vom BVR gemessene Bilanzqualitätsindex bestätigt. „Der Mittelstand bleibt das Schwungrad der deutschen Wirtschaft. Mit seinen kontinuierlich steigenden Eigenkapitalquoten und seiner unverändert hohen Bilanzqualität präsentiert er sich robuster und krisenfester denn je“, erläutert BVR-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin.
Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden in der Zeit vom 1. März bis 31. März 2017 im Rahmen einer telefonischen Umfrage von der nh2 AG, Bonn, erhoben. Die Stichprobe von 1.500 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland.
Die Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“ kann unter www.mittelstandsstudie.de kostenfrei heruntergeladen werden.
Ansprechpartner:
Eberhard Roll, Pressesprecher, DZ BANK, (0211) 778-1108, eberhard.roll@dzbank.de
Melanie Schmergal, Pressesprecherin, BVR, (030) 2021-1300, presse@bvr.de