- Die deutsche Wirtschaft ist überraschend gut in das Jahr 2008 gestartet. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist im ersten Quartal spürbar höher ausgefallen als im vierten Quartal 2007. Besonders die exportgetriebene Industriekonjunktur läuft bislang nahezu ungebrochen. Daher ist die Wachstumsprognose im Frühjahrsgutachten der Konjunkturforschungsinstitute von 1,8 Prozent für das laufende Jahr durchaus realistisch, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Die Abwärtsrisiken allerdings hätten deutlich zugenommen, warnt der BVR. Die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten, die rezessive Abschwächung des Wachstums in den USA, massiv gestiegene Energie-, Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise und ein anhaltend kräftiger Anstieg des Eurokurses trübten die konjunkturellen Aussichten mittelfristig ein. Der Verband fordert die Wirtschaftspolitik daher auf, die Wachstumskräfte zu stärken und die Konsolidierung des Staatshaushalts konsequent fortzusetzen. Die Regierung müsse die vorhandenen Haushaltsmittel vermehrt zu Investitionen in Infrastruktur und Bildung nutzen. Bisherige Konsolidierungserfolge dürfe sie durch ein Rückdrehen von Reformen und durch Ausweitung von konsumtiven Ausgaben nicht wieder aufs Spiel setzen. Zunehmend Sorge bereitet dem BVR der sich offensichtlich nachhaltig beschleunigende Anstieg der Inflation in Deutschland und insbesondere im Euro-Raum. Zwar seien die Inflationserwartungen derzeit noch gut verankert. Wie die Wirtschaftsforschungsinstitute schätzt der BVR jedoch das Risiko groß ein, dass die Inflationserwartungen ans Laufen kommen. Gerate eine Lohn-Preis-Spirale erstmal in Gang, so führe dies zu einer größeren Belastung für das Wachstum als die konjunkturelle Abschwächung in den USA. Der Lohnpolitik komme daher in Deutschland und besonders im Euro-Raum eine Schlüsselrolle für die weitere konjunkturelle Entwicklung zu. Nur wenn die Tarifparteien ihrer gesamtwirtschaftlichen Verantwortung gerecht würden, könne sich für die Europäische Zentralbank (EZB) im Verlauf dieses Jahres Spielraum für die Senkung ihrer Leitzinsen ergeben. Derzeit seien die Leitzinsen der EZB angesichts der hohen Preisrisiken angemessen.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)