- Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) begrüßt die heutige Entscheidung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB), den Hauptrefinanzierungssatz für den Euroraum unverändert bei 0,5 Prozent zu belassen. Angesichts der immer noch schwierigen Wirtschaftslage und des begrenzten Inflationsdrucks sei die expansive Ausrichtung der Geldpolitik noch gerechtfertigt. Doch dürfe dies nicht zum Dauerzustand werden. "Je länger die Niedrigzinsphase anhält, umso mehr stellt sich die Frage, ob der Nutzen der extrem expansiven Geldpolitik höher ist als die damit verbundenen Kosten. Bislang sind die erhofften positiven Wirkungen der EZB-Niedrigzinspolitik in den europäischen Krisenländern ausgeblieben", so BVR-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin. Gleichzeitig steige die Gefahr einer Fehllenkung von Investitionsmitteln und einer Beeinträchtigung der Zukunftsvorsorge der Privathaushalte.
In seinem aktuellen Konjunkturbericht zum Spar- und Anlageverhalten der privaten Haushalte in Deutschland thematisiert der BVR die negativen Folgen der sinkenden Sparanreize durch die anhaltend niedrigen Zinsen. "Die Sparer bekommen die Schattenseite der Niedrigzinspolitik immer mehr zu spüren. Sparzinsen unterhalb des Verbraucherpreisanstiegs gefährden die private Altersvorsorge in Deutschland", stellt Martin fest. Sobald die Wirtschaft im Euroraum das Konjunkturtal durchschritten hat, solle die EZB die Rückkehr zu höheren Zinsen nach einem konkreten Ausstiegsszenario vornehmen.
"Um den höheren Vorsorgebedarf durch die Kürzungen der staatlichen Vorsorgeleistungen seit dem Jahrtausendwechsel auszugleichen, müsste die Sparquote ansteigen", so Martin. Die Sparquote der privaten Haushalte, also der Anteil des Ersparten am verfügbaren Einkommen, lag im Jahr 2012 mit 10,3 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2003. Der fallende Trend dürfte sich 2013 mit einem weiteren Rückgang der Sparquote auf 10,2 Prozent fortsetzen.
Die Ersparnis der privaten Haushalte belief sich 2012 auf 175,3 Milliarden Euro, knapp 3 Milliarden Euro mehr als 2011. Die für Finanzanlagen zur Verfügung stehenden Mittel der privaten Haushalte in Deutschland sind 2012 nach Abzug der Sachinvestitionen und unter Hinzurechnung der Kreditaufnahme nach den Zahlen der Finanzierungsrechnung der Deutschen Bundesbank um 8,8 Milliarden Euro und damit etwas stärker als das Sparen gestiegen. Die Bundesbürger bildeten damit im Jahr 2012 neues Geldvermögen in Höhe von 157 Milliarden Euro.
Bankeinlagen blieben 2012 wie in den Jahren zuvor die beliebteste Anlageform der Deutschen. Liquide Bankprodukte wie zum Beispiel Sichteinlagen wurden dabei besonders stark von Bundesbürgern nachgefragt. Insgesamt legten die Bundesbürger bei Banken per Saldo 86,4 Milliarden Euro an. Das waren knapp 20 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die Ansprüche gegenüber Versicherungen inklusive Pensionsrückstellungen stiegen 2012 um 76,4 Milliarden Euro. Wertpapiere waren im gleichen Zeitraum weniger stark gefragt. So zogen die Bundesbürger im vergangenen Jahr 17,4 Milliarden Euro aus dieser Anlageklasse ab.
Das gesamte Geldvermögen der Deutschen lag Ende des vergangenen Jahres bei 4.939 Milliarden Euro. Das waren knapp 228,8 Milliarden Euro mehr als Ende 2011. Dank erheblicher Kursgewinne der Aktien und Investmentfonds in Folge der Erholung an den Aktienmärkten erhöhte sich der Wert der Finanzanlagen im Bestand der Bundesbürger deutlich um einen höheren Betrag als die Geldvermögensbildung.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)