Der im Zusammenhang mit der sich öffnenden Schere in der Einkommensentwicklung oft geäußerte Ruf nach mehr staatlicher Umverteilung der Einkommen geht aus Sicht des BVR in die falsche Richtung. Schon jetzt sei der Anteil der Ressourcen, die durch den Staat umverteilt würden, gewaltig. Durch Steuern und Abgaben werde die Ungleichheit der Einkommen schon heute um mehr als ein Drittel (37,3 Prozent) verringert. Statt einer Erhöhung der Transfers sollte die Politik besser an den Ursachen ansetzen und dafür Sorge tragen, dass mehr Menschen erfolgreich am Arbeitsmarkt Erwerbseinkommen erzielen können. Entscheidend für die Verteilung der Einkommen sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt, so der BVR. Dies zeigten Berechnungen zu Armutsgefährdungsquoten für verschiedene Personengruppen. So wiesen Arbeitslose ein mehr als dreimal so hohes Risiko auf, arm zu sein, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies zeige, dass eine Politik, die Arbeitslosigkeit verringert, einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung von Einkommensungleichheit und damit auch von Armut in Deutschland leiste. Bildungspolitik sollte tragende Rolle spielen Reformen mit dem Ziel einer weiteren Flexibilisierung des Arbeitsmarkts dürften daher am besten dazu beitragen, die Einkommenschancen am unteren Ende der Verteilung zu verbessern. Die von der Bundesregierung geförderte Einführung von Mindestlöhnen sei hingegen kontraproduktiv, da sie zwar die Einkommen der vom Mindestlohn profitierenden Arbeitnehmer erhöhten, sich gleichzeitig aber negativ auf die Beschäftigungschancen Arbeitsloser auswirkten. Langfristig sollte die Bildungspolitik eine tragende Rolle bei der Verbesserung der Einkommenschancen am unteren Ende Verteilung spielen. So sei das Armutsrisiko für Personen ohne Schulabschluss und Berufsausbildung doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Personen. Für Menschen mit einem Hochschulabschluss dagegen sei das Armutsrisiko fast nur halb so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Diese Zahlen machten deutlich, so der BVR, dass eine Verbesserung der Einkommenschancen und eine Verringerung der Armut möglich seien, wenn es der Politik gelinge, mehr Heranwachsenden den Abschluss einer Berufsausbildung oder gar höherer Bildungsabschlüsse zu ermöglichen.