- Nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) ist die Kritik am deutschen Leistungsbilanzüberschuss größtenteils überzogen. Die Forderung nach höheren Investitionen in Deutschland ist aber nicht unberechtigt. „Die Bundesregierung sollte eine längerfristige Strategie zur Erhöhung der öffentlichen und privaten Investitionen entwickeln“, fordert BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Deutschlands künftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erfordere zusätzliche Investitionen in die Digitalisierung, in die Infrastruktur und Bildung. Auch seien zusätzliche private Investitionen erforderlich, beispielsweise beim Wohnungsbau in den Ballungszentren. Die bisherigen Fortschritte beim Ausbau der öffentlichen Investitionen seien begrüßenswert, aber keinesfalls ausreichend.
Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss lag im ersten Halbjahr 2018 saisonbereinigt bei 138,9 Milliarden Euro oder 8,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Überschuss ist nach Ansicht des BVR nicht allein Ausdruck einer hohen Wettbewerbsstärke. Aktuell sei der Leistungsbilanzüberschuss im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mehr als doppelt so hoch als in den vergangenen Jahrzehnten, in denen Deutschland ebenfalls als Exportnation sehr erfolgreich war. Der Leistungsbilanzüberschuss sei aber weder für Deutschland noch für seine Handelspartner unmittelbar mit Nachteilen verbunden. Risiken entstehen mittelfristig vor allem bei Ländern mit anhaltenden Leistungsbilanzdefiziten, da hiermit steigende Auslandsschulden verbunden seien, deren Rückzahlbarkeit gewährleistet bleiben müsse. Handlungsbedarf bestehe daher vor allem bei den Defizitländern.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)