Verglichen mit dem gesamten Währungsgebiet liege der Investitionsrückstand bei rund 60 Milliarden Euro pro Jahr. Zu diesen Ergebnissen kommt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht. Die Politik sollte sich angesichts dieser Entwicklung stärker auf die Verbesserung der Investitions-bedingungen fokussieren, empfiehlt der BVR. Mit der Reform der Unternehmensbesteuerung habe die Bundesregierung den Standort Deutschland zumindest für Kapitalgesellschaften gestärkt, wenngleich Nachbesserungen unabdingbar seien, um die Investitionsanreize weiter zu erhöhen. Mindestens genauso wichtig sei es, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken. Die weitere Senkung der Arbeitslosigkeit müsse hier eines der vorrangigsten Ziele sein. Eine Verbes-serung der Arbeitsmarktlage stärke die Binnennachfrage, verbessere damit die Absatzmöglichkeiten für die Unternehmen und führe so zu verstärkten Investitionen. Der einzige Weg, nachhaltig mehr Beschäftigung zu erreichen und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dauerhaft zu stärken, sei eine weitere Flexibilisierung des Arbeitsmarkts zusammen mit der Fortsetzung einer moderaten Lohnpolitik. Denn die Absatzerwartungen der Unternehmen stellten neben den Finanzierungsbedingungen, die nach wie vor in Deutschland gut seien, eine weitere wichtige Determinante des Investitionsvolumens dar. Ein Zurückdrehen der Arbeitsmarktreformen und übermäßige Lohnabschlüsse würden hingegen die Investitionsanreize auf Dauer reduzieren. Auch dürfe der Arbeitsmarkt nicht durch neue schädliche Regelungen belastet werden. So stelle die Einführung von Mindestlöhnen einen Irrweg dar, der die Situation niedrig Qualifizierter insgesamt aufgrund des zu erwartenden Beschäftigungsabbaus verschlechtern und nicht verbessern werde. Staatsausgaben: weniger konsumieren, mehr investieren Ein besonderer Handlungsbedarf bestehe bei den staatlichen Investitionen. Die Tatsache, dass das öffentliche Sachkapital – nach Bereinigung um den Kapitalverzehr – nunmehr seit mehreren Jahren schrumpfe, sei ein Alarmzeichen angesichts des hohen Bedarfs an Investitionen in die öffentliche Infrastruktur. Zusätzliche Mittel für das Straßen- und Schienenwegenetz und das Bildungssystem sollten im Mittelpunkt der staatlichen Investitionen stehen. Die private Wirtschaft könne nur dann nachhaltig wachsen, wenn auch der Bestand an öffentlichem Sachkapital expandiere. Finanziert werden sollten solche Ausgaben aus Sicht des BVR durch die Verringerung konsumtiver Ausgaben, so dass das Konsolidierungsziel für den öffentlichen Haushalt nicht gefährdet werde.