- Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Meinung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auch auf der kommenden Ratssitzung Anfang Februar Forderungen widerstehen, den Leitzins zu senken. Allerdings sollte sie ihre Tendenz in Richtung steigender Leitzinsen aufgeben und sich auch die Tür zu sinkenden Leitzinsen offenhalten. Dies sei wegen der erhöhten Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung geboten.
Von der Zinsentwicklung in den USA – die US-Notenbank Fed wird ihren Zinsentscheid heute Abend bekannt geben – werde sich die EZB nicht gänzlich abkoppeln können. Auf der heutigen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank sei eine Zinssenkung um bis zu 50 Basispunkte auf 3,0 Prozent zu erwarten. Im weiteren Jahresverlauf sei mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in den USA zu rechnen. Der Aufwertungsdruck auf den Euro dürfte wegen der sich öffnenden Zinsschere zu den USA kräftig bleiben und könnte die Gemeinschaftswährung auf bisher unerreichte Höhen treiben. Dies würde die Verlangsamungstendenzen in der europäischen Wirtschaft verstärken und zusätzlich den Inflationsgefahren entgegen wirken. Sollten sich die Befürchtungen einer gravierenden Wachstumsabschwächung in den USA und einer Verlangsamung der Dynamik im Euro-Raum deutlich unter die Potenzialrate bestätigen und sich gleichzeitig keine spürbaren Zweitrundeneffekte materialisieren, dann könnte der EZB-Leitzins zum Jahresende bei 3,5 Prozent liegen, einen halben Prozentpunkt niedriger als derzeit. Eine Lockerung der Geldpolitik im Euro-Raum sollte allerdings nicht unmittelbar erfolgen. Die EZB sollte mit Zinsschritten abwarten, bis die Daten verlässlichere Aussagen über die Konjunktur und die Inflation zulassen. Damit sei aber erst im Verlauf der kommenden Monate zu rechnen. Ein überhasteter Kurswechsel der EZB, der zu großen Teilen auf Spekulationen beruhe, erwiese dem Ansehen der Notenbank einen Bärendienst, so der BVR. Dazu käme es, wenn bei einer geänderten Datenlage nach wenigen Monaten ein erneuter Kurswechsel notwendig werden sollte. Eine aggressive Zinssenkungspolitik wie in den USA sei im Euroraum nicht angezeigt. Neben den bestehenden Inflationsgefahren spreche auch die konjunkturelle Lage gegen eine stärkere Lockerung der Geldpolitik. Der Aufschwung im Euro-Raum stehe auf einer soliden Grundlage. Die Wirtschaft Europas leide nicht unter tief greifenden makroökonomischen Ungleichgewichten wie die USA. Die bislang bekannten Konjunkturdaten deuteten für den Euro-Raum nur auf eine überschaubare Abschwächung der Konjunktur hin. Ein drastischer Rückgang des Wirtschaftswachstums oder gar eine Rezession zeichne sich derzeit nicht ab. Zu rechnen sei allerdings damit, dass sich die Wachstumsprojektion des Eurosystems, die mit 2 Prozent in der Nähe des Potenzialwachstums liegt, als zu hoch erweise.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)