Die im Reisemarkt tätigen mittelständischen Busunternehmen müssen sich den stark rabattierten Sondertarifen anderer Marktteilnehmer stellen und in 2009 und 2010 daher Umsatzverluste hinnehmen; ferner beeinflusste auch die schwache Konjunktur die Situation. Demgegenüber dürfte der öffentliche Nahverkehr mit Bus, Eisenbahn und Straßenbahn in diesem und dem kommenden Jahr aufgrund von Tariferhöhungen steigende Einnahmen erwirtschaften. Rund 31.000 Unternehmen betreiben in Deutschland Straßenpersonenverkehr, der wiederum in Massen- oder Individualverkehr unterteilt werden kann. Sie erwirtschaften rund 12 Milliarden Euro Umsatz. Die kommunalen oder gemischtwirtschaftlichen Verkehrsbetriebe betreiben fast ausschließlich Linienverkehr in Ballungsgebieten und Mittelstädten. Dagegen bieten die privaten, in der Regel mittelständischen Busunternehmen Nahverkehr mit eigenen Konzessionen vor allem in ländlichen Gebieten an.
Die Beförderung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterliegt einer Genehmigungspflicht, genießt auf der anderen Seite aber Wettbewerbsschutz, da Linienkonzessionen meist für mehrere Jahre erteilt werden. Gemeinwirtschaftliche Verkehre, also Linienverkehre, die nicht kostendeckend durchgeführt werden können, müssen europaweit ausgeschrieben werden. Hierbei ist die Lösung mit den geringsten Zuschuss-kosten zu wählen. Eigenwirtschaftliche Verkehre, die sich grundsätzlich selber tragen können, unterliegen hingegen einem Genehmigungswettbewerb. Eine deutsche Besonderheit besteht beim innerdeutschen Buslinienfernverkehr, der nach dem Personenbeförderungsgesetz genehmigungspflichtig ist. Danach ist eine Genehmigung zu versagen, wenn keine wesentliche Verbesserung der Verkehrsbedingungen erwartet wird. Die Bahn, aber auch Mitfahrzentralen und Fluggesellschaften werden damit de facto vor Konkurrenz von der Straße geschützt – innerdeutscher Buslinienfernverkehr findet bislang kaum statt. Ausnahmen stammen aus der Zeit der einstigen Insellage des westlichen Teils von Berlin und erlauben lediglich Fahrten von und nach Berlin. Die neue Bundesregierung plant allerdings Fernbuslinien zuzulassen. Mit der geplanten Neuregelung könnte sich für Busunternehmen ein neues Geschäftsfeld eröffnen.
Zur Studie VR Info Branchen special
Das "VR Info Branchen special" informiert über hundert vorwiegend mittelständisch geprägte Branchen der deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Perspektiven und zur betriebswirtschaftlichen Situation. Außerdem werden Wettbewerbsposition und -fähigkeit, strategische Defizite und unternehmerische Optionen der jeweiligen Unternehmen aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom Deutschen Genossenschafts-Verlag (www.dgverlag.de) vertrieben. Jeden Monat erscheint ein Bündel von 16 - 17 aktualisierten Berichten. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).