- Die Unternehmen der Stahlverformung dürften im zurückliegenden Jahr 2011 bei einer schwungvollen Nachfrageentwicklung gegenüber dem Vorjahr einen zweistelligen Umsatzzuwachs erfahren haben. Angesichts der sich abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung wird das Umsatzplus in 2012 aber mit voraussichtlich 2 bis 3 Prozent deutlich geringer ausfallen, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut erstellten Branchenbericht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war der Branchenumsatz in den ersten acht Monaten des Jahres 2011 noch um kräftige 23,9 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro gestiegen.
Als Zulieferbranche der Metallverarbeitung lässt sich die Stahlverformung in vier Bereiche unterteilen: in die Herstellung von Schmiede-, Press-, Zieh-, Stanzteilen und Ähnlichem, in den Bereich Oberflächenveredelung und Wärmebehandlung, in die Herstellung von Drahtwaren, Ketten und Federn sowie in die Herstellung von Schrauben und Nieten. Die überwiegend mittelständisch geprägte Branche weist durch den allgemein hohen Spezialisierungsgrad ihrer Produkte viele Nischenanbieter auf. Etwa zwei Drittel der Erzeugnisse werden vom Fahrzeugbau und dessen Zulieferern sowie vom Maschinen-, Apparate- und Anlagebau absorbiert. Im Durchschnitt der ersten acht Monate des Jahres 2011 waren in den von der amtlichen Statistik erfassten 1.082 Stahlverformungs-Betrieben (Betrieb mit 50 und mehr Beschäftigten) insgesamt 164.047 Personen beschäftigt.
Die Branche befand sich Ende 2011 in einer guten Wirtschaftslage. Der Auslastungsgrad der Produktionsanlagen lag im Oktober mit 84,4 Prozent um gut 6 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Die Reichweite des Auftragsbestands ist binnen Jahresfrist um einen halben Monat auf vier Monate gestiegen. Maßgeblich hierfür war vor allem der Investitionsboom, der in wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau zu kräftigen Produktionsausweitungen führte. Angesichts der eingetrübten Weltkonjunktur und der allgemeinen Konjunkturabschwächung dürften die Wachstumsimpulse, die von diesen Branchen auf die Unternehmen der Stahlverformung ausgehen, in den nächsten Monaten aber deutlich an Schwung verlieren.
Zur Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Lage der Branche können die Angaben der amtlichen Kostenstrukturerhebung herangezogen werden. Diese liegen derzeit bis zum Jahr 2009 vor. Demnach erzielten die Betriebe der Stahlverformung in diesem stark von einer Rezession geprägten Jahr einen betriebswirtschaftlichen Verlust in Höhe von 1,8 Prozent des Bruttoproduktionswertes. Mit der auf den Konjunktureinbruch folgenden gesamtwirtschaftlichen Erholung dürfte sich die Ertragslage in den Jahren 2010 und 2011 allerdings spürbar verbessert haben. In 2012 wird die Ertragslage unter Berücksichtigung leicht steigender Umsätze aller Voraussicht nach im Durchschnitt der Branche zufriedenstellend ausfallen.
Die Unternehmen der Stahlverformung sehen sich nach wie vor einer hohen Konkurrenzintensität ausgesetzt. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sind permanent Investitionen in Forschung und Entwicklung erforderlich. So konnten beispielsweise in der Kraftwerkstechnik durch weiterentwickelte Schmiedestähle mittels neuer Nickel-Chrom-Legierungen Wirkungsgrade in bisher unerreichter Höhe erzielt werden und bei Offshore-Windanlagen führen Neuentwicklungen wie verschleißfeste Wälzlager zu einer längeren Lebensdauer. Derartige Innovationen bilden die Grundlage dafür, dass die Branche im internationalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich bleibt.
Zur Studie "VR Info Branchen special"
Das "VR Info Branchen special" informiert über hundert vorwiegend mittelständisch geprägte Branchen der deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Perspektiven und zur betriebswirtschaftlichen Situation. Außerdem werden Wettbewerbsposition und -fähigkeit, strategische Defizite und unternehmerische Optionen der jeweiligen Unternehmen aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom DG VERLAG (www.dgverlag.de) vertrieben. Jeden Monat erscheint ein Bündel von 16 bis 17 aktualisierten Berichten. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)