- Die Alten- und Pflegedienste werden im Jahr 2011 aller Voraussicht nach gegenüber dem Vorjahr erneut einen Umsatzzuwachs verzeichnen können. Bei den ambulanten Diensten dürften die Umsätze um rund 6 Prozent steigen. In der stationären Pflege wird der Zuwachs mit 4 bis 5 Prozent etwas schwächer ausfallen, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung erstellten Branchenbericht. Angesichts der weiterhin steigenden Zahl von pflegebedürftigen Menschen und der nächsten Erhöhung der Pflegeversicherungsleistungen ist auch für 2012 mit einer Zunahme des Branchenumsatzes zu rechnen.
Der mittelständisch strukturierte Wirtschaftsbereich lässt sich grob in ambulante Pflegedienste sowie in teilstationäre und vollstationäre Pflegeheime unterteilen. Ambulante Dienste unterstützen das Pflegeengagement von Angehörigen im häuslichen Bereich der Pflegebedürftigen. Teilstationäre Pflegeeinrichtungen ergänzen die häusliche Pflege oder ersetzen sie für einen begrenzten Zeitraum. Sie sind häufig vollstationären Einrichtungen wie Seniorenresidenzen, Einrichtungen des betreuten Wohnens oder Pflegeheimen angegliedert, die von freigemeinnützigen, öffentlichen oder privatgewerblichen Trägern betrieben werden. Gemäß der aktuellsten Pflegestatistik gab es im Jahr 2009 in Deutschland 12.026 ambulante Pflegedienste sowie 11.634 teil- beziehungsweise vollstationäre Pflegeheime mit insgesamt 845.007 Pflegeplätzen.
Grundsätzlich wird der Markt für Senioren- und Pflegedienstleistungen nur wenig durch konjunkturelle Schwankungen, sondern vielmehr durch demographische, medizinische, gesellschaftliche und politisch-institutionelle Faktoren bestimmt. Er befindet sich bereits seit Jahren im Wachstum, da immer mehr Versorgungs-, Betreuungs- und Unterbringungsleistungen nachgefragt werden. Zudem ist eine langsame Verlagerung hin zu mehr professioneller Pflege in Heimen und durch ambulante Pflegedienste feststellbar. Nach Angaben der Pflegestatistik waren im Dezember 2009 in Deutschland 2,34 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bis 2020 dürfte ihre Anzahl auf knapp 3 Millionen und bis 2030 auf rund 3,4 Millionen Menschen steigen.
Das Volumen des Pflegemarktes wird auf etwa 30 Milliarden Euro geschätzt. Davon entfallen rund 70 Prozent auf die stationären Pflegeeinrichtungen. Die Leistungen werden vor allem durch die soziale Pflegeversicherung finanziert, die ihre Ausgaben in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht hat. Im Jahr 2010 summierten sich die Leistungsausgaben der sozialen Pflegeversicherung auf 20,4 Milliarden Euro. Trotz eines weiteren Anstiegs der Pflegeversicherungsausgaben dürfte die Ertragslage der Pflegeheime sowohl 2011 als auch 2012 angesichts eines hohen Kostendrucks und deutlicher Überkapazitäten im Durchschnitt nur ausreichend ausfallen. Die ambulanten Pflegedienste werden hingegen vielfach zufriedenstellende Erträge erzielen können.
Um einem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Branche gefordert, mehr Anstrengungen im Human-Resource-Bereich zu unternehmen. Die Ausbildung von Arbeitskräften sollte attraktiver gestaltet werden. Zudem sollten die Alten- und Pflegedienste versuchen, die durchschnittliche Verweildauer im Beruf, die derzeit nur bei zirka 8 Jahren liegt, zu erhöhen.
Zur Studie "VR Info Branchen special"
Das "VR Info Branchen special" informiert über hundert vorwiegend mittelständisch geprägte Branchen der deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Perspektiven und zur betriebswirtschaftlichen Situation. Außerdem werden Wettbewerbsposition und -fähigkeit, strategische Defizite und unternehmerische Optionen der jeweiligen Unternehmen aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom DG VERLAG (www.dgverlag.de) vertrieben. Jeden Monat erscheint ein Bündel von 16 bis 17 aktualisierten Berichten. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)