Die Ertragslage lässt sich allein für die zentrale Gruppe der Farbentankstellen, also den Stationen der Mineralölgesellschaften, abschätzen. Sie dürfte unverändert angespannt bleiben. Bei einem eher rückläufigen Kraftstoffgeschäft sind vor allem die Optimierung des Shop- und Dienstleistungsgeschäftes die wichtigen strategischen Herausforderungen für die Zukunftssicherung der Branche. Tankstellen sind Handelsbetriebe, die Kraftstoffe für Straßenfahrzeuge an Endverbraucher vertreiben. Die Branche ist stark mittelständisch geprägt, da neben den freien und sonstigen Tankstellen auch die sogenannten Farbentankstellen der Mineralölfirmen als Pachtbetriebe geführt werden. Die Zahl der Tankstellen ist in den letzten vierzig Jahren auf ein Drittel gesunken und lag Anfang 2010 bei rund 14.800 Stationen. Dieser oft als Tankstellensterben bezeichnete Schrumpfungsprozess hat sich in den letzten Jahren allerdings deutlich abgeschwächt. Trotz rückläufiger Tankstellen- und steigender PKW-Zahl geht der mengenmäßige Kraftstoffabsatz pro Station zurück. Neben dem sinkenden Kilometerverbrauch moderner PKW ist dafür vor allem die Verteuerung der Spritkosten verantwortlich. Außer staatlichen Eingriffen (Mineralölsteuer, Umsatzsteuer) wirkte in letzter Zeit vor allem die Entwicklung der Weltmarktpreise für Rohöl preistreibend. Insgesamt ergibt sich zwar eine Zunahme des nominalen Kraftstoffgeschäfts, was sich in den Umsatzdaten der Stationen jedoch kaum niederschlägt.
Bei der Mehrheit der Betriebe, den Agenturtankstellen, geht nicht der Warenwert in den Umsatz ein, sondern lediglich die Verkaufsprovision. Die entsprechenden Provisionsätze sind immer weiter gesunken. Die anderen beiden Standbeine der Branche, das Shopgeschäft und die Autowäsche und –pflege, werden vor diesem Hintergrund immer wichtiger. Sie machen bei den im Pachtbetrieb geführten Tankstellen den überwiegenden Teil des Rohertrages aus. Hier gilt es die speziellen Vorteile des Tankstellennetzes (z.B. lange Öffnungszeiten und gute Flächenabdeckung, verkehrsgünstige Standorte) optimal zu nutzen. Im Einzelfall sollte die Option geprüft werden die Shop-, Gastronomie- und Servicekonzepte in Richtung eines attraktiven Einkaufs- und Dienstleistungsangebots weiterzuentwickeln. Dazu darf der Personalbestand im Tankstellengewerbe aber nicht weiter ausgedünnt werden. Im traditionellen Kerngeschäft sollte schließlich das Angebot an den wachsenden Bedarf alternativer Energieträger (Autogas, Erdgas, Bio-Diesel, Aufladung und Austausch von Akkumulatoren für Elektroantriebe) angepasst werden. Kurzfristig betrifft dies vor allem die Bereitstellung von Kapazitäten für die schnell expandierende Autogasnachfrage.
Zur Studie VR Info Branchen special
Das "VR Info Branchen special" informiert über hundert vorwiegend mittelständisch geprägte Branchen der deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Perspektiven und zur betriebswirtschaftlichen Situation. Außerdem werden Wettbewerbsposition und -fähigkeit, strategische Defizite und unternehmerische Optionen der jeweiligen Unternehmen aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom Deutschen Genossenschafts-Verlag (www.dgverlag.de) vertrieben. Jeden Monat erscheint ein Bündel von 16 - 17 aktualisierten Berichten. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Journalisten können den Branchenbericht beim BVR anfordern.