- Die betriebswirtschaftliche Lage der Rinderhalter dürfte sich im Wirtschaftsjahr 2017/18 weiter erholen. Dies legt zumindest die Entwicklung der Erzeugerpreise für Milch nahe, die im Herbst 2017 vorübergehend auf über 40 Cent je Kilogramm gestiegen waren. Die Ertragslage der rinderhaltenden Betriebe hatte sich bereits im Wirtschaftsjahr 2016/17 insgesamt verbessert, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut erstellten Branchenbericht. Damals reichten die durchschnittlichen Gewinne jedoch nicht aus, um die Verluste ausgleichen zu können, die während der Milchpreiskrise der beiden Vorjahre angefallenen waren.
In der Klassifikation des Statistischen Bundesamtes werden die milchviehhaltenden Betriebe zusammen mit den sonstigen Futterbaubetrieben der Kategorie der Futterbaubetriebe zugeordnet. Knapp 50 Prozent dieser Betriebe sind auf die Milcherzeugung spezialisiert. Auf die Rinderaufzucht und Mast entfallen knapp 25 Prozent. Die übrigen Betriebe sind Futterbaubetriebe mit anderen Tieren wie Ziegen, Schafe oder Kombinationsbetriebe mit verschiedenen Tieren. Der Viehbestandserhebung zufolge hatte jeder Betriebe Ende 2017 im Durchschnitt 86 Rinder.
Der bereits seit einigen Jahren andauernde Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft schreitet weiter voran, wobei die Rinderhaltung überdurchschnittlich stark betroffen ist. Der aktuellen Agrarstrukturerhebung zufolge sank die Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2013 und 2016 um rund drei Prozent. Bei den rinderhaltenden Betrieben war zeitgleich ein Rückgang um neun Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der milchviehhaltenden Betriebe sank sogar um 12 Prozent. Der Grund für den verstärkten Strukturwandel in der Rinderhaltung ist in der Milchpreiskrise von 2015 zu sehen. Wegen des dramatischen Preisverfalls am globalen Milchmarkt mussten zahlreiche Betriebe schließen. Die verbleibenden Landwirte reagierten auf das schwierige Marktumfeld vielfach damit, dass sie sich in ihrer Produktion spezialisierten und ihre Betriebe vergrößerten.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung stieg der Gewinn der Milchviehbetriebe im Wirtschaftsjahr 2016/17 gegenüber dem Vorjahr im Mittel um 53 Prozent auf 51.600 Euro je Betrieb. Maßgeblich für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage waren die gestiegenen Auszahlungspreise für Milch, die sich mit regionalen Schwankungen um die 30 Cent-Marke je Kilogramm bewegten. In den beiden Vorjahren lagen die Preise lediglich bei rund 20 Cent. Als kostendeckend werden jedoch Preise von mindestens 32 bis 35 Cent angesehen. Vor diesem Hintergrund war die Ertragslage vieler Betriebe im Wirtschaftsjahr 2016/17 noch immer als angespannt zu bezeichnen.
In der Vergangenheit wurden immer mehr Milchautomaten erreichtet. Derzeit können die Verbraucher bundesweit an über 650 Standorten rund um die Uhr frische Milch vom Erzeuger kaufen. Diese auch als Milchtankstellen bezeichnete Automaten sind für die Erzeuger lukrativ, da sie hier deutlich höhere Preise von zirka einem Euro je Liter erzielen können. Allerdings sind die Milchautomaten auch mit Kosten verbunden. Für das Aufstellen muss mit etwa 20.000 Euro gerechnet werden, zuzüglich eventueller Kosten für den Fundament- und Dachbau sowie weiterer Maßnahmen.
Das "VR Branchen special“ informiert kontinuierlich und aktuell über die zirka 150 wichtigsten Branchen der mittelständischen deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Entwicklung und zur Ertragslage. Außerdem werden aktuelle Themen und Trends aus der jeweiligen Branche aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut (www.ifo.de) erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom DG VERLAG (www.dgverlag.de) vertrieben. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)