- Trotz vorübergehender finanzieller Einbußen im Zuge der Coronavirus-Pandemie wird das Umsatzwachstum der ambulanten Pflegedienste 2020 voraussichtlich anhalten. Die Ertragslage dürfte daher im Branchendurchschnitt zufriedenstellend bleiben, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut erstellten Branchenbericht "Alten- und Pflegedienste". Wachstumsimpulse erhält die Branche durch den voranschreitenden demografischen Wandel. Darüber hinaus werden viele Haushalte angesichts der Pandemie einen Wechsel zur stationären Versorgung vermeiden und daher stärker ambulante Dienste in Anspruch nehmen.
In Deutschland gibt es etwa 14.000 ambulante Pflegdienste, die mit gut 390.000 Beschäftigten jährlich Leistungen im Wert von rund 19 Milliarden Euro erbringen. Zusammen mit den Pflegeheimen übernehmen oder unterstützen sie die Pflege vorwiegend älterer Menschen. Auf dem Pflegemarkt sind neben privaten Anbietern, deren Anzahl steigt, auch freigemeinnützige Einrichtungen und Dienste sowie öffentliche Träger (Städte und Gemeinden) tätig. Die Branche ist stark durch mittelständischen Struktur geprägt. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass die fünf größten Pflegedienstbetreiber zusammen lediglich einen Marktanteil von drei Prozent aufweisen.
Treibender Faktor der Nachfrage nach Pflegeleistungen ist die Demografie. Im Allgemeinen steigt mit zunehmenden Alter der Menschen die Wahrscheinlichkeit, Betreuungs- und Pflegedienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Im Zuge des demographischen Wandels wird die Zahl der älteren Menschen in den nächsten Jahren weiter steigen. Der damit einhergehende pflegerische Mehrbedarf dürfte ohne den Ausbau der Pflegeeinrichtungen nicht zu stemmen sein.
Von den ab März ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie war der Pflegesektor unmittelbar betroffen. Ältere Menschen sind eine zentrale Risikogruppe, insbesondere, wenn Vorerkrankungen vorliegen. Trotz besonderer Vorkehrungen, die sowohl die zu Pflegenden als auch die Pflegekräfte so gut wie möglich schützen sollen, mussten die ambulanten Dienste vielerorts einen Rückgang der Pflegetermine hinnehmen, da Angehörige aus Angst vor Ansteckung keine Pflegekräfte mehr ins Haus ließen. Diese Sondersituation wird aber voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf rasch abklingen. Die ambulanten Pflegedienste können daher 2020 erneut mit einem Umsatzwachstum rechnen.
Grundlage für die Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Verfassung der Branchenunternehmen liefert eine Auswertung von Jahresabschlüssen der Firmenkunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken, die derzeit bis zum Jahr 2018 vorliegen. In diesem Jahr erwirtschafteten die einbezogenen Pflegedienste durchschnittlich ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern in Höhe von rund 8 Prozent der Gesamtleistung. Damit dürfte die Ertragslage im Branchenmittel zufriedenstellend ausgefallen sein. Auch 2020 dürfte sie auf diesem Niveau gehalten werden können.
Eine erfolgversprechende Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsposition der ambulanten Pflegedienste ist in Produktivitätsverbesserungen durch die Informationstechnik zu sehen. Bei der vernetzen Tourenplanung und Leistungserfassung sowie der elektronischen Pflegedokumentation gibt es vielfach noch ungenutzte Potenziale.
Das "VR Branchen special" informiert kontinuierlich und aktuell über die zirka 150 wichtigsten Branchen der mittelständischen deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Entwicklung und zur Ertragslage. Außerdem werden aktuelle Themen und Trends aus der jeweiligen Branche aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut (www.ifo.de) erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom DG VERLAG (www.dgverlag.de) vertrieben. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Journalisten können den Branchenbericht beim BVR anfordern.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)