- In den vergangenen Jahren sind die Einkommen der niedergelassenen Ärzte in Deutschland merklich gestiegen. Maßgeblich hierfür waren relativ hohe Zuwachsraten bei den Honoraren, die allerdings in regionaler und fachgruppenspezifischer Hinsicht sehr unterschiedlich ausfielen. Die niedergelassenen Ärzte haben 2008 und 2009 über die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen einen Honorarzuwachs von über 3,8 Milliarden Euro erzielt. In 2011 dürfte es erneut zu Honorar- und Einkommenszuwächsen kommen, erwartet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuell herausgegebenen und vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung erstellten Branchenbericht.
Im Jahr 2009 arbeiteten in Deutschland knapp 43 Prozent der berufstätigen Ärzte im mittelständisch geprägten ambulanten Sektor. Sie waren zum Großteil als niedergelassener Arzt mit Kassenzulassung in einer eigenen Praxis tätig. Neben diesen rund 155.000 Vertragsärzten sind im ambulanten Sektor aber auch etwa 4.000 Privatärzte tätig, die ausschließlich privat versicherte Patienten und Selbstbezahlern behandeln.
Der ambulante Sektor erfuhr in der Vergangenheit einige strukturelle Veränderungen. So ist es seit dem Jahr 2004 Vertragsärzten erlaubt, ärztliche Mitarbeiter einzustellen. Deren Zahl hat sich von 2004 bis 2009 von 8.600 auf 20.700 erhöht. In Hinblick auf die Zahl der niedergelassenen Ärzte und Vertragsärzte ist hingegen seit 2006 eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen. Veränderungen sind auch hinsichtlich der Organisationsform der medizinischen Versorgung feststellbar. Während die Anzahl der in Einzelpraxis tätigen Ärzte seit über zehn Jahren rückläufig ist, nahm die Zahl der Ärzte in Gemeinschaftspraxen deutlich zu. Einen zusätzlichen Schub erhielt dieser Prozess mit dem im Jahr 2004 in Kraft getretenen Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherungen, das unter anderem die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) aufwertete. Hierbei handelt es sich um Einrichtungen, in denen mindestens zwei Ärzte unterschiedlicher Fachgebiete tätig sind. Ende 2009 gab es deutschlandweit knapp 1.500 MVZ mit über 7.600 Ärzten. Eine weitere strukturelle Veränderung basiert auf einer gesetzlichen Neuregelung, die es Krankenhäusern und Kliniken erleichtert, neben stationären auch bestimmte hoch spezielle ambulante Leistungen zu erbringen. Damit treten sie teilweise in Konkurrenz zu den MVZ und den niedergelassenen Arztpraxen.
Vertragsärzte können neben Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung auch weitere Leistungen erbringen, die von den Patienten selbst oder deren privaten Versicherungen zu bezahlen sind. Diese Leistungen werden auch „Individuelle Gesundheitsleistungen“ (IGeL) genannt. Aktuellen Umfragen zufolge bieten rund 65 Prozent der Ärzte IGeL an. Zudem wird allgemein erwartet, dass diese Leistungen zukünftig immer wichtiger werden. Ärzte, die bisher IGeL noch nicht angeboten haben, sollten daher prüfen, ob sie in ihrer Situation eine strategische Option darstellen. Mit diesen Leistungen kann die wirtschaftliche Grundlage der Praxis erweitert und damit die Abhängigkeit von den Entwicklungstrends des Versicherungssystems reduziert werden.
Zur Studie "VR Info Branchen special"
Das "VR Info Branchen special" informiert über hundert vorwiegend mittelständisch geprägte Branchen der deutschen Wirtschaft. Jeder Bericht enthält Analysen und Prognosen zur Struktur der Branche, zu konjunkturellen Perspektiven und zur betriebswirtschaftlichen Situation. Außerdem werden Wettbewerbsposition und -fähigkeit, strategische Defizite und unternehmerische Optionen der jeweiligen Unternehmen aufgezeigt. Die Berichte werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München erstellt und halbjährlich aktualisiert. Das Gesamtpaket wird vom DG VERLAG (www.dgverlag.de) vertrieben. Jeden Monat erscheint ein Bündel von 16 bis 17 aktualisierten Berichten. Die einzelnen Berichte sind bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Herausgeber der Berichte ist der BVR.
Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)