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#Genossenschaftsidee
Anfang Dezember 2016 wurde die Genossenschaftsidee als erster deutscher Beitrag mit in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Das Internationale Komitee der UNESCO – die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur – würdigt damit die Idee als Form der gemeinschaftlichen Selbstorganisation, die auf den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung basiert. Sie bildete vor rund 170 Jahren den Grundstein für die heutigen Genossenschaftsbanken. Als vielseitige Förderer ihrer Region führen die Institute die Genossenschaftsidee ihrer Gründerväter auch heute noch weiter und halten sie vital und lebendig.

„Die Arbeit der Genossenschaften ist eine Antwort auf zentrale gesellschaftliche Herausforderungen. Sie leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, beispielsweise von lokaler Beschäftigung und sozialer Integration. Die hohe Anzahl der Genossenschaftsmitglieder in Deutschland macht deutlich, dass dieses Modell der kooperativen Selbsthilfe und Selbstverantwortung Menschen hierzulande vereint, individuelles Engagement fördert und soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation und Mitgestaltung ermöglicht. Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung.“

Diese allgemeine, auf sämtliche Genossenschaften in Deutschland bezogene Aussage, drückt sich auch sehr konkret in der Gestalt und dem Wirken der 972 Genossenschaftsbanken in Deutschland aus.

Soziale Integration

18,4 Millionen Mitglieder haben die Kreditgenossenschaften in Deutschland. Seit Jahren erleben sie ein stetiges Mitgliederwachstum: Über 2 Millionen neue Mitglieder kamen in den vergangenen zehn Jahren dazu. Immer mehr Menschen und Unternehmen wollen nicht nur Kunde, sondern auch Teilhaber ihrer Bank sein. So betreiben die Genossenschaftsbanken in Deutschland ihr Geschäft von einer sehr breiten Mitgliederbasis aus. Dabei wirken sie eng vernetzt in ihre Regionen hinein.

Nach wie vor basiert das genossenschaftliche Geschäftsmodell dabei maßgeblich auf der Präsenz vor Ort und der Nähe zu den Kunden und Mitgliedern – natürlich in Verbindung mit einem leistungsfähigen vollumfänglichen Onlineangebot. Für diese Verfügbarkeit steht auch das flächendeckende, in nahezu jeden Winkel des Landes reichende Filialnetz. 11.787 Bankstellen werden bundesweit von den 972 Instituten betrieben. Hinzu kommen 3.467 SB-Zweigstellen. Die Kreditgenossenschaften sind vor Ort erreichbar, wenn der Kunde sie braucht. Sie stehen ihnen direkt und persönlich zur Seite. Das gilt längst nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht.

Soziale Verantwortung

Über die Förderung der Mitglieder und der regionalen Wirtschaft hinaus setzen sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland in besonderem Maße für die Anliegen ihrer jeweiligen Region ein. Rund 140 Millionen Euro lassen die Genossenschaftsbanken Jahr für Jahr an finanziellen Zuwendungen, zum Beispiel Spenden oder Sponsoring, den Menschen vor Ort zukommen. Das gesamte aufgebrachte Stiftungsengagement der genossenschaftlichen Kreditinstitute beläuft sich auf nahezu 300 Millionen Euro. Mit der Gründung und Unterstützung von Stiftungen schaffen die Kreditgenossenschaften verlässliche und nachhaltige Förderstrukturen. Dieses Engagement passt zweifellos zu ihrem Selbstverständnis.

Lokale Beschäftigung

Des Weiteren sind Genossenschaftsbanken deutschlandweit auch verlässliche Arbeitgeber vor Ort: Sie sind Arbeitgeber in der Region für die Region und bieten somit auch in ländlichen Gebieten vielen Menschen eine berufliche Perspektive. 151.050 Mitarbeiter haben die Genossenschaftsbanken Ende des Jahres 2016 beschäftigt. Dabei sind die Kreditgenossenschaften auch ein sehr wichtiger Ausbilder in der Region. So liegt die Ausbildungsquote bei 7,8 Prozent. Insgesamt erhalten 11.000 junge Menschen bei den Genossenschaftsbanken eine zukunftsorientierte Ausbildung.

Vertrauensgewinne

Es erstaunt also nicht, dass insbesondere nach der Finanzmarktkrise vor knapp zehn Jahren viele Kunden ihr Vertrauen den Genossenschaftsbanken in Deutschland schenkten. Das über viele Jahre anhaltende Wachstum im Kundengeschäft bringt deutlich zum Ausdruck, dass die Kunde-Bank-Beziehung im Genossenschaftssektor beständig und gesund ist. Nach Zuwächsen in den Vorjahren konnten sowohl bei den Kreditbeständen (4,5 Prozent) als auch bei den Kundeneinlagen (4,8 Prozent) erneut erfreuliche Wachstumsraten erzielt werden, die weit über das durchschnittliche Marktwachstum in beiden Bereichen hinausgehen.

Dazu passt der gute Ruf, den die genossenschaftliche FinanzGruppe auch bei den Ratingagenturen genießt. AA– lautet dieses bei FitchRatings, auch Standard & Poor‘s vergab ein hervorragendes AA– als Langfristrating – mit stabilem Ausblick. Insofern ist das große Kundenvertrauen natürlich keine reine Sympathiebekundung, sondern es stützt sich auf ein wirtschaftlich stabiles Fundament.

Die Kreditgenossenschaften verfügen über gewachsene, stimmige Strukturen und ein überzeugendes Geschäftsmodell. Beides verleiht ihnen auch in Zeiten von Nullzinspolitik, Regulierungsflut und digitalen Herausforderungen Stärke und Robustheit. Aus dieser Position heraus lassen sich die Anforderungen der Zukunft ganz gewiss sehr viel besser bewältigen. Denn: Ein Kern der von den genossenschaftlichen Gründervätern geprägten Geschäftsphilosophie besteht auch darin gemeinsam, innovativ und aus eigener Kraft heraus den Herausforderungen von morgen zu begegnen.

Raiffeisen-Jahr 2018

Apropos, Gründerväter: Ein großes Jubiläum steht der genossenschaftlichen FinanzGruppe im kommenden Jahr bevor: 2018 jährt sich der Geburtstag des Gründervaters und Vordenkers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. 2018 ist Raiffeisen-Jahr! Zu diesem Anlass wird es zahlreiche Gelegenheiten geben, bei denen die besonderen Errungenschaften des Reformers gewürdigt werden. Denn: Die Ideen von Raiffeisen sind heute lebendiger und aktueller denn je. Die jährlichen Geschäftszahlen der Kreditgenossenschaften belegen die Vitalität und Stärke der genossenschaftlichen Idee Jahr für Jahr aufs Neue.

Weitere aktuelle Informationen zum Raiffeisen-Jahr finden Sie online unter: www.raiffeisen2018.de.

#Digitalisierung
#Digitalisierung: Es gibt kaum ein Schlagwort, das in den Strategieüberlegungen von Unternehmen derzeit öfter auftaucht. Was gestern neu war, ist heute schon Alltag. Dabei wird deutlich: Die Geschwindigkeit, mit der digitale Veränderungen erfolgen, ist rasanter als noch vor einigen Jahren. Darauf adäquat zu reagieren, erfordert ein gutes Gespür, Reaktionsschnelligkeit, aber auch ein klares Bewusstsein dafür, was wichtig ist und was außer Acht gelassen werden kann.

Geht es um die Antworten der genossenschaftlichen FinanzGruppe auf die zunehmende Digitalisierung, ist das Trending Topic schnell benannt: #Kunde. Der Kunde steht im Zentrum aller strategischen Überlegungen. Angebote werden von den Kundenerwartungen ausgehend entwickelt. Prozesse vom Kundenverhalten ausgehend gedacht. Der Kunde ist König – auf allen Kanälen. „KundenFokus 2020“ lautet folgerichtig der Titel des verbundübergreifenden Großprojekts, an dem von den Primärinstituten über die genossenschaftlichen Regionalverbände und die IT-Dienstleister bis hin zur DZ BANK Gruppe Protagonisten aller Bereiche der genossenschaftlichen FinanzGruppe mitwirken.

Omnikanalbank

Generell geht es hier um den in den vergangenen Jahren bereits eingeläuteten Umbau des Modells der filialbasierten Genossenschaftsbank hin zu einer Omnikanalbank. Dies geschieht nicht von einem Tag auf den anderen, sondern ist ein sich organisch entwickelnder Prozess, der Schritt für Schritt im laufenden Betrieb erfolgt. So bleibt man flexibel, reaktionsschnell, handlungsfähig.

Dass dies in der genossenschaftlichen FinanzGruppe gelingt, zeigen nicht zuletzt die überdurchschnittlichen Wachstumszahlen des Kundengeschäfts. Die Filiale, im vergangenen Jahr mit 11.787 Bankstellen in Deutschland vertreten, bleibt dabei ein prominenter Standort für die qualifizierte persönliche Beratung. Digitale und mobile Zugangswege stehen künftig gleichberechtigt daneben. Der Kunde soll sich hier – je nach Präferenz und Anliegen – seinen Zugangsweg zur Bank selbst aussuchen können. Er hat die Wahl zwischen persönlichem Banking, digital-persönlichem Banking oder rein digitalem Banking. Denn mit den neuen technischen Möglichkeiten verändert sich auch das Kundenverhalten rasant.

Onlinebanking hat sich über alle Banken hinweg insbesondere im Zahlungsverkehr, aber auch in anderen Produktkategorien wie Geldanlagen als wichtiger Vertriebsweg neben der Filiale etabliert. Auch die Nutzung von Mobile Banking entwickelt sich rasant. Nutzten 2015 erst 6 Prozent aller Bankkunden die Angebote des Mobile Banking, waren es 2016 schon 16 Prozent.

Das macht Anpassungen auf allen Ebenen der Bank notwendig. Denn auch bei den Genossenschaftsbanken kommen Kunden für einfache Dienstleistungen längst deutlich seltener als noch vor einigen Jahren in die Filiale. Zudem verlangen die Kunden hinsichtlich der digitalen Zugangswege einen immer größeren Leistungsumfang.

Die Kreditgenossenschaften stellen sich mit hohem Tempo darauf ein. So wurde die VR-BankingApp mit verschiedenen zusätzlichen Funktionen ausgestattet. Mittlerweile ist zum Beispiel die „Scan to bank“-Funktion hinzugekommen: Rechnungen können so einfach gescannt und entsprechende Überweisungen getätigt werden. Oder man kann ohne großen Aufwand kleinere Geldbeträge von Smartphone zu Smartphone übertragen und empfangen.

Je einfacher, desto digitaler

Grundsätzlich lässt sich für alle Banken sagen: Je einfacher ein Produkt ist und je häufiger es genutzt wird, desto eher erfolgen auch Abschlüsse und Transaktionen über digitale Kanäle. Ein komplexer Prozess wie etwa der Abschluss eines Hypothekendarlehens wird noch zu 90 Prozent offline, also in der Filiale, getätigt. Bei Privatkrediten sieht es schon anders aus. Hier werden bereits rund 25 Prozent online abgeschlossen. Kurzfristige Geldanlagen werden sogar zu 50 Prozent digital abgeschlossen.

„Wir sind da, wo Sie sind – digital und lokal“, lautet das gemeinsame Versprechen der Kreditgenossenschaften an ihre Kunden. Die digitale genossenschaftliche Welt hat sich dabei schon lange zu einem großen Kosmos entwickelt: Onlinebanking, Online-Postfächer, VR-BankingApp, paydirekt, elektronischer Kontoauszug, Online-Finanzmanager sind hier nur einige Stichworte. Das digitale Leistungsangebot der Genossenschaftsbanken wächst und wächst – ohne dabei die Angebote vor Ort aufzugeben.

Die gemeinsame Zielsetzung ist klar: Kanäle wie die Filiale oder das Onlinebanking sollen künftig nicht mehr isoliert nebeneinander stehen, sondern können dann von den Kunden nahezu nahtlos gewechselt werden. Klar ist auch: Digitalisierung hört natürlich nicht bei der Etablierung digitaler Kanäle auf. Vielmehr müssen hinter diesen Angeboten auch entsprechende Prozesse stehen, die schlank sind, leicht verfügbar und denen eine hohe Kundenorientierung zugrunde liegt.

Schlanke Prozesse

Schnell, einfach, effizient: sogenannte „One-anddone“-Prozesse. Im Rahmen von „KundenFokus 2020“ arbeitet die gesamte genossenschaftliche Organisation an der gemeinsamen Etablierung einer solchen Prozessstruktur. Dabei werden bestehende Prozesse wie etwa die Online-Kontoeröffnung, Dispo online oder Adressänderung grundsätzlich hinterfragt, um sie künftig so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten.

Fünf Felder, ein Fokus

„KundenFokus 2020“ setzt dabei insgesamt an fünf großen Themenfeldern an, damit die genossenschaftliche FinanzGruppe – ausgehend von den aktuellen Herausforderungen des Markts – auch für die Zukunft so stark und robust bleibt, wie es die Geschäftsergebnisse der vergangenen Jahre zum Ausdruck gebracht haben:

– Kundenerlebnis: Schaffung einzigartiger genossenschaftlicher Kundenerlebnisse über alle Kanäle

– Vertriebs- und Servicemodell: Sicherstellung eines konsistenten Omnikanal-Kundenerlebnisses mit einem voll integrierten Vertriebs- und Servicemodell

– Technologien: Effiziente und sichere Infrastruktur mit einheitlicher Datenstruktur für optimierte Geschäftsprozesse

– Prozesseffizienz: Refinanzierung von Innovationen durch (Prozess-)Effizienzgewinne und Repriorisierung von Investitionen

– Steuerung, Personal und Innovation: Schaffung zukunftsweisender Steuerungs-, Personal- und Innovationsmodelle

Alle Überlegungen und Ansätze eint dabei das gemeinsame Ziel, immer und überall – auch vor Ort – für die Kunden da zu sein. Mit „KundenFokus 2020“ wird der kollektive Blick sehr konkret auf dieses Ziel gerichtet. Die Architektur des Projekts ist die Basis, von der aus die Herausforderungen der Zukunft zielgerichtet, gemeinsam und schnell angegangen werden können.

#Kostendruck

In diesem Jahrzehnt konnten die Volksbanken in allen Kategorien des Kundengeschäfts Jahr für Jahr Marktanteile hinzugewinnen. 3,6 Prozentpunkte waren es insgesamt im Kreditgeschäft. 2 Prozentpunkte im Einlagengeschäft. Diese guten Ergebnisse sollten jedoch nicht über den derzeit immer immenser werdenden Kostendruck in vielen Häusern hinwegtäuschen. Die negativen Effekte der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Auswirkungen einer in vielen Bereichen nicht mehr angemessenen Regulierungspraxis erhöhen den Druck auf die 972 Primärinstitute.

Bislang konnten die belastenden Effekte durch Volumenausweitungen im Kundengeschäft nahezu vollständig kompensiert werden. Im Jahr 2016 ist dies im Zinsüberschuss jedoch nur noch teilweise gelungen. So sanken die Zinserträge trotz des kräftigen Kreditwachstums um knapp 1,6 Milliarden Euro, während die Zinsaufwendungen um rund 1 Milliarde Euro rückläufig waren. Der Zinsüberschuss reduzierte sich somit – im Einklang mit den Planungen der Institute – um 3,5 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro.

Auswirkungen des Niedrigzinses

An dieser Entwicklung lässt sich klar erkennen: Ein Großteil der Anpassungslast aus der Niedrigzinspolitik der EZB landet direkt in den Büchern der Kreditinstitute. Bleiben die ungünstigen Rahmenbedingungen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld erhalten, ist auch im laufenden Jahr davon auszugehen, dass der Zinsüberschuss weiter zurückgehen wird. Ein erfolgreiches Vermittlungsgeschäft und eine strikte Kostendisziplin können dies mittelfristig nur teilweise kompensieren.

Auch vor dem Hintergrund dieser sich insbesondere für viele Institute verschärfenden Situation sollte die EZB beginnen, sich von ihrer Politik des billigen Geldes zu verabschieden. Die Fed hat in dieser Hinsicht ja bereits die Kehrtwende eingeleitet. Europa sollte hier folgen. Derzeit nimmt die EZB – angesichts der großen Probleme in der Eurozone – billigend in Kauf, dass ihre Geldpolitik für Deutschland nicht passt. Die negativen Auswirkungen übersteigen die positiven bei Weitem: Schon jetzt sind übertriebene Preisreaktionen auf Immobilien-, Rohstoff und auch Aktienmärkten zu erkennen. Die Niedrig- und Negativzinspolitik führt so zu Gefahren für die Finanzstabilität. Sie belastet die Ertragskraft und Stabilität des Finanzsektors. Auch das Vertrauen der Bürger in die gemeinsame Währung wird durch die extrem niedrigen Zinsen geschwächt.

Regulierung wirkt inkonsistent

Die zusätzlichen Belastungen durch eine Vielzahl neuer Bankenregeln erschwert die Situation. Viele Regulierungsvorhaben sind zu kompliziert, detailliert und teilweise nicht stimmig. Es wäre angebracht, das Zusammenwirken der vielen neuen Regeln einmal generell zu überprüfen. Die seit 2008 meist unabhängig voneinander verabschiedeten regulatorischen Vorgaben für Banken folgen keinem Masterplan. Es gibt viele Überschneidungen und Inkonsistenzen.

Vor allem aber verursachen sie aufgrund ihrer Detailverliebtheit und der Komplexität der Anforderungen im Meldewesen, den Veröffentlichungsregeln und den Compliance-Vorschriften einen zu hohen administrativen Aufwand. Sie machen den Bankensektor zum mittlerweile am stärksten regulierten Wirtschaftszweig.

So müssen etwa – gemäß § 24 Kreditwesengesetz (KWG) – Institute gegenüber der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Deutschen Bundesbank Geschäftsleiter und Mitarbeiter melden, die mindestens 1 Million Euro im Jahr verdienen. Institute ohne solche Mitarbeiter müssen eine Fehlanzeige abgeben. Wofür? Die Aufsicht dürfte auch ohne Abfrage wissen, dass sie von genossenschaftlichen Primärbanken Fehlanzeigen erhält.

Im Bereich der Einlagensicherung ist neuerdings der jährliche Versand eines Informationsbogens für den Einleger gemäß KWG erforderlich. Dies ist gut gemeint, stiftet aber zugleich Verwirrung. Eine Information auf der Homepage der Bank oder in der Geschäftsstelle würde hier reichen. Aufgrund des jährlichen, vom Gesetzgeber inhaltlich exakt vorgegebenen Schreibens vermuten Kunden oft fälschlicherweise eine Veränderung des ihnen bekannten Schutzumfangs, also des stetigen Schutzes von Kundeneinlagen. Darunter fallen im Wesentlichen Spareinlagen, Sparbriefe, Termineinlagen und Sichteinlagen sowie von angeschlossenen Banken ausgegebene Inhaberschuldverschreibungen im Besitz von Kunden.

Die jährlichen Kosten für diese zusätzliche Informationspflicht liegen allein bei den Genossenschaftsbanken im niedrigen zweistelligen Millionen-EuroBereich. Sie stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Das Bundesfinanzministerium sowie die BaFin sind gefordert, rasch praktikablere Regeln zu entwickeln. Der Europäischen Kommission wurden viele Vorschläge zur Verbesserung der Regeln und mehr Proportionalität im Rahmen der CRR-Review unterbreitet. Diese wurden bis auf kleine Erleichterungen im Bereich Meldewesen und Veröffentlichungspflichten kaum berücksichtigt.

Mehr Effizienz

Die Regulierung muss insgesamt effizienter werden. Kosten und Nutzen von Regeln sollten besser passen. Dabei geht es nicht um eine neue Deregulierungswelle, die Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften infrage stellt. Hier wären politische Signale von Regierungen und der EU-Kommission wichtig. Die Reformfähigkeit der EU bezieht sich nicht nur auf die ganz großen Fragen, sondern entscheidet sich dort, wo ein optimaler Rahmen für Regulierung nötig wird.

Proportionalität ist auch angebracht, wenn es um die Bankenaufsicht geht. Die Aufsichtsintensität sollte dabei den Risiken einer Bank entsprechen. Mit Blick auf eine einheitliche Vorgehensweise bei einer europaweit harmonisierten Bankenaufsicht hatte die European Banking Authority 2014 Leitlinien für den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess, Supervisory Review and Evaluation Process (SREP), erlassen. Nun hat die BaFin im Sommer 2016 erstmals für ausgewählte Institute eine verbindliche Kapitalanforderung auf dieser Basis festgesetzt. Über 160 Kreditgenossenschaften erhielten 2016 in Deutschland SREP-Bescheide von der nationalen Aufsicht. Der durchschnittliche Aufschlag für das Zinsänderungsrisiko sowie die weiteren wesentlichen Risiken beträgt bislang rund 1,4 Prozent. Die Gesamtbelastung dürfte sich durch diese Kapitalvorgaben bei Kreditgenossenschaften auf rund 6,2 Milliarden Euro belaufen. Dabei entfallen circa 5,9 Milliarden Euro auf die Unterlegung von Zinsänderungsrisiken. Im Vergleich: Die Deutsche Bundesbank hat für 2016 Wagnisrückstellungen – hauptsächlich für Zinsänderungsrisiken – in Höhe von 1,75 Milliarden Euro gebildet. Auch wenn sich die Eigenkapitalunterlegung der Primärinstitute nicht direkt mit den Wagnisrückstellungen der Deutschen Bundesbank vergleichen lassen, erscheinen diese Größenverhältnisse doch interessant.

Konsitenz erforderlich

Zudem stellt sich die Frage nach der aufsichtlichen Konsistenz der SREP-Praxis in der Bankenunion. Es ist nicht bekannt, dass Aufsichtsbehörden anderer Länder ähnlich rigoros Zinsänderungsrisiken mit Eigenkapital unterlegen lassen. Auch im Verhältnis zu großen Banken ist Konsistenz erforderlich. Hier wäre mehr aufsichtliche Transparenz geboten. Die Aufsicht sollte eine Statistik veröffentlichen, wie hoch die SREP-Zuschläge bei den „Significant Institutions“ und den „Less Significant Institutions“ sind.

Generell nimmt aus Sicht des BVR die Belastung der Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe kontinuierlich zu. Das schlägt sich mittlerweile auch sehr deutlich in den Büchern nieder. Zusätzliche aufsichtliche Eigenmittelforderungen haben im Einzelfall auf das Geschäftsmodell und die Profitabilität eine nicht unwesentliche, teils limitierende Wirkung. Hier sollte angesichts des vitalen Bankensystems in Deutschland gegengesteuert werden. Sonst werden gerade die Stabilisatoren des Systems zu den Leidtragenden undifferenzierter Regulierung.