#gemeinsam #genossenschaftlich

Vorwort des Vorstandes

Die Europäische Union ist auch 60 Jahre nach ihrer Gründung durch die Römischen Verträge trotz manch berechtigter Kritik ein wesentlicher Friedensund Stabilitätsgarant. Allerdings steht die immer tiefere europäische Integration, die „ever closer union“ der Römischen Verträge, zur politischen Debatte. Es ist richtig, sich mehr als bisher um eine kluge Balance zwischen Subsidiarität und Zentralisierung zu bemühen. Dies gilt auch aus Sicht unserer mittelständisch geprägten Banken. Der Aufwand wird sich lohnen. Es ist für Europa an der Zeit, sich weniger auf komplexe Detailregulierungen und mehr auf gemeinsame Werte und Überzeugungen der Mitgliedsländer zu besinnen.

Die 972 dezentral organisierten Genossenschaftsbanken in Deutschland zeigen, wie gut das dezentrale Wirtschaften mit gemeinsamen, verbindenden Werten funktionieren kann. Dies belegen die guten Geschäftszahlen des Jahres 2016 und die beachtlichen Markterfolge der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Ihre Kreditbestände wuchsen um 4,5 Prozent auf 528 Milliarden Euro, während die gesamte Branche ein Kreditwachstum von 2,7 Prozent verzeichnete. Die Kundeneinlagen nahmen parallel um 4,8 Prozent auf 637 Milliarden Euro zu. Ganz klar: Die Kreditgenossenschaften in Deutschland befinden sich im Kundengeschäft weiterhin auf einem deutlichen Wachstumskurs. Die Kundinnen und Kunden vertrauen der Leistungsfähigkeit ihrer Institute und setzen verstärkt auf ein wertebasiertes, regional ausgerichtetes Bankgeschäft, für das die Genossenschaftsbanken in Deutschland stehen. Zugleich steht die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken für eine gute Balance zwischen Subsidiarität und Zentralisierung. Die vollzogenen Fusionen von Zentralbanken und Rechenzentralen sind Belege für eine effiziente Zusammenarbeit auf zentraler Ebene zur bestmöglichen Unterstützung der dezentral agierenden Genossenschaftsbanken.

Gemeinsame Werte sind wichtig – sie zu praktizieren, ist noch wichtiger. Das gilt nicht zuletzt in Anbetracht des bevorstehenden Jubiläums – des 200. Geburtstags des genossenschaftlichen Gründervaters Friedrich Wilhelm Raiffeisen im Jahr 2018. Den Genossenschaftsbanken gelang es in ihrer langen Geschichte stets, sich zukunftsfähig, solide und stabil aufzustellen und sich immer wieder neu auf die Herausforderungen der Zeit einzustellen.

Durch immer neue technische Möglichkeiten ändert sich das Kundenverhalten rasant, dies macht wiederum Anpassungen auf allen Ebenen der Bank notwendig. Die Filiale wird ein prominenter Standort für die qualifizierte Kundenberatung bleiben. Digitale Zugangswege – je nach Kundenpräferenz auch komplett digitale – stehen aber gleichberechtigt daneben. Regulatorische Anforderungen und Niedrigzins führen auch bei den Genossenschaftsbanken zu mehr Aufwand und Kosten. Diesen Herausforderungen muss sich die gesamte Bankenbranche stellen. Eine der großen Stärken der Genossenschaftsbanken besteht gerade darin, diesen Herausforderungen in der genossenschaftlichen FinanzGruppe gemeinsam und mit Blick auf die Bedürfnisse der Kunden vor Ort zu begegnen. So kann aus der Herausforderung eine Chance werden. Und diese haben – so zeigen die hier vorliegenden Ergebnisse – die Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe auch im Jahr 2016 eindrucksvoll genutzt.



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Uwe Fröhlich
Gerhard Hofmann
Dr. Andreas Martin

Drei mal drei Fragen an den BVR-Vorstand

Uwe Fröhlich
Herausforderungen im Jahr 2017

Die Herausforderungen im laufenden Jahr liegen neben den notwendigen Anstrengungen zur Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse vor allem im Bereich des Kostenmanagements. Während das Kundengeschäft weiterhin wächst und auch die Mitgliederzahlen weiter steigen, drücken Niedrigzins und regulatorische Anforderungen auf das Ergebnis unserer mittelständisch geprägten Banken. Mit dieser Situation muss jedes Haus umgehen. Als BVR werden wir alles daransetzen, für unsere Mitgliedsinstitute weitere Kosten zu verhindern, effiziente und proportionale Regeln durchzusetzen und für die Entlastung unserer vergleichsweise kleinen Institute zu sorgen. Hier ist vor allem auch die Europäische Union (EU) gefordert. Sie muss besser als bisher die Wirksamkeit und Effektivität ihrer Arbeit überprüfen, anstatt sich in einer beschleunigten Detailregelung ohne Proportionalität und Augenmaß zu verlieren.

Erwartungen an das Jahr 2017

Das Jahr 2017 wird ganz sicher richtungsgebend für Europa. Es ist das Jahr wegweisender politischer Entscheidungen. 60 Jahre nach ihrer Gründung durch die Römischen Verträge befindet sich die EU in einer Vertrauens- und Identitätskrise. Europa braucht nun die richtigen Antworten auf den Nationalismus. Entscheidend ist dabei, die richtige Balance zwischen Subsidiarität und Zentralisierung zu finden. Hier sind aber auch die einzelnen Staaten gefordert. Wir könnten im Euroraum einen großen Schritt vorankommen, wenn die einzelnen Mitgliedsstaaten in ihrer Wirtschaftspolitik mehr tun würden, um das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften zu fördern.

Was mich antreibt ...

Auch in der genossenschaftlichen FinanzGruppe müssen wir uns immer wieder die Frage stellen: Wie viel Subsidiarität ist möglich, wie viel Zentralisierung nötig? Mit der Fusion unserer Zentralbanken und Rechenzentralen haben wir beachtliche Schritte gemacht, die zur Effizienzsteigerung in allen Häusern beiträgt. Aus dieser Position heraus gilt es nun, die Rolle unserer Mitgliedsinstitute als unverwechselbar nahe, vertrauensvolle und potente Partner der Kunden vor Ort zu festigen – und dies in der persönlichen Beratung sowie über die digitalen Zugangswege zur Bank.

Gerhard Hofmann
Herausforderungen im Jahr 2017

Im Bereich der globalen Bankenregulierung werden 2017 die Weichen für die Zukunft gestellt. Die neue US-Regierung hat Signale ausgesendet, dass sie das geltende Wall-Street-Reformpaket, den Dodd-Frank Act, und darüber hinaus generell die Regulierungsdichte auf den Prüfstand stellen will, insbesondere auch für die sogenannten Community Banks. Diese politische Akzentverschiebung hat natürlich auch große Bedeutung für andere Teile der Welt. Die Europäische Union sollte eine differenzierte Antwort geben. Sie sollte die Impulse aus den USA zum Überdenken der Regulierung insbesondere für kleine und mittlere Banken im positiven Sinne nutzen. Dies muss keine Rundumderegulierung bedeuten, sondern Ziel sollte sein, einen effizienten europäischen Weg zu finden, der Nutzen und Kosten von Regeln untersucht und gegebenenfalls Anpassungen vornimmt.

Erwartungen an das Jahr 2017

Weiterhin bleibt die Frage nach der Proportionalität der Bankenregulierung wesentlich. Bei den anstehenden Vorhaben in Brüssel, wie etwa der sogenannten CRR/CRD-Review und der späteren Umsetzung von Basel III müssen für kleine und mittlere Banken Erleichterungen geschaffen werden. Differenzierungen in den Regeln nach dem Risikogehalt des Geschäftsmodells und der Größe eines Instituts sind dringend erforderlich, um Vielfalt und Stabilität im Bankensektor zu erhalten. Es wäre viel gewonnen, wenn es gelänge, Finanzstabilität zu geringeren administrativen Aufwendungen für die Institute und damit zu geringeren Kosten für die Volkswirtschaften zu erreichen. Das Jahr 2017 sollte den Weg der Regulierung in diese Richtung ebnen.

Was mich antreibt ...

Vor dem Hintergrund möglicher politischer Verschiebungen in Europa und einer insbesondere in vielen südeuropäischen Staaten höher gewordenen Verschuldung kommt es darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und rechtzeitig mögliche Fehlentwicklungen und Verzerrungen zu vermeiden. Das gilt vor allem für Vergemeinschaftungsvorschläge bei den Staatsfinanzen, der Sozialversicherung oder der Einlagensicherung. Hier gilt es, effiziente Alternativen im Umgang mit möglichen Problemlagen zum Wohle der Gemeinschaft und im Sinne unserer Mitgliedsinstitute aufzuzeigen.

Dr. Andreas Martin
Herausforderungen im Jahr 2017

Die durch Niedrigzinsen und Regulatorik angespannte Kostensituation sorgt bei unseren Mitgliedsinstituten für einen spürbaren Ertragsdruck. So ist mit einem weiteren Rückgang des Zinsüberschusses im laufenden Jahr zu rechnen. Davon ausgehend gilt es, zum einen Kosteneinsparungen an den richtigen Stellen zu erzielen und zum anderen die Alleinstellungsmerkmale der Kreditgenossenschaften durch eine kluge strategische Positionierung zu stärken. Die Basis hierfür ist das Modell der Omnikanalbank, für das wir die Mitglieder und Kunden, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistern müssen.

Erwartungen an das Jahr 2017

2017 wird auch ein entscheidendes Jahr für den europäischen Zahlungsverkehr: Das Europäische Parlament hat bereits im Oktober 2015 die zweite EU-Zahlungsdiensterichtlinie – PSD2 – verabschiedet. Sie wird nun im ersten Quartal 2018 in deutsches Recht umgesetzt. Grundsätzlich ist eine eindeutige Regulierung in diesem Bereich zu begrüßen. Allerdings sollte diese nicht zulasten der kontoführenden Institute erfolgen. Vielmehr sollten auch Zahlungsdienste künftig der Bankenaufsicht unterliegen und sich an der Kontoschnittstelle als solche identifizieren. Dies gilt es im laufenden Jahr zu fixieren. Nur dann wird – zusammen mit starken Authentifizierungsverfahren – aus der PSD2 auch Kundenvertrauen entstehen.

Was mich antreibt ...

Mittelfristig wird es entscheidend darauf ankommen, das hohe Innovationstempo bei der Entwicklung von Bankdienstleistungen und insbesondere auch bei den Angeboten rund um die Kontoführung zu halten. Nur so werden wir unsere Markterfolge im Privat- und Firmenkundengeschäft weiter fortsetzen können. Mein Ziel ist es, unsere Gruppe zu befähigen, Vorreiter bei der Etablierung neuer Verfahren zu sein. Wir wollen als Gestalter und nicht als Verwalter agieren. Zugleich erkennen wir im Themenfeld digitale Innovation eine große Chance, neue Akzente zu setzen. Wir wollen auch hier das große Vertrauen unserer Kunden in unsere Leistungsfähigkeit untermauern und stützen.

Unser Jahr in Bildern

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Einen herzlichen Empfang und einen nicht enden wollenden Abschiedsapplaus – zum Ende seiner Amtszeit – bereiteten die Teilnehmer der Preisverleihung der Sterne des Sports Bundespräsident Joachim Gauck bei der feierlichen Abschlussveranstaltung zu Beginn dieses Jahres in Berlin. Gauck zeigte sich gerührt und zugleich begeistert von dem Wettbewerb: „Sport ist eine Kraft, die viel größer ist, als das, was Athleten in einzelnen Disziplinen tun“. Foto: Adam Berry

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BVR-Präsident Uwe Fröhlich (rechts), Wolfgang Kirsch, Vorstandsvorsitzender der DZ BANK (links), und Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (2. von links), begrüßen Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt zur Verleihung der Sterne des Sports zu Beginn dieses Jahres in Berlin. Es war einer der letzten öffentlichen Auftritte Joachim Gaucks in seiner Amtszeit als Bundespräsident. Foto: Adam Berry

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„Wir brauchen eigentlich mehr Volksbanken und Raiffeisenbanken und von der Art und Weise, wie sie Kreditgeschäft betreiben“, betonte Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, während seiner Rede vor rund 800 Bankvorständen auf der 72. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin. Foto: Marius Schwarz

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Karlspreisverleihung 2016: Beim Karlspreis-Europa-Forum in Aachen, am Vortag der zeremoniellen Verleihung, diskutierte BVR-Präsident Uwe Fröhlich mit SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz, der zu diesem Zeitpunkt noch Präsident des Europäischen Parlaments war. Foto: Bernd Schroeder

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BVR-Frühlingsfest, Ende April 2016 in Berlin: Ehrengast Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, gemeinsam mit dem gesamten BVR-Vorstand: Dr. Andreas Martin (links), Gerhard Hofmann (rechts) und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (2. von links). Foto: Marc Darchinger

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Verleihung des Karlspreises, Mitte Mai 2016 in Rom: BVR-Präsident Uwe Fröhlich (links) überbringt Papst Franziskus die Glückwünsche der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Weitere Gratulanten: Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums (rechts), und Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen (2. von links). Foto: Osservatore Romano

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BVR-Präsident Uwe Fröhlich im Gespräch mit Bundesjustizminister Heiko Maas am Rande der 72. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin. Foto: Marius Schwarz

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Bundesbank-Vorstand Dr. Andreas Dombret (rechts) sprach sich während seines Vortrags auf der 72. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin und im anschließenden Gespräch mit BVR-Vorstand Gerhard Hofmann (links) für eine angemessene Regulierung kleinerer Banken aus. Foto: Marius Schwarz

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Papst Franziskus bei der feierlichen Zeremonie zur Verleihung des Karlpreises 2016 an ihn. Foto: Michael Jaspers

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BVR-Mitgliederversammlung 2016: Dr. Veit Luxem, Vorsitzender des BVR-Verbandsrats und Vorstandsvorsitzender der Volksbank Erkelenz, im Austausch mit Ingrid Arndt-Brauer , Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags, die den Teilnehmern ihre Grußworte überbrachte. Foto: Marius Schwarz

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Parlamentarischer Abend, November 2016 in Brüssel: Dr. Elke König, Vorsitzende des Ausschusses für die einheitliche Abwicklung (SRB), beschrieb die Elemente der Bankenunion und hob die Bedeutung der genossenschaftlichen FinanzGruppe hervor. Im Bild: Gemeinsam mit BVR-Präsident Uwe Fröhlich (links) und BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann. Foto: Felix Kindermann

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BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin im Gespräch mit ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein bei der offiziellen Verleihung des Publikumspreises der Sterne des Sports zu Beginn dieses Jahres in Berlin. Foto: Adam Berry

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Gemeinsame Sache: Hans-Bernd Wolberg, seiner zeit noch Vorstandsvorsitzender der WGZ BANK (links), und Wolfgang Kirsch, Vorstandsvorsitzender der DZ BANK, stellten Anfang Juni 2016 auf der 72. Bankwirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin ihren Fahrplan für die Fusion der bei den Zentralbanken vor. Seit dem 1. August 2016 operieren sie nun gemeinsam als DZ BANK. Die Initiativbank. Foto: Marius Schwarz