Schlaue Konzepte!

Wie wir Wirtschaft erlebbar machen ...

Gold-
geschäfte
und
Geldge-
schichten

Die Volksbank Raiffeisenbank Dachau setzt sich in Inklusionsprojekten mit großem persönlichen Einsatz für die finanzielle Bildung gehandicapter Kinder und Jugendlicher ein.

Sebastian Schruff legt sein Jackett über einen Stuhl, es ist ein heißer Sommertag. „Guten Morgen“, sagt er in die Runde der zwölf Schülerinnen und Schüler, die ihn gespannt anschauen. „Ich bin der Sebastian.“ Der 32-Jährige holt ein kleines Päckchen aus der Tasche und legt es Oli in die Hand, der ihn die ganze Zeit schon interessiert gemustert hat. Es wird schlagartig still in dem Klassenraum. „Das ist Gold, oder?“, fragt Oli und ein Raunen geht durch den Raum. „Ja, du hast recht. Was meinst du, wie viel wiegt das wohl?“, antwortet Schruff, während er an den Jugendlichen vorbeigeht, die die Johannes-Neuhäusler-Schule besuchen – eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, die am Rande von weiten Feldern im bayerischen Schönbrunn liegt.

Oli überlegt. „Vielleicht 60 Gramm?“ Gut geschätzt, es sind genau 62, bei einem Wert von 40 Euro das Gramm. Direkt wird aus der Rate- eine Rechenaufgabe. Lehrer Hans-Jürgen Hornung, der die ganze Zeit dabei ist, rundet ab und schreibt „60 x 40 =“ an die Tafel. Oli rechnet und kommt auf 2.400. Ebenfalls richtig. Und eine ganze Menge Geld: „Jetzt bin ich reich“, ruft seine Tischnachbarin Enise unter dem Lachen ihrer Mitschüler, während sie eine andere Münze in der Hand wiegt. „Da hast du recht, dafür könnte man auch ein gebrauchtes Auto kaufen“, sagt Sebastian Schruff. „Warum ist denn Gold so viel wert?“, fragt er. „Weil es so schön glänzt“, antwortet einer der Jungen, „Ne, weil es so selten ist“, sagt ein Mädchen. „Auch das stimmt. Deswegen haben die Menschen früher mit Gold bezahlt, bis sie gemerkt haben, dass es davon zu wenig gibt, als dass alle damit einkaufen können“, erklärt Schruff mit einfachen Worten. „Und deswegen sind später andere Materialien wie Kupfer oder Nickel genommen worden, aus denen zum Beispiel heute noch unsere Euros gemacht werden.“

Inklusion steht im Mittelpunkt

Der etwas andere Unterricht für die Jugendlichen, die Handicaps von Entwicklungsstörungen bis hin zu schwersten Mehrfachbehinderungen haben, ist Teil des Engagements der Volksbank Raiffeisenbank Dachau. Neben einer ganzen Reihe von Sport- oder Kultursponsorings und anderen Aktionen und Projekten steht die Inklusion von Menschen mit Behinderung ganz oben auf der Liste der Bank. Ein Beispiel dafür war ein inklusives Gospelkonzert, für das mehr als 40 Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gemeinsam über Monate in Workshops mit Menschen mit Behinderung geprobt hatten. In der Förderschule in Schönbrunn ist die Bank besonders aktiv. Sie bietet die Kurse zur finanziellen Bildung für alle Mittelstufen- und Berufsschulklassen an, lädt die Schüler zu Besuchen in die Bank ein oder auch zu Ausflügen. „Wir waren zuerst in einem Wildpark, auf einer eintägigen Skifreizeit und vor einigen Wochen im Legoland, mit fast 100 Schülern, Lehrern und Mitarbeitern unserer Bank, die die Jugendlichen in kleineren Gruppen begleitet haben“, sagt Sebastian Schruff, der in der Bank als Ausbildungsleiter für alle Azubis zuständig ist.

Lernen was Geld bedeutet

Der gelernte Bankkaufmann, der auch Betriebswirtschaft studiert hat, arbeitet seit dem Jahr 2003 in der Bank. Die Aktion in Schönbrunn ist auch für ihn etwas Außergewöhnliches. „Wir haben hier ganz unterschiedliche Vorkenntnisse: Manche Kinder können kaum lesen, andere wissen wiederum sehr viel.“ Es gehe weniger darum, die Funktionsweisen von Girokonten oder vom Online-Banking zu erklären, als vielmehr eine Vorstellung davon zu entwickeln, was Geld bedeutet. „Dabei kann ich nicht einfach meinen Plan durchziehen, sondern muss sehr oft darauf reagieren, was hier passiert. Das macht riesig Spaß, vor allem, weil von den Kindern so viel zurückkommt.“

„Das macht riesig Spaß, vor allem, weil von den Kindern so viel zurückkommt.“Sebastian Schruff

Im Klassenraum ist das deutlich zu sehen und zu hören. Sebastian Schruff schüttet kleine Haufen Geldstücke auf die Tische und lässt die Kinder zunächst einmal die Münzen sortieren. Anschließend sollen sich einige die Augen verbinden und die Münzen ertasten. „Das ist ein Cent“, ruft Jolanda, „damit kann man nichts kaufen.“ Mit 100 dieser kleinen Geldstücke aber schon, entgegnet Sebastian Schruff. „Wie viel ist das denn dann?“ Ein Junge lässt sich auf einem Stuhl nach hinten fallen: „Das ist doch einfach, ein Euro!“ Alle lachen wieder. Spannender wird es, als die Kinder die Abbildungen auf den Rückseiten anschauen sollen. Wo kommen die Münzen her, was ist zu sehen? „Das ist ein König. Und da steht Spanien drauf. Viva España“, fängt der Junge an zu singen. Es klimpert auf den Tischen, das Gerufe wird lauter. „Hier, das ist aus Portugal. Und das aus Frankreich, wo die Europameisterschaft ist.“

Die Lehrer werden die ganze Zeit über mit einbezogen. Christina Rudolph zum Beispiel beugt sich zu einem der Mädchen. „Auf der Münze ist ein Adler zu sehen, wo kommt die her?“, fragt die Klassenlehrerin der Mittelstufe. Die Jugendliche überlegt, dann erinnert sie sich. „Aus Deutschland, der Adler ist auch auf dem Trikot der Nationalmannschaft!“ Anschließend kehrt wieder etwas Ruhe ein. Die Schülerinnen und Schüler sortieren die Münzen auf einem Zählbrett und rechnen die Summen zusammen. Ebenso addieren sie die Werte, die auf den 100-, 200- und sogar 500-Euro-Scheinen stehen, die Schruff schließlich aus einem Geldtäschchen holt. Sie kontrollieren Wasserzeichen und Hologramme und begutachten die Unterschrift des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, der sich auf allen Geldscheinen verewigt hat.

Passend zum Lehrplan

Für die Schule sind die Angebote der Volksbank eine willkommene Ergänzung, sagt Christina Rudolph. „Wir nehmen das sehr gerne an, weil es Abwechslung bringt und den Unterricht interessanter macht. Die Schüler sind sehr engagiert und konzentriert bei der Sache“, beschreibt die Lehrerin ihre Erfahrungen. Die Unterrichtseinheit passe zudem sehr gut in den Lehrplan. In der Berufsschulstufe, in der sich ein Teil der Schüler befindet, gehöre die finanzielle Bildung dazu. „Einige der Jugendlichen werden in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten, wenn sie von der Schule gehen, andere aber auch auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Deswegen seien Themen wie Löhne oder auch der „Wert des Geldes“ sehr wichtig.

Im Unterricht machen die Lehrer auch Rollenspiele mit den Schülern, um Lebenspraxis einzuüben, wie es heißt. Sie lassen sie zum Beispiel Einkaufsszenen nachspielen, einen Einkaufszettel anfertigen und das Wechselgeld nachzählen, sie besuchen gemeinsam den Weihnachtsmarkt oder ein Café, um die Jugendlichen auf ein möglichst selbstständiges Leben vorzubereiten. Rudolphs Kollege Hans-Jürgen Hornung bestätigt den großen Nutzen externer Hilfen bei der Arbeit. „Wir halten einmal in der Woche einen Förderkurs ab, in dem wir mit dem Euro rechnen. Da passt das Angebot der Volksbank gut hinein.“ Für seine Schüler sieht er gute Möglichkeiten, in einem Job außerhalb der Werkstätten für behinderte Menschen unterzukommen. In der Bücherei etwa, in der Jugendherberge oder im Biomarkt gebe es Stellen, bei denen sich die Schüler in Praktika beweisen könnten. „Auch dort gehört das Wissen um finanzielle Zusammenhänge zum Alltag.“

„Sebastian, Sebastian!“Zwei Mädchen der Johannes-Neuhäusler-Schule

Als die Stunde beendet ist, verabschieden sich die Schüler mit vielen Umarmungen in die Pause. Sebastian Schruff packt seine Anschauungsobjekte in eine Tüte, verlässt den Raum. Im Flur spricht er noch kurz mit Christina Rudolph, bis er jäh unterbrochen wird. Über den gesamten Gang schreien zwei Mädchen: „Sebastian, Sebastian!“ Der Bankmitarbeiter dreht sich zu ihnen um und geht auf sie zu. Beide drücken ihn fest an sich, sie freuen sich, ihn zu sehen. Als er zurückkommt, lächelt er immer noch. „Daran musste ich mich auch gewöhnen. Die beiden waren in meiner Gruppe im Legoland und haben mich sofort wiedererkannt“, sagt er. „Die Kinder bauen direkt eine so große Nähe auf, das ist abseits der Arbeit hier wirklich schön.“

Volksbank Raiffeisenbank Dachau
Bilanzsumme1,691 Milliarden Euro
Kunden80.000
Mitglieder33.619
Geschäftsstellen24
Mitarbeiter der Bank328
Stand 31.12.2015.

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Foto: Thorsten Arendt

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Die Suche nach dem Wasserzeichen. Foto: Thorsten Arendt

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Lehrer Hans-Jürgen Hornung. Foto: Thorsten Arendt

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Lehrerin Christina Rudolph (Mitte) mit Schülern der Johannes-Neuhäusler-Schule. Foto: Thorsten Arendt

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Sebastian Schruff (rechts). Foto: Thorsten Arendt

Mut
Zur
Lücke

Die Volksbank Stade-Cuxhaven verbindet die Förderung finanzieller Bildung mit dem Thema Zahnpflege und sorgt damit für Begeisterung, staunende Gesichter und jede Menge offene Münder.

Die beiden Jungs rennen durch die enge Hummergasse, biegen nach links und 20 Meter weiter wieder nach rechts in die Siemensterrasse. Dort, auf einer der Haupteinkaufsstraßen von Helgoland, liegen Läden, Restaurants und Cafés wie an einer Perlenschnur aufgefädelt. Und direkt an der Ecke, in einem schlichten Gebäude, liegt die Filiale der Volksbank Stade-Cuxhaven. Mit ebenso hohem Tempo, wie sie gerade durch die Straßen gelaufen sind, geht’s für die beiden Neunjährigen in die kleine Schalterhalle, wo zwei, drei Mitarbeiter an ihren Tischen arbeiten. Kurz zu Atem kommen, anstellen, warten, drankommen – und dann passiert etwas Seltsames. Die Jungen reißen ihre Münder auf – und zeigen ihre prächtigen Zahnlücken.

„Wir verbinden die Themen Zahnpflege, Sparen und finanzielle Bildung, indem wir eine spannende Geschichte erzählen.“Jens Drexler

Was fast wie ein Streich der beiden Kinder klingt, ist Teil eines groß angelegten Projekts der Volksbank Stade-Cuxhaven. Unter dem Titel „Zahnpirat“ verknüpfen Jens Drexler, Marcel Wiebusch und ihr Team seit dem Jahr 2015 eine ganze Reihe von Ideen, die auf den ersten Blick kaum zusammenpassen. „Wir verbinden die Themen Zahnpflege, Sparen und finanzielle Bildung, indem wir eine spannende Geschichte erzählen“, erklärt Jens Drexler, Prokurist und Marketing-Chef der Bank. Und die geht so: Der Zahnpirat Flint hat auf der Hochseeinsel Helgoland, die zum Marktgebiet der Volksbank gehört, einen Schatz in der dortigen Filiale versteckt. Dort lebt er auch, mit seinem Freund, dem Basstölpel Basti. Und da Flint ein netter, verantwortungsbewusster Pirat ist, gibt er den Kindern etwas von seinem Schatz ab: 2 Euro pro – auf natürlichem Wege – ausgefallenem Milchzahn.

1.800 Milchzähne prämiert

Die Story ist einfach erzählt, hat aber einen komplexen Hintergrund. „Wir haben darüber nachgedacht, wie wir das Thema Sparen attraktiver machen können, erst recht in Zeiten des absoluten Niedrigzinses“, erklärt Marcel Wiebusch die ersten Überlegungen. „Der Weltspartag allein, an dem die Kinder in die Banken kommen, reicht dafür nicht mehr aus.“

Die Lösung für diesen wichtigen Teil der finanziellen Bildung lautete, die Kinder schon ganz früh anzusprechen, mit etwas, wozu jede Familie einen engen Bezug hat. Als Idee tauchte schließlich nach vielen Überlegungen der Verlust der Milchzähne auf, der jeden Jungen und jedes Mädchen spätestens im Grundschulalter ereilt. Daraus entstand ein Konzept, das nachhaltig und in vielen Etappen die Kinder bis ins Erwachsenenalter begleiten kann.

Als erster Schritt erfolgte im Geschäftsgebiet die Ansprache aller Kinder, die ihr fünftes Lebensjahr erreicht hatten. Ein Anschreiben auf Schatzkartenpapier ging an die Eltern, die anschließend zu einer genossenschaftlichen Beratung eingeladen wurden. Rund 3.400 dieser Erstgespräche kamen in den ersten anderthalb Jahren auf diesem Weg zustande, in denen die Bankmitarbeiter den Familien das „Zahnpiratsparen“ vorstellten. Für die Kinder gab es dazu eine Stempelkarte und eine kleine Schatzkiste, zur Dokumentation und zum Sammeln der ausgefallenen Zähne. Parallel konnten die Eltern für ihre Söhne und Töchter ein Konto eröffnen, das als VR-MeinKonto vom Sparbuch im Laufe der Jahre zum vollwertigen Girokonto inklusive VR-BankCard und Online-Banking wachsen kann. „Darauf werden dann jeweils die 2 Euro eingezahlt. Die Zähne können die Kinder natürlich behalten“, sagt Jens Drexler mit einem Schmunzeln und verweist auf mittlerweile rund 1.800 ausgefallene Zähne, für die die Prämie angewiesen wurde.

Kostüm und Kinderbuch

Damit Spaß, Bildung und monetäre Anreize für die Kinder perfekt zusammenpassen, haben die Bankmitarbeiter ihre Idee gut durchdacht. Zum einen passt sie gut in das gesamte Engagement der finanziellen Bildung, bei dem die Bank zu Girokonten, Sicherheit beim Online-Banking und -shoppen oder zu Überschuldung aufklärt. Zum anderen haben Drexler und seine Mannschaft auf externen Sachverstand gesetzt. Zur Aktion gehört ein Kinderbuch, das gemeinsam mit einer Grafikerin und einer Autorin entwickelt wurde, und das die Geschichte des Piraten erzählt. Ebenso professionell ist die Bank auch das Thema Zahnpflege angegangen. Sie hat sich mit Zahnärzten in der Region zusammengetan, die wiederum bei sämtlichen Texten und Kernaussagen beraten haben – „und unsere Aktion sogar noch empfehlen“, wie Jens Drexler mit Stolz erzählt.

„Wir finden es auch wichtig, dass wir als Bankmitarbeiter uns immer wieder mit unserer Geschichte identifizieren können.“Marcel Wiebusch

Über die gemeinsame Leistung freut sich auch Marcel Wiebusch. Der Marketing-Experte der Bank hat gemeinsam mit seiner Kollegin Carolin Danz im Team von Jens Drexler das Konzept mitentwickelt – und heute auf Helgoland eine ganz besondere Rolle eingenommen, die ihn ganz schön anstrengt. Er schlüpft in ein aufwendig gestaltetes, überlebensgroßes Kostüm von Flint. So verkleidet führt er die mittlerweile zehnköpfige Kindergruppe aus der Bank durch die Einkaufsstraße Richtung Meer. Passanten bleiben stehen, machen Fotos, kleine Kinder umarmen den freundlichen Piraten, der überall, wo er vorbeigeht, für Aufsehen sorgt. „Genau das wollten wir erreichen, indem wir Flint von einer renommierten Puppenbildnerin aus der gezeichneten in die reale Welt haben überführen lassen“, erzählt Marcel Wiebusch während einer Verschnaufpause am Strand. Er schwitzt unter seinem Kostüm, aber Spaß macht es ihm trotzdem. „Die Reaktionen der Kinder sind toll und wir finden es auch wichtig, dass wir als Bankmitarbeiter uns immer wieder mit unserer Geschichte identifizieren können.“

Schatzsucher und Geldzähler

Die Story ist rund, das merkt man auch den Helgoländer Jungen und Mädchen an. Sie reagieren sehr positiv auf Flint, suchen mit ihm seinen Schatz im kleinen Freilichtmuseum, unterhalb der roten Klippen und schließlich im Keller der Bank. „Hier hat Flint sein Lager aufgeschlagen“, sagt Carolin Danz. Die Marketing-Kollegin führt die Gruppe mit verschwörerischem Blick die Treppe hinunter und achtet auch darauf, dass Flint – im Kostüm ist Marcel Wiebusch fast 2,50 Meter groß – unbeschadet in seinem Versteck landet. Das liegt direkt gegenüber vom Tresorraum, den der Nachwuchs schließlich auch noch besichtigen darf. „An dieser Stelle können wir wieder die finanzielle Bildung mit unserer Geschichte verbinden“, sagt Carolin Danz. Die Kinder bekommen einen kurzen Überblick über Geldzählmaschinen und alle möglichen Arten von Währungen, sie fragen nach, sind interessiert.

Das Konzept wird sehr gut angenommen, sagt Carolin Danz – und schaut schon nach vorne. Einige Wochen nach der Tour mit den Helgoländer Kindern werde sie mit Flint auf die Insel zurückkehren. Rund 100 Kinder und Eltern aus dem Geschäftsgebiet vom Festland hätten sich angekündigt, um Flints Schatz zu suchen, organisiert von der Volksbank Cuxhaven-Stade, erzählt die Bankmitarbeiterin. „Und da werden wir wohl noch deutlich mehr Zahnlücken zu sehen bekommen.“

Volksbank Stade-Cuxhaven
Bilanzsumme1,038 Milliarden Euro
Kunden42.390
Mitglieder18.639
Geschäftsstellen16
Mitarbeiter der Bank240
Stand 31.12.2015.

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Foto: Thorsten Arendt

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Der Helgoländer Zahnpirat versetzt die jungen Insulaner in Begeisterung und bringt sie in Bewegung. Foto: Thorsten Arendt

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Gut ausgerüstet mit Ballon und Sticker. Foto: Thorsten Arendt

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Unterstützt vom Basstölpel Basti geht es gemeinsam mit dem Zahnpiraten auf zu neuen Exkursionen. Foto: Thorsten Arendt

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Foto: Thorsten Arendt

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Foto: Thorsten Arendt

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Marcel Wiebusch, Carolin Danz und Jens Drexler (von links nach rechts) treiben das Programm voran. Foto: Thorsten Arendt

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Foto: Thorsten Arendt

Quadratisch,
praktisch,
klug

Die Volksbank Oldenburg hilft bei Gründung und Aufbau von Schülergenossenschaften in ihrer Region. Die Firma Eco-Cubes wirtschaftet mit Würfel-Möbeln und setzt dabei auf genossenschaftliches Teamwork.

Warum interessierst du dich für Marketing?“, fragt Daniel Friske und schaut Celine Cordes mit offenem Blick in die Augen. Die 15-Jährige überlegt kurz, beugt sich nach vorn und antwortet ihren beiden Gegenübern. „Ich finde es superspannend, mit vielen Leuten zu tun zu haben, und glaube, dass ich im Marketing gut aufgehoben bin.“ Daniel guckt seinen Nachbarn Robert Beil an, beide nicken. Jetzt stellt Robert eine Frage, nachdem er kurz auf seinen eng beschriebenen Zettel gespickt hat. „Und was hast du für Erfahrungen in dem Bereich?“ Wieder überlegt Celine, schüttelt kurz den Kopf. „Noch keine, aber ich kann gut mit Menschen umgehen“, sagt die Jugendliche in der schicken Bluse. „Und, wie steht’s mit deinen Englischkenntnissen?“ Da lächelt Celine. „Die sind gut, ich kann mich fließend unterhalten.“

Die drei Jugendlichen besuchen die Oberschule Osternburg in Oldenburg – und führen ein ganz besonderes Vorstellungsgespräch. Seit Anfang des Jahres 2016 arbeiten jeweils ein gutes Dutzend junge Leute zwischen 15 und 17 Jahren bei Eco-Cubes mit. Die Schülerfirma verkauft selbst angefertigte Möbel aus Holz und ist gerade auf der Suche nach Nachwuchskräften. Der erste Jahrgang, der sich neben dem Unterricht engagierte, verlässt die Schule, um ins Berufsleben zu starten. Eine komplett neue Belegschaft ist gefragt.

Unterstützt wird die kleine Firma von der Volksbank Oldenburg eG, die eine ganze Reihe Projekte zur finanziellen Bildung anbietet. Einen gewichtigen Teil dieses Engagements stellen fünf dieser genossenschaftlich organisierten Schülerfirmen dar, die über die ganze Stadt verteilt sind. „Wir fördern damit einen unserer Grundgedanken: Was man alleine nicht schafft, funktioniert zusammen besser – die Schüler sind wie bei jeder Genossenschaft Mitglieder und Unternehmer zugleich und können damit selbst Verantwortung übernehmen“, sagt Christina Zschech, die das Projekt betreut.

Von der Gründung zur Bilanzierung

Die Marketing-Expertin der Volksbank stellte die Weichen für das Engagement, indem sie alle organisatorischen Schritte begleitet hat. „Wir beraten bei der Gründung der nachhaltigen Schülergenossenschaften, bei der Erstellung der Bilanzen und geben ein Startkapital von 150 Euro dazu.“ Anschließend helfen eine Kollegin oder ein Kollege aus der jeweiligen Geschäftsstelle bei allen weiteren Fragen – bei der Oberschule Osternburg ist das Christina Feil. „Ich bin immer da, wenn es um die finanziellen Belange geht“, sagt die Privatkundenberaterin.

„Wir fördern damit einen unserer Grundgedanken: Was man alleine nicht schafft, funktioniert zusammen besser.“Christina Zschech

Einen Anstoß zur Gründung der Schülerfirma an der Oberschule Osternburg, zu der auch eine Abteilung gehört, die Handy- und Tablet-Halterungen aus Holz, Metall und Farbe herstellt, hat das Erasmus-Projekt WIN² gegeben – ausgeschrieben heißt das: Wirtschaftsunterricht international und handlungsorientiert gestalten. Hinter dem komplizierten Namen verbirgt sich unter Federführung des Instituts für ökonomische Bildung der Universität Oldenburg eine sehr bunte und vielfältige Aktion. „Wir haben uns mit Schülern und Lehrern aus Bulgarien und Polen getroffen und mit ihnen über die Gründung und Weiterentwicklung von Schülerfirmen diskutiert“, erzählt Jan Müller, Konrektor an der Oberschule Osternburg. Die ausländischen Gäste waren für mehrere Tage in Oldenburg zu Besuch, eine Fahrt nach Polen war ebenfalls Teil des Programms, das in ein internetgestütztes Lehr- und Lernkonzept zum Thema Wirtschaftsunterricht und Schülerfirmen und in die Lehrerausbildung an der Universität fließen soll. „Die Schüler haben sich nach anfänglicher Zurückhaltung sehr gut miteinander verständigt, auf Englisch wohlgemerkt, und wenn das nicht ausreichend war, mit Händen und Füßen“, erinnert sich Müller.

Internationale Ausrichtung

Ein Ziel des Projekts ist auch eine Zusammenarbeit der Firmen. „Wir lassen zum Beispiel in Polen von einer Schülerfirma unsere Flyer drucken und wollen unsere Möbel dorthin liefern, wo eine andere Firma Schreibwaren in der Schule verkauft und unsere Cubes als Regale nutzen will“, berichtet Robin Harlammert. Im Keller der Schule stellt er mit zwei Mitschülern gerade die Eco-Cubes her – einfache, aber qualitativ hochwertige und nachhaltige Holzmöbel, die es in unterschiedlichen Größen gibt. Er fräst in die vorgesägten Bretter Löcher, in die er wiederum Holzdübel versenkt. Mit Leim fixiert er das Holz, das – ganz nachhaltig – aus der Region stammt, zu Würfeln. „Die Treffen mit den Polen und Bulgaren haben total viel Spaß gemacht, weil man mal ganz andere Leute kennenlernt.“

„Ich finde das wahnsinnig spannend, auch weil sich hier Talente zeigen, die man im Unterricht so nie vermuten würde.“Alexandra Mann

Sein Mitschüler Hannes Harms schleift unterdessen die Möbelstücke, damit Kerimcan Yayan sie schließ- lich lackieren kann. Die drei 16- bis 17-Jährigen verlassen die Schule, um anschließend eine Lehre zu machen. „Die Schülerfirma hat mir gute Einblicke ins Arbeitsleben gegeben“, sagt Hannes, während er die letzten Lackschichten geduldig mit einer Rolle aufträgt. „Wir arbeiten eine Stunde pro Woche an den Stücken – aber wenn etwas fertig werden muss, machen wir gerne auch freiwillig weiter“, ergänzt Kerimcan.

Die Schüler seien mit Feuereifer und hoch motiviert dabei, beschreibt Jan Müller die Arbeitsweise. „Das ist eben etwas ganz anderes, als nur in der Theorie zu lernen“, sagt der Lehrer für Wirtschaft und Technik, der die Firma neben der Koordination auch auf der technischen Seite begleitet. Sämtliche Jugendlichen nehmen am sogenannten fächerübergreifenden Profilunterricht teil, der in vier Schulstunden in der Woche technische und wirtschaftliche Aspekte vereint und auch der Berufsorientierung dient. „Die Schüler bekommen beim Ausscheiden aus der Firma auch Arbeitszeugnisse, die sie später als Referenz nutzen können“, nennt Jan Müller einen weiteren Vorteil des Engagements, zu dem auch eine mehrtä- gige Fortbildung etwa zum Thema Buchführung für die Schüler an der Berufsschule Haarentor gehört.

Mit den Zahlen, die zum wirtschaftlichen Handeln unbedingt dazugehören, ist auch Müllers Kollegin Alexandra Mann gerade beschäftigt. Gemeinsam mit dem dritten Lehrer im Bunde, Lutz Hofmann, hat sie den betriebswirtschaftlichen Teil der Schü- lerfirma übernommen, zu dem die Bilanzierung, aber auch die Werbung oder der Vertrieb gehören. In einem hellen Raum sitzen die beiden Lehrer mit einigen Schülern an Computern, um Rechnungen zu schreiben. „Alles läuft wie bei einer normalen Firma ab. Die Jugendlichen müssen manchmal auch unangenehmere Dinge wie die Buchhaltung übernehmen und sich mit vielen Entscheidungen auseinandersetzen“, sagt die Fachleiterin für den Bereich Wirtschaft. „Die Schüler müssen sich selbst motivieren, das ist manchmal im Schulalltag gar nicht so einfach“, beschreibt Alexandra Mann die kleinen Klippen, die die junge Firma umschiffen muss. Auf der anderen Seite sind sie ihr eigener Chef, können ihre Ideen verwirklichen – so entsteht gerade ein dritter Teil der Schülerfirma, eine Fahrradwerkstatt. „Sie bekommen Einblicke, die sie sonst später erst im Beruf gewinnen könnten“, sagt die Lehrerin. „Ich finde das wahnsinnig spannend, auch weil sich hier Talente zeigen, die man im Unterricht so nie vermuten würde.“

Volksbank Oldenburg eG
Bilanzsumme615 Millionen Euro
Kunden39.400
Mitglieder20.265
Geschäftsstellen13
Mitarbeiter der Bank170
Stand 31.12.2015.

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Foto: Thorsten Arendt

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Robin Harlammert (links) und Hannes Harms. Foto: Thorsten Arendt

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Kerimcan Yayan. Foto: Thorsten Arendt

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Celine Cordes im Gespräch mit Daniel Friske und Robert Bell. Foto: Thorsten Arendt

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Celine Cordes im Gespräch mit Daniel Friske (links) und Robert Bell. Foto: Thorsten Arendt

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Foto: Thorsten Arendt

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Das gesamte Eco-Cubes-Team. Foto: Thorsten Arendt

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Christina Feil (links) und Christina Zschech (rechts) von der Volksbank Oldenburg mit den Lehrern der Oberschule Osternburg Jan Müller (2. von links), Alexandra Mann (Mitte) und Lutz Hofmann. Foto: Thorsten Arendt

Wissen,
Wurzeln,
Wertewelt

Die Münchner Bank erklärt Geld- und Wirtschaftskreisläufe in einem eigenen Museum. Und rückt dabei auch ihre genossenschaftliche Überzeugung ins Blickfeld.

Die Münchner Bank engagiert sich für finanzielle Bildung in vielen Projekten. Eines davon ist ein eigenes Museum, das den Bürgern der Region – und vor allem Schulklassen – die Funktion von Geld- und Wirtschaftskreisläufen nahebringt. Seit dem Jahr 2013 dienen dazu zum Beispiel Ausstellungsstücke wie Muscheln, die früher als Zahlungsmittel verwendet wurden, interaktive Tische, die ein Glossar zu Finanzthemen bieten, oder Filme – auf Deutsch und Bayerisch –, die das Geld-, Bank- und Genossenschaftswesen erklären. Wir sprachen mit Dr. Antje Kuttner, Mirjam Schmidt und Larissa Klaus von der Münchner Bank über die Inhalte, Ausrichtung und Funktionen des Museums und inwieweit diese in die sich ständig weiterentwickelnde Werte- und Engagementswelt der Bank passen.

Warum hat die Münchner Bank ein eigenes Museum?

Mirjam Schmidt: Wir leisten einen Beitrag dazu, dass Menschen jeden Alters so informiert wie möglich sind und unabhängige Entscheidungen treffen können. Wir erklären die Themen zwar sachlich korrekt, aber zugleich möglichst anschaulich. Nur so können die für viele Verbraucher auf den ersten Blick eher langweiligen oder komplizierten Fakten spannend und anschaulich werden.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Mirjam Schmidt: Wir konzipieren aktuell eine Ausstellung, für die wir die Bürger Münchens aufgerufen haben, uns ihre Sparschweine zu bringen. Dabei tauchen ganz viele alte Exemplare auf, aus verschiedensten Materialien und in höchst unterschiedlichen Formen. Es kommen Kinder zu uns und bringen ihre Spardosen, aber auch Senioren, die 50, 60 Jahre alte Stücke dabei haben. Ein Experte schaut sich die Stü- cke an und ordnet sie zeitlich wie stilistisch ein. Eine Auswahl davon werden wir schließlich ausstellen.

Was wollen Sie mit einer solchen Ausstellung erreichen?

Larissa Klaus: Wir verbinden mit der Aktion ganz unterschiedliche Themen. In der Öffentlichkeit zeigen wir unsere Heimatverbundenheit, die für die Münchner Bank ganz wichtig ist: Wir kommen von hier und arbeiten für die fast zwei Millionen Menschen in der Stadt und im nahen Umland. Mit der Ausstellung stellen wir auch heraus, dass jeder zu uns kommen kann und wir einen Ort bieten, der für alle Menschen geöffnet ist. Die Bank wird dadurch transparenter. Gleichzeitig tragen wir unsere Themen in die Stadt und nehmen so auch unseren Bildungsauftrag wahr, den wir sehr wichtig finden.

Wie setzen Sie diesen im Museum um?

Mirjam Schmidt: Wir haben gerade eine Ausstellung eröffnet, in der wir Geldscheine aus verschiedenen Ländern zeigen. Das Interessante daran: Wir gehen täglich damit um, doch schauen nicht genau hin. Dabei dient das Bargeld neben seiner Funktion als Zahlungsmittel oft als Werbefläche, wenn man so möchte. Es vermittelt mehr oder weniger subtile Botschaften über die jeweiligen Staaten: Südafrika zeigt zum Beispiel die Schönheit der Natur, in Lettland sind Trachten zu sehen, auf den Euroscheinen hingegen stilisierte Fenster und Brücken, die kein bestimmtes Bauwerk hervorheben, sondern europä- ische Baustile und Epochen symbolisieren.

Wie wird das Museum angenommen?

Larissa Klaus: Sehr gut. Es melden sich viele Schulklassen an, die hier Führungen bekommen – gleichzeitig haben wir auch Laufpublikum, weil der große Raum zu den Öffnungszeiten der Bank immer zugänglich ist.

Wie ordnet sich das Museum in Ihr gesellschaftliches Engagement ein?

Antje Kuttner: Da muss ich ein wenig ausholen. Wir haben unsere unternehmerische Verantwortung schon immer sehr ernst genommen, vom Vorstand bis zum Kundenberater. Als älteste Genossenschaftsbank Bayerns, mit 150 Jahren Geschichte, haben wir eine starke Verbundenheit zu den Menschen und der Region. Das haben unsere Mitglieder und Kunden immer wieder gemerkt, auch über die vielen Aktionen, die wir in den vergangenen Jahrzehnten gestartet haben, gerade im Bereich der finanziellen Bildung. Seit Ende 2015 haben wir den gesamten Bereich aber organisatorisch stark umgebaut und eine eigene Abteilung „Genossenschaftliche Wertewelt“ eingerichtet.

Welche Werte hat die Bank für sich identifiziert?

Antje Kuttner: Wir haben auf unsere Wurzeln geschaut, auf unsere genossenschaftliche Herkunft und uns zum Beispiel mit den Werten beschäftigt, die schon von Hermann Schulze-Delitzsch, einem der führenden Gründerväter des deutschen Genossenschaftswesens, propagiert wurden. Für uns passen dabei Prinzipien wie ehrlich, partnerschaftlich, heimatverbunden und unabhängig zu unserer Haltung und unseren Zielvorstellungen. Nur wenn wir uns auf diese Weise gesellschaftlich engagieren und Verantwortung übernehmen, können wir auch unsere Geschäfte erfolgreich führen.

In welchen Bereichen setzen Sie diese Werte um?

Antje Kuttner: Wir haben drei Säulen definiert, die wir bearbeiten wollen: Mitarbeiter, Mitglieder und München. Im Bereich der Beschäftigten haben wir angefangen, indem wir zum Beispiel unsere Personalinstrumente auf das Konzept abstimmen. Bei den Mitgliedern starten wir in diesem Jahr. Dort ist ein Ziel, dass alle Neukunden auch Mitglieder werden sollen, um unseren Genossenschaftsgedanken weiterzutragen, mit einer wechselseitigen Verantwortung. Zum Thema München, zu dem auch unser Museum gehört, passen zum Beispiel unser Medienkunstpreis, bei dem sich Studierende aus der Stadt mit unseren Werten auseinandersetzen, unser Social Day, an dem Azubis und Vorstände einen Parcours für gesunde Ernährung für Kinder organisieren, oder die Stiftung Lichtblick, die sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Stadtteil Hasenbergl fördert und die wir finanziell unterstützen. Gerade an solchen Stellen justieren wir gerade nach, um unser Engagement noch stärker mit unseren Wertewelten zu verknüpfen – dadurch können wir noch zielgerichteter und stärker helfen.

Im Team Genossenschaftliche Wertewelt der Münchner Bank ist Dr. Antje Kuttner für die strategische Ausrichtung verantwortlich. Zum Team gehören außerdem Mirjam Schmidt, die das Museum der Bank leitet, und Larissa Klaus, die auch für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Münchner Bank eG
Bilanzsumme3,1 Milliarden Euro
Kunden113.873
Mitglieder51.012
Geschäftsstellen37
Mitarbeiter der Bank580
Stand 31.12.2015.

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Larissa Klaus, Dr. Antje Kuttner, Mirijam Schmidt (von links nach rechts). Foto: Thorsten Arendt

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Die Türen des Museums der Münchener Bank stehen für Besuchergruppen weit offen. Es kann ein Blick in den Tresorbereich geworfen werden. Foto: Thorsten Arendt

Bild 3

Auf informativen Tafeln werden Hintergründe und Zusammenhäge anschaulich erläutert. Foto: Thorsten Arendt

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Währung im Wandel – nicht immer wurde nur mit Scheinen und Münzen gezahlt. Foto: Thorsten Arendt

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Die Geschichte der Zahlungsmittel auf einen Blick. Foto: Thorsten Arendt

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Die Resonanz auf das 2013 eröffnete Museum ist sehr gut. Schulklassen stehen dabei ganz oben auf der Gästeliste. Foto: Thorsten Arendt

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Andere Zeiten, andere Scheine – in der Münchner Bank kann man sie bestaunen. Foto: Thorsten Arendt

„Bockwurscht“
an der
Börse

Die Volksbank Allgäu-West bringt den Schülern ihrer Region sehr eindringlich und innovativ nahe, wie die Finanzwelt und das Börsenleben funktionieren. Wissenshunger trifft dabei auf Spannung und Spaß.

Der Ausblick ist atemberaubend. Hinter den hohen Glasfenstern ist die Skyline von Frankfurt zu sehen, die 20-, 30-, 40-stöckigen Gebäude der Banken und Versicherungen gleißen in der Sonne, die manchmal durch die helle Wolkendecke bricht. Die Schü- ler aus Wangen im Allgäu genießen die Perspektive, die ihnen der helle Raum im 50. Stock der DZ BANK bietet, fotografieren mit ihren Smartphones das Häusermeer – und nicht selten machen sie in kleinen Gruppen oder allein Selfies, um den Moment für sich festzuhalten. Der Besuch in der Zentralbank der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ist einer der Höhepunkte, den die Gruppe in Frankfurt genießt.

Siegerteams des Börsenspiels

Als Siegerteams des deutschlandweiten VR-Börsenspiels, bei dem sie von der Volksbank Allgäu-West begleitet wurden, haben sie sich die eintägige Tour verdient – inklusive eines Besuchs der Börse und einer feierlichen Siegerehrung.

Den Anfang hat das besondere Erlebnis allerdings im Allgäu genommen, genauer gesagt in den Klassenräumen des Beruflichen Schulzentrums Wangen. Verantwortlich dafür ist Frank Fischer. Der Leiter für den Bereich Privatkunden der Bank besuchte alle teilnehmenden Schulen, um in den verschiedenen Klassen im Unterricht das VR-Börsenspiel zu erklären. „Viele Jugendliche kennen die Grundlagen, um unsere Ökonomie und verschiedene Wirtschaftssysteme zu verstehen. Von den Mechanismen und Vorgängen an der Börse haben sie aber oft wenig gehört. Sie wissen nicht, was die Aktienkurse bewegt, warum sich Kurse wie entwickeln oder ob eine Aktie teuer oder günstig ist.“

In zwei Schulstunden fängt Fischer, der für die Volksbank die Kunden dabei berät, wie sie ihr Vermögen optimal aufteilen können, mit dem rudimentären Börsenwissen an – und geht schnell in die Tiefe. „Am Ende sollen die Schüler verstanden haben, was zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis bedeutet und wie man mit dessen Hilfe eine Aktie bewerten kann.“ Anschließend erklärt er das VR-Börsenspiel, bei dem die Schüler in kleinen Gruppen mit einem virtuellen Grundkapital von 50.000 Euro starten. Gewonnen hat am Ende, das sei vorweggenommen, das Team mit der besten Performance. „Damit die Schüler das meiste aus ihrem Einsatz machen können, erläutere ich die verschiedenen Gattungen von Wertpapieren, die sie auf unserer Internetplattform handeln können.“

Broker für zwölf Wochen

Die Jugendlichen legen dort ein eigenes Depot an und legen los. Zwölf Wochen lang geben sie Orders auf, richten Stopp-Limits ein, wechseln Börsenplätze, allerdings ohne echtes Risiko. Die Papiere, die gehandelt werden können, sind zudem eher konservativ, das ist Frank Fischer wichtig. „Wir wollen nicht, dass die Schüler zocken, sondern durchdacht handeln.“ Erlaubt sind zum Beispiel Aktien, Index-Fonds oder Basket-Zertifikate – erklärt werden Aktien zum Beispiel anhand von Werten wie Apple Inc., die etwa deswegen besonders spannend für die Jugendlichen sind, weil sie Produkte aus ihrer Lebenswelt wie Kommunikationstechnik oder Spielekonsolen abbilden können.

Die Bank begleitet das Projekt im Laufe der Monate bei größeren Fragen und verschickt wöchentliche Börseninformationen an die Gruppen – die Verantwortung aber übernehmen die Schüler selbst. „Sie nehmen das in die Hand und probieren etwas aus, auch wenn mal etwas schiefgeht“, sagt Fischer. Am Stichtag zum Ende des Spiels, nach drei Monaten Spielzeit, wird die Entwicklung des Depots ausgewertet – und die Sieger stehen fest.

„Wir wollen nicht, dass die Schüler zocken, sondern durchdacht handeln.“Frank Fischer

Die Volksbank Allgäu-West macht anscheinend etwas richtig, schaut man auf die puren Zahlen. Von 317 Spielgruppen 2016, die deutschlandweit am Spiel teilnehmen, werden 47 von Frank Fischer und Kollegen betreut. „Wir vermuten, dass aus unserer Region so viele Schulen mit ihren Schülern teilnehmen, weil wir ihnen das Spiel und die Grundlagen der Börse sehr eindringlich vermitteln und dennoch den Spaß und die Spannung in den Vordergrund stellen“, sagt Sonya Dreyer. „Gleichzeitig haben wir die Lehrer gut eingebunden, die schon seit Jahren aktiv mitmachen.“

Besonders stolz ist die Bankmitarbeiterin auch auf die Erfolge der Teams, die in diesem Jahr den 2., 5. und 6. Platz deutschlandweit belegt haben. Als Belohnung für den tollen Erfolg erhalten die Spielgruppen und die Klassenkassen Preisgelder zwischen 200 und 950 Euro von der Volksbank Allgäu-West ausbezahlt. „Wir sind seit dem Jahr 2013 immer unter den ersten fünf Gruppen in Deutschland dabei und durften seitdem jedes Jahr mit unseren Gewinnergruppen nach Frankfurt an die Börse zur Siegerehrung fahren“, ergänzt Sonya Dreyer. „Das liegt sicherlich auch daran, dass das Spiel von den Lehrern aktiv in den Unterricht miteingebunden wird und Frank Fischer die Schüler mit interessanten Informationen zur aktiven Teilnahme anregt.“

Bildungspartnerschaften

Das Börsenspiel gehört zu einem „bunten Blumenstrauß“ der finanziellen Bildung, den die Bank für die Schulen gebunden hat. „Mit unserem VBAWSchulförderprogramm haben wir für alle Altersgruppen verschiedene Angebote, bei denen der Bildungsaspekt erstrangig im Vordergrund steht.“ Seit 2009 betreut Sonya Dreyer, die selbst im Jahr 2006 ihre Ausbildung in der Volksbank begann, den Jugendmarkt. Sie entwickelte das Konzept mit, dessen wichtigster Baustein das Schulförderprogramm ist. „Wir betreuen dabei alle Klassenstufen – von Unterrichtseinheiten, der finanziellen Unterstützung von Schulprojekten bis hin zur Hilfe bei der Berufsfindung – hier ist wirklich für jeden etwas dabei. Damit wir mit den Schulen nachhaltig zusammenarbeiten können, sind wir auch feste Bildungspartnerschaften mit inzwischen zwölf Schulen eingegangen und erreichen so mehrere Tausend Kinder und Jugendliche.“ Die Landesregierung in Baden-Württemberg legt viel Wert auf diese Verbindung zwischen Theorie und Praxis, ergänzt Sonya Dreyer. „Die Schü- ler sollen möglichst viel aus der beruflichen Praxis mitbekommen – damit sind wir, was den kaufmännischen Bereich und die ökonomische Bildung angeht, ein sehr guter Partner.“

Die Zusammenarbeit ist eng und vertrauensvoll, das ist auch in Frankfurt zu sehen, wohin Frank Fischer die Gewinnerteams begleitet hat. Es wird viel gescherzt – Humor ist immer dabei, was man auch an den Gruppennamen ablesen kann. So ist zum Beispiel das „Team Bockwurscht“ mit von der Partie. Die Schüler und die Bankmitarbeiter kennen sich, erleben die Eindrücke gerne gemeinsam. Der Bereichsleiter lässt sich mit durch die Börse führen, beantwortet viele Fragen, die in dem Besucherraum über dem wuseligen Handelsparkett auftauchen.

„Die Schüler sollen möglichst viel aus der beruflichen Praxis mitbekommen.“Sonya Dreyer

Was Frank Fischer besonders an den Jugendlichen begeistert, fällt ihm noch einmal bei der Siegerehrung auf. Die Gruppen werden dort der Reihe nach aufgerufen und von einer Moderatorin zu ihren Depots befragt. Sie erzählen auf der Bühne davon, wie sie ihre Käufe und Verkäufe unterstützt durch eingehende Recherchen selbstständig entschieden haben oder wie sie etwa mit einem dreifach gehebelten Öl-Zertifikat erfolgreich waren – und die anderen Schüler hören im Zuschauerraum gebannt zu. Der Mann von der Volksbank nickt zufrieden. „Die Jugendlichen haben sich im Laufe der Zeit so in das Thema hineingearbeitet, dass sie es zu ihrem eigenen Interesse gemacht haben – das finde ich toll, auch weil es unser Engagement noch einmal bestätigt.“

Volksbank Allgäu-West
Bilanzsumme876,745 Millionen Euro
Kunden45.368
Mitglieder22.451
Geschäftsstellen16
Mitarbeiter der Bank242
Stand 31.12.2015.

Bild 1

Foto: Thorsten Arendt

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Das Team „Young Engineers“. Foto: Thorsten Arendt

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Das Team „Bockwurscht“. Foto: Thorsten Arendt

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Kursschwankungen statt Pokemon-Go-Figuren in Sicht. Foto: Thorsten Arendt

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Die Siegerteams fuhren mit ihren Bank-Experten in das Zentrum des Geschehens an die Frankfurter Börse. Foto: Thorsten Arendt

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Lehrer Lutz Raute (links) und Frank Fischer von der Volksbank Allgäu-West. Foto: Thorsten Arendt

Jeder
Zug
macht
klug

Die Volksbank Raiffeisenbank Greifswald eG hat für die Finanzerziehung der Jüngsten ein eigenes Brettspiel entwickelt. Dort zählt neben ein wenig Würfelglück vor allem der richtige Mix aus Sparen und Ausgeben.

In der Schalterhalle der Volksbank Raiffeisenbank Greifswald wird es laut. 25 Kinder der Karl-Krull-Grundschule kommen mit ihrer Schulsozialarbeiterin in den hohen lichten Raum, unterhalten sich, lachen, kichern. Bis Klaus-Peter David das Wort ergreift. Plötzlich wird es mucksmäuschenstill. Der stellvertretende Leiter Filialkundenberatung und Ausbildungsbeauftragte der Bank begrüßt die Schü- ler und teilt sie in drei Gruppen ein. „Unser Programm heute hat drei Stationen und jeder darf jede erleben“, sagt David. Der Startschuss für das heutige „Spar dich schlau“-Projekt ist gefallen – mit dem spielerischen Konzept bringt die Bank Schülern der vierten Klassen das Sparen näher, erklärt wirtschaftliche und finanzielle Abläufe.

Entwickelt haben die Aktion angehende Bankkaufleute vor fünf Jahren. Den Anstoß dazu gab eine Lücke: „Wir haben uns gefragt, was wir als Bank an die Schulen zurückgeben können. Im Bereich Berufsfrühorientierung gehen wir zum Beispiel an Gymnasien, Realschulen und auch Förderschulen. Unsere Azubis organisieren zudem einen eigenen Stand auf einer großen Berufsmesse, die wir mitveranstalten“, erklärt Heike Witt. „Nur für die Kleineren hatten wir noch nichts im Angebot.“ Das Sparen sollte zum Thema werden, sagt die Personal- und Ausbildungsbeauftragte der Volksbank Raiffeisenbank Greifswald eG. „Jeder redet davon, wie man sich Wünsche erfüllen kann, oft mit Krediten – wir wollten da etwas entgegensetzen.“ Einen weiteren Impuls bekamen die engagierten Auszubildenden und Ausbilder aus den eigenen Familien, denn Recherchen ergaben, dass für die Grundschüler das Thema im Lehrplan kaum auftaucht.

Blick hinter die Kulissen

Heike Witt stellte ein Team aus Auszubildenden zusammen, das sich mit einem Konzept für „Spar dich schlau“ befassen sollte – der Titel war schnell gefunden. „Wir haben das Ganze dann gemeinsam mit Franziska Storch entwickelt, um möglichst nah an den Kindern dran zu sein.“ Die Schulsozialarbeiterin der Karl-Krull-Grundschule, die für den Träger Öffnung der Schulen e.V. arbeitet, bestätigt, dass das Sparen in der Schule bis dahin keine Rolle spielte. „Es war mir wichtig, dass die Schüler aber nicht nur lernen, was sie mit ihrem Taschengeld anfangen können“, erläutert sie ihren Impuls, bei dem Projekt mitzumachen. „Ich fand es spannend, dass die Kinder auch einen Blick hinter die Kulissen werfen können.“ Ihr fachlicher Blick half dabei, die gesamte Aktion zielgruppengerecht in einer für die Kleinen verständlichen Sprache zu entwickeln.

„Wir haben uns gefragt, was wir als Bank an die Schulen zurückgeben können.“Heike Witt

Zurück in die Bank: Hier hat sich die Klasse inzwischen in drei Gruppen aufgeteilt. Die Auszubildenden Katja Sünwoldt und Lukas Leicht übernehmen sieben Kinder und setzen sich auf einer blauen Matte um ein kreisrundes Spielbrett, das in 17 Felder unterteilt ist – eine der drei Stationen von „Spar dich schlau“. Das Holzbrettspiel, das von einer Tischlerei nach den Vorgaben der Auszubildenden gefertigt wurde, funktioniert ähnlich wie Monopoly: Ziel ist es, am Ende mehr Geld zu haben als die anderen Teilnehmer. Der wichtige Unterschied: „Es geht nicht darum, einfach nur zu verdienen. Entscheidend ist, die richtige Mischung aus Ausgeben und Sparen zu erreichen“, erklärt Lukas Leicht die Idee. Jeder Mitspieler sucht sich eine der Spielfiguren aus und beginnt mit 20 Euro Startkapital. Nach 20 Minuten – die Zeit wird gestoppt – ist das Spiel beendet. Mithilfe eines Würfels bewegen sich die Kinder um das Spielbrett.

Rechenspiele

Die verschiedenen Felder haben unterschiedliche Zwecke. Wenn die Spieler auf „Quiz“ landen, steht eine Frage an: „Du bekommst 15 Euro Taschengeld und kaufst dir für 2,50 Euro Süßigkeiten. Wie viel bleibt übrig?“, fragt Katja Sünwoldt Sven, der ihr gegenübersitzt. Der Junge rechnet, schnell kommt die Antwort. „12,50 Euro“, sagt er und bekommt 50 Cent als Belohnung. „Richtig!“ Sein Nachbar Max würfelt, er gelangt zu einem der Aktionsfelder. „Es ist warm, kauf ein Eis, zahle 1,50 Euro“, sagt Lukas Leicht. Der Junge gibt die richtige Summe von seinem Spielgeld ab. Vincent ist nun dran, er landet auf dem Volksbank-Feld und kann entscheiden, wie viel er von seinem bisher erspielten Geld auf sein Sparbuch legt. „15 Euro“, sagt er, „da kann ich mir dann später mal was von kaufen.“

Die Kinder lernen, ihr eigenes Budget zu verwalten, sich trotzdem etwas zu gönnen und gleichzeitig so zu sparen, dass sie sich später einen kleinen Traum erfüllen können. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht – die Rückmeldungen, die wir von der Schule bekommen, sind immer super“, sagt Lukas Leicht. „Und für uns ist das eine tolle Aufgabe. Das Projekt bringt Abwechslung in den Alltag und wir lernen viel, bei der Organisation, aber auch beim Umgang mit den Kindern.“

Neben dem Spiel gehört auch ein Stuhlkreis zum Programm. Die Azubis tauschen sich mit den Kindern aus, entlocken ihnen ihr Vorwissen zum Thema Geld, stellen viele Fragen wie: Welcher Euroschein ist der wertvollste? Wozu hast du eine Spardose? Was kannst du tun, um dein Taschengeld aufzubessern? Oder: Was glaubst du, warum Eltern ihr Geld zur Bank bringen? Die Antworten sind vielfältig – und den Kindern macht es sichtlich Spaß, sich konzentriert mit den jungen Auszubildenden zu unterhalten.

Volksbank Raiffeisenbank Greifswald eG
Bilanzsumme503,82 Millionen Euro
Kunden34.665
Mitglieder14.682
Geschäftsstellen10
Mitarbeiter der Bank96
Auszubildende13
Stand 31.12.2015.
Besuch im Vorstandsbüro

Bei der letzten Station, der Bank-Erkundung, drehen die Schüler den Spieß noch einmal um. Die Kinder dürfen zum Beispiel in das Büro des Vorstands – und stellen jede Menge Fragen. „Es ist wirklich toll, wie viel Zeit sich die Mitarbeiter nehmen – und ein Chef einer Bank, der mit den Kindern redet, ist etwas ganz Besonderes“, beschreibt Sozialarbeiterin Franziska Storch ihre Eindrücke. Die Kinder bekommen zudem den Geldautomaten, den sie höchstens vom Geldabheben mit ihren Eltern kennen, von hinten zu sehen. „Da kommt ganz viel Geld rein, wie viel ist das wohl?“, ruft Lisa. „Wie der das wohl schafft, dass genau die richtige Menge vorne rauskommt?“, fragt sich Max. Geduldig beantworten die Azubis die Fragen, bis sie ganz am Ende den vielleicht spannendsten Teil des Projekts vorstellen: Die Kinder dürfen in den Tresorraum, in dem sie die massive Tür und die glänzenden Schließfächer mit großen Augen bestaunen. Über die größte Überraschung freut sich die Gruppe schließlich wieder lautstark. Auf sie wartet ein Schatz aus Schokoladenmünzen und -scheinen, stilecht versteckt in einer Holztruhe.

„Ein Chef einer Bank, der mit den Kindern redet, ist etwas ganz Besonderes.“Franziska Storch

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Foto: Thorsten Arendt

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Zug um Zug sparen sich die Grundschüler in der Bank schlau. Foto: Thorsten Arendt

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Lukas Leicht und Katja Sünwoldt. Foto: Thorsten Arendt

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Foto: Thorsten Arendt

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Auch eine Bank-Erkundung steht für die Schüler mit auf dem Plan –inklusive Tresorraum. Foto: Thorsten Arendt

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Ein Besuch im Vorstandsbüro. Foto: Thorsten Arendt

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Die Ausbilder Klaus-Peter David und Heike Witt. Foto: Thorsten Arendt

„Wir wollten etwas
gegen Überschuldung
und mangelndes
Finanzwissen setzen!“

Fordern und fördern: Die Berliner Volksbank schickte beim ZasterMaster Schülerteams der Region auf eine gemeinsame Finanz-Rallye. Wir sprachen mit Michael Schröder über das Projekt sowie über die generelle Förderung der finanziellen Bildung durch sein Institut.

Herr Schröder, was steckt hinter ZasterMaster?

Es geht darum, dass Jugendliche spielerisch lernen, was finanzielle Entscheidungen bedeuten. Sie erfahren sehr praxisnah, wie Wirtschaft funktioniert – und damit wird auch das eigenständige Denken und Handeln der jungen Leute gefördert. Sie spielen zudem in Gruppen, die aus insgesamt zehn Jungen und Mädchen aus der 8. bis 10. Klasse bestehen. Die Teams – allesamt aus Berlin und Brandenburg – merken dabei auch, was es bedeutet, zusammenzuarbeiten und zu gewinnen oder auch mal Niederlagen einzustecken. Am Ende, und das ist uns besonders wichtig, profitieren aber alle und jeder geht als Gewinner nach Hause.

Jedes Team gewinnt schon für die Teilnahme einen Geldpreis. Im Parcours müssen sie an verschiedenen Stationen Aufgaben lösen. Was müssen sie dafür leisten?

Die Jugendlichen konnten beim „Risikowürfel“ zum Beispiel zwischen einer sicheren Anlage mit niedrigem Festzins und einem risikoreicheren Aktieninvestment wählen. Entscheiden sie sich für Letzteres, müssen sie um die Zinsen würfeln – und dabei können sie auch Geld verlieren. Die Funktionsweise des Dispokredits bringen wir ihnen näher, ebenso lernen sie etwas zu Privatkrediten, indem sie sich bei einem Kaufwunsch für die Finanzierung aus Eigenmitteln entscheiden oder eben für einen Kredit mit den dazugehörigen finanziellen Folgen. Ein weiteres Thema sind die Währungen anderer Länder, bei denen die Schüler den verschiedenen Ländern die entsprechenden Währungen zuordnen müssen.

Wie kamen Sie auf die Idee zum ZasterMaster?

Da muss ich ein wenig ausholen. Es ging Mitte der 2000er Jahre los, als bei den Diskussionen um die Rütli-Schule die schlechten Bildungschancen von vielen Jugendlichen vor allem mit Migrationshintergrund in den Vordergrund traten. Offensichtlich war damals auch, dass es gerade im städtischen Raum Berlins eine große Anzahl junger Menschen gibt, die sich hoch verschulden, etwa für Handyverträge oder Ratenkäufe. Hinzu kamen mangelndes Wissen über das eigene Budget und die Folgen, wenn es zu sehr ausgereizt wird. Wir wollten etwas dagegensetzen und aufklären, weil auch das Thema Finanzen aus unserer Sicht sozialen Sprengstoff birgt. Allein die Schulden sorgen für schlechtere Startchancen in den Beruf, wenn die Jugendlichen zum Beispiel eine unzureichende Schuldnerauskunft haben.

Erreichen Sie diese Zielgruppen?

Wir versuchen es immer wieder und gerade an den Schulen in sozial problematischeren Stadtteilen mit viel Nachdruck in unserer Werbung. Es ist aber manchmal schwierig, diese Zielgruppe zu erreichen – da mussten wir unsere Erwartungen schon nach unten schrauben. Wir sind dabei auch auf die Lehrer angewiesen, und die haben gerade an diesen Schulen neben dem Fachunterricht auch viele andere Aufgaben. Wir glauben aber schon, dass wir Einfluss an dieser Stelle haben. Zudem steigen unsere Bewerberzahlen, wir erreichen also immer mehr potenzielle Teilnehmer. Im Jahr 2015 zum Beispiel hatten sich 52 Schülerteams angemeldet, von denen acht antreten durften – das Los hat darüber entschieden.

Was sind für Sie die Highlights bei der ZasterMaster-Rallye?

Ich finde es sehr spannend zu sehen, was die Jugendlichen wissen und wie sie sich gemeinsam durch die Aufgaben begleiten. Dabei fällt mir auf, dass sie die Kreativität und das Engagement der anderen anerkennen, ohne Neid. Das finde ich gut.

Wie finanzieren Sie den ZasterMaster?

Eine Grundlage liefert unser genossenschaftlicher Verbundpartner easyCredit, der sich mit seiner Stiftung „Deutschland im Plus“ für die private Überschuldungsprävention einsetzt. Für ausgewählte Projekte verdoppelt die Stiftung die Förderung sogar noch – wir haben das vom ersten Jahr an erreicht. Dazu kommt unser eigenes Engagement: Wir setzen für den ZasterMaster rund 15 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Stundenkontingenten ein, von der Organisation und dem Marketing bis hin zur Arbeitszeit der Auszubildenden, die den Tag mit den Schülern gestalten – und in einigen Jahren hatten wir sogar zwei Termine mit jeweils rund 100 jungen Leuten. Wir stellen einen Fotografen, sorgen für angemessene Preise, ein gutes Catering und eine professionelle Moderation. Nicht zuletzt haben wir einen großen Raum in der DZ BANK am Pariser Platz gemietet, die ebenfalls zu unserem genossenschaftlichen Verbund gehört.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Schulen, Lehrern und eventuell sogar Eltern?

Das ist sehr unterschiedlich. Wir hatten anfangs versucht, gemeinsam offiziell mit den Schulen und Ämtern ein Projekt auf die Beine zu stellen. Das hat aber nicht funktioniert, vielleicht auch deswegen, weil das Engagement einer Bank in diesem Bereich zu sehr wie Marketing wirkt. Auch die Lehrer waren im ersten Moment nicht in der Breite leicht zu überzeugen. Deswegen haben wir eine eigene Marke entwickelt, die wir weiter ausbauen und damit die Schulen ansprechen.

An welchen Stellen engagiert sich die Berliner Volksbank neben dem ZasterMaster im Bereich finanzielle Bildung?

Wir decken eine große Bandbreite ab, von jungen Schülern bis hin zu Erwachsenen, zu ganz unterschiedlichen Themen. Unsere Auszubildenden gaben zum Beispiel schon diverse Bewerbungstrainings in Schulen. Wir haben einen Eltern-Kind-Raum in der Grimm-Bibliothek an der Humboldt-Universität in Berlin gesponsert und fördern Ausbildungsinitiativen für junge Gärtner mit Behinderungen. Dazu kommen etwa Förderungen von Hochschulen in Berlin und Potsdam oder auch unsere Unternehmerakademie, an der wir über unsere Personalabteilung Angebote für Existenzgründer machen. Viele dieser Projekte sind als einzelne kleine Initiativen entstanden. Mittlerweile haben wir sie aber in unserer Stabsstelle organisatorisch zusammengeführt, um möglichst effizient handeln zu können.

Zurück zum ZasterMaster: Welchen Anreiz haben die Jugendlichen, außer dem Geld, bei der Rallye mitzumachen?

Der Gewinn kommt sowieso in die Klassenkasse und die Klasse entscheidet gemeinsam, was sie mit dem Geld anstellen möchte. Die Jugendlichen sind aber – das hören wir immer wieder – die absoluten Helden, weil sie doch beträchtliche Summen für ihre Klasse erspielen. Deswegen laufen die Diskussionen in den Gruppen auch sehr heiß ab, weil es schließlich um viel geht.

Binden Sie die Lehrer auch mit ein?

Ja, auf ganz besondere Art und Weise (Schröder lacht). Während der Rallye feuern sie die Jugendlichen an und am Ende des Tages geht es für die Lehrer dann sportlich zur Sache. Beim Sackhüpfen können sie zusätzliches Geld für die Klassenkasse gewinnen. Das sorgt für viel gute Laune – und die Gruppen wachsen noch stärker zusammen.

Michael Schröder ist bei der Berliner Volksbank für die Strategische Unternehmenssteuerung verantwortlich. Dazu gehören die Gremienarbeit mit dem Vorstand sowie dem Aufsichts-, Vertrauens- und Beirat, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das Asset-Management sowie die Kommunikation mit sämtlichen regulatorischen Institutionen.

Berliner Volksbank
Bilanzsumme11,7 Milliarden Euro
Mitglieder156.000
Geschäftsstellen96
Mitarbeiter der Bank1912
Stand 31.12.2015.

Bild 1

Michael Schröder

Bild 2

Schrille Outfits an der Fotobox. Foto: Stephanie Pilick

Bild 3

Würfeln an der Station „Anlagemöglichkeiten“. Foto: Stephanie Pilick