Wirtschaft­liche Entwicklung

Wirtschaft in Zahlen

sechzig

60 Milliarden Euro schwer waren die monatlichen Aufkäufe von Wertpapieren unter Einbeziehung der bereits zuvor laufenden Aufkaufprogramme durch die Europäische Zentralbank (EZB), die im März 2015 begannen. Die ultralockere Geldpolitik der EZB drückte die Rendite von Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren im April auf ein neues Allzeittief in Höhe von 0,08 Prozent. Zum Ende des Jahres notierte die Rendite angesichts steigender Zinserwartungen in den USA bei 0,63 Prozent.

10.743

10.743 betrug der Punktestand des DAX zum Ende des Jahres. Das waren 9,6 Prozent mehr als zum Vorjahresultimo. Aktien profitierten besonders im ersten Quartal von der erneuten Lockerung der Geldpolitik im Euroraum sowie von einem zunehmenden Konjunkturoptimismus. Sich verschlechternde Konjunkturerwartungen sowie Spekulationen über eine kurz bevorstehende Zinswende in den USA schmälerten die Kursgewinne aber im Jahresverlauf.

zwölf

12 US-Cent niedriger als zum Vorjahresultimo und damit bei 1,09 US-Dollar notierte der Euro-Dollar-Kurs zum Jahresende 2015. Ausschlaggebend für die schwache Entwicklung des Außenwerts des Euro gegenüber der US-Währung war in erster Linie das Auseinanderdriften der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks. Während die Europäische Zentralbank für den Währungsraum einen noch expansiveren geldpolitischen Kurs einschlug, stimmte die Federal Reserve die US-Wirtschaft im Jahresverlauf auf eine restriktivere Zinspolitik ein, auf die sie im Dezember 2015 die Zinswende folgen ließ.

eins,
sieben

1,7 Prozent Zuwachs verzeichnete 2015 das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorjahr. Das Wirtschaftswachstum setzte sich damit ähnlich schnell fort wie 2014 (+1,6 Prozent). Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vollzog sich im Jahresverlauf vergleichsweise stetig – trotz der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und der erneuten Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise in den Sommermonaten. Zentraler Konjunkturmotor blieben die Konsumausgaben.

eins,
neun

1,9 Prozent betrug 2015 der preisbereinigte Anstieg der privaten Konsumausgaben. Der Privatkonsum expandierte damit so kräftig wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Maßgeblich hier für waren neben der bereits seit einiger Zeit positiven Beschäftigungs- und Tariflohnentwicklung auch Sonderfaktoren wie die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und die Kaufkraftgewinne durch den niedrigen Ölpreis. Darüber hinaus gingen von der starken Flüchtlingsmigration nach Deutschland spürbare Nachfrageimpulse aus.

null,
drei

0,3 Prozent betrug die Inflationsrate Deutschlands im Jahresdurchschnitt 2015. Sie hat sich damit gegenüber dem Vorjahr (0,9 Prozent) merklich vermindert. Hauptgrund für den Rückgang der Inflationsrate war der Preisverfall bei Rohöl, der nach einer vorübergehenden Stabilisierungsphase in den Frühjahrsmonaten zum Jahresende abermals an Fahrt aufnahm.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2015: Konjunktur

Solides Wirtschaftswachstum

Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland setzte sich im Jahr 2015 fort. Trotz der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und der erneuten Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise in den Sommermonaten blieb die gesamtwirtschaftliche Entwicklung robust und auf Wachstumskurs. Ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts zufolge stieg das Bruttoinlandsprodukt gegenüber 2014 preisbereinigt um 1,7 Prozent.

Der Zuwachs fiel etwas stärker als in 2014 (1,6 Prozent) und deutlich stärker als in den Jahren 2012 und 2013 (0,4 Prozent/0,3 Prozent) aus. Das Wirtschaftswachstum verlief 2015 vergleichsweise stetig. Die vierteljährlichen Veränderungsraten des preis-, kalender- und saisonbereinigten Bruttoinlandsprodukts schwankten gegenüber früheren Jahren nur wenig. Wichtigster Treiber des gesamtwirtschaftlichen Wachstums waren erneut die Konsumausgaben. Die Anlageinvestitionen und der Außenhandel trugen dagegen weniger stark zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts bei.

Konsumausgaben steigen kräftig

Die privaten Konsumausgaben wuchsen 2015 um 1,9 Prozent. Sie stiegen damit so kräftig wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Maßgeblich hierfür waren die bereits seit einiger Zeit positive Beschäftigungs- und Tariflohnentwicklung, Sonderfaktoren wie die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro je Arbeitsstunde sowie Kaufkraftgewinne durch den niedrigen Ölpreis. Darüber hinaus löste die starke Zuwanderung von Flüchtlingen nach Deutschland Nachfrageimpulse aus. Die Konsumausgaben des Staates legten mit 2,4 Prozent noch stärker zu als der Privatkonsum. Zu Mehrausgaben führten hier unter anderem die Personal- und Sachkosten zur Betreuung, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge.

Verhaltene Investitionskonjunktur

Angesichts der nach wie vor großen Unsicherheit über die künftige Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftspolitik insbesondere in Griechenland und im gesamten Euroraum blieb der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen (4,8 Prozent) 2015 erneut hinter den Wachstumsraten vergangener Aufschwungphasen zurück. Die Bauinvestitionen (+0,3 Prozent) stagnierten hingegen im Wesentlichen. Die Entwicklung in den einzelnen Bausparten verlief allerdings durchaus unterschiedlich: Während die Wohnungsbauinvestitionen – angeregt durch die niedrigen Hypothekenzinsen und den Mangel an Anlagealternativen – mit 1,6 Prozent weiterhin zulegten, waren die Aktivitäten im Nichtwohnungsbau (–1,5 Prozent) rückläufig. Da es zudem aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu einem Vorratsabbau kam, fiel der Wachstumsbeitrag der Investitionen alles in allem leicht negativ aus.

Kaum Impulse vom Außenhandel

Ungeachtet der schwächeren Entwicklung in den Schwellenländern konnten die Exporte der deutschen Wirtschaft spürbar um 5,4 Prozent ausgeweitet werden. Hierzu dürfte auch der Rückgang des Euro-Wechselkurses beigetragen haben. Dieser verbesserte tendenziell die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Exportgüter auf den ausländischen Märkten. Die Importe nach Deutschland stiegen mit 5,8 Prozent aufgrund der hohen Binnennachfrage ebenfalls merklich. Der Außenhandel trug daher lediglich mit 0,2 Prozentpunkten zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei.

Staat erneut mit Budgetüberschuss

Bei den Staatsfinanzen entspannte sich die Lage weiter: Sprudelnden Einnahmen im Zuge des anhaltenden Beschäftigungsaufbaus, vielfach kräftig steigenden Bruttoverdiensten und einer günstigen Konsumkonjunktur standen weniger deutlich expandierende Ausgaben gegenüber. Entlastend wirkten zudem die Erlöse durch eine Versteigerung von Mobilfunk-Lizenzen. Allerdings waren wegen der Flüchtlingsmigration auch ungeplante Mehrausgaben zu tätigen. Insgesamt schloss die öffentliche Hand das Jahr zum zweiten Mal in Folge mit einem Überschuss ab. Der staatliche Finanzierungssaldo stieg in Relation zum Bruttoinlandsprodukt von 0,3 Prozent (2014) auf 0,6 Prozent (2015). Die Schuldenstandsquote gab im Vergleich zum Vorjahr hingegen von 74,9 Prozent auf 71,6 Prozent nach.

Weiterer Beschäftigungsaufbau

Der deutsche Arbeitsmarkt präsentierte sich 2015 abermals in einer guten Grundverfassung. Allerdings verlangsamte sich der Beschäftigungsaufbau angesichts der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und der für einen bestimmten Personenkreis eingeführten abschlagsfreien Rente mit 63 gegenüber 2014 ein wenig. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland stieg im Jahresdurchschnitt 2015 um 329.000 auf 43,0 Millionen an. 2014 hatte sie noch um 375.000 zugelegt. Die Arbeitslosigkeit ging dabei weiter zurück. So sank die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr um 104.000 auf knapp 2,8 Millionen Menschen. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent. Die Zuwanderung durch Flüchtlinge beeinflusste dabei die Arbeitslosenzahl noch nicht.

Geringer Preisanstieg

Die Inflationsrate sank in Deutschland von 0,9 Prozent (2014) auf niedrige 0,3 Prozent. Ausschlaggebend hierfür war der Preisverfall bei Rohöl. Nach einer vorübergehenden Stabilisierungsphase in den Frühjahrsmonaten nahm dieser zum Jahresende abermals an Fahrt auf. Die Energiepreise verbilligten sich im Jahresdurchschnitt um deutliche 7,0 Prozent. Einzeln betrachtet verminderten sie die Inflationsrate um 0,7 Prozentpunkte. Für Nahrungsmittel (+0,8 Prozent) und Dienstleistungen (+1,2 Prozent) mussten die Verbraucher allerdings etwas mehr Geld aufwenden als im Vorjahr. Treibender Faktor für den Anstieg der Dienstleistungspreise waren vor allem die Nettokaltmieten (+1,2 Prozent). Darüber hinaus wirkte die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns preissteigernd. Dies sorgte unter anderem für einen überproportionalen Anstieg der Preise für Taxifahrten (+12,1 Prozent).

Industrie mit Wertschöpfungszuwachs

Das verarbeitende Gewerbe blieb 2015 auf Wachstumskurs. Aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge legte die preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 1,7 Prozent zu. Bereits im Vorjahr war sie merklich um 2,3 Prozent gestiegen. Die Wachstumsimpulse gingen dabei – gemäß der amtlichen Umsatzdaten – erneut eher vom Ausland als vom Inland aus. Der preisbereinigte Auslandsumsatz expandierte mit 3,4 Prozent stärker als der entsprechende Inlandsumsatz (1,0 Prozent). Beim verarbeitenden Gewerbe fiel das Umsatzwachstum bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen mit 6,1 Prozent am deutlichsten aus. Dieser Effekt dürfte aus der voranschreitenden Digitalisierung („Industrie 4.0“) resultieren. Einen kräftigen Zuwachs verzeichneten mit 5,6 Prozent aber auch die Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen – und dies trotz des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen. In den für die Gesamtentwicklung nach der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen bedeutsamsten Bereichen Maschinenbau (+1,2 Prozent), Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (0,0 Prozent) sowie Herstellung von chemischen Erzeugnissen (+0,4 Prozent) fiel die Absatzentwicklung hingegen verhaltener aus. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im verarbeitenden Gewerbe insgesamt leicht um 0,3 Prozent auf knapp 7,6 Millionen. Bei den Lohnstückkosten kam es ebenfalls zu einem Anstieg (+1,4 Prozent), da die Arbeitnehmerentgelte je Arbeitsstunde mit 2,0 Prozent stärker zulegten als die Arbeitsproduktivität (0,7 Prozent).

Stagnation im Baugewerbe

Die Bauwirtschaft knüpfte nur bedingt an die günstige Entwicklung des Vorjahrs an. Nach einem kräftigen Zuwachs um 2,6 Prozent (2014) stagnierte die Bruttowertschöpfung des Wirtschaftsbereichs 2015 nahezu (+0,3 Prozent). Dafür sorgte vorrangig die Schwäche im Nichtwohnungsbau. Diese spiegelt sich auch in den Ergebnissen der amtlichen Bauberichterstattung wider. So lag der baugewerbliche Umsatz aller Betriebe des Bauhauptgewerbes in den ersten drei Quartalen lediglich im Wohnungsbau (+0,5 Prozent) über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Im Wirtschaftsbau (–1,1 Prozent) und im öffentlichen Bau (–0,4 Prozent) mussten hingegen Umsatzverluste hingenommen werden. Insgesamt sank der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe in den ersten drei Quartalen um 0,3 Prozent. Im Ausbaugewerbe konnte zeitgleich ein Umsatzwachstum von 0,3 Prozent erzielt werden. Besonders stark legte der baugewerbliche Umsatz im Glasergewerbe (+18,0 Prozent) zu. Der seit Ende der 2000er Jahre im gesamten Baugewerbe feststellbare Stellenaufbau setzte sich 2015 nicht fort. Im Gegenteil: Die Erwerbstätigenzahl ging gegenüber 2014 um 0,5 Prozent zurück.

Weiteres Umsatzplus im Handwerk

Im Handwerk blieb die Entwicklung positiv. Der Gesamtumsatz der Betriebe dürfte allerdings weniger stark gewachsen sein als im Vorjahr. Dies legen zumindest die bisher verfügbaren Angaben der amtlichen Handwerksberichterstattung nahe. Demnach übertraf der Handwerksumsatz in den ersten drei Quartalen das Vorjahresniveau um 1,9 Prozent. 2014 war er noch um 2,7 Prozent gestiegen. Differenziert nach den einzelnen Gewerbegruppen nahm der Umsatz im Kraftfahrzeuggewerbe mit 5,7 Prozent besonders deutlich zu. Durch die kräftig steigenden Konsumausgaben kam es darüber hinaus im Gesundheitsgewerbe mit 3,3 Prozent und bei den Handwerken für den privaten Bedarf mit 2,7 Prozent zu spürbaren Umsatzsteigerungen. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (+1,6 Prozent) und im Lebensmittelgewerbe (+1,4 Prozent) fiel das Umsatzwachstum weniger schwungvoll aus. Erheblich schwächer entwickelte sich der Umsatz in den Betrieben des Bauhaupt- (–1,5 Prozent) und Ausbaugewerbes (+0,5 Prozent). Angesichts der nahezu stagnierenden Bauinvestitionen verwundert dies indes nicht.

Preisbereinigtes Wirtschaftswachstum in Deutschland

Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2015Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2014Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten 2015Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten 2014
Konsumausgaben2,11,11,50,9
– Private Konsumausgaben1,90,91,10,5
– Konsumausgaben des Staates2,41,70,50,3
Bruttoanlageinvestitionen2,23,50,40,7
– Ausrüstungsinvestitionen4,84,50,30,3
– Bauinvestitionen0,32,90,00,3
– SonstigeAnlagen2,73,10,10,1
Vorratsveränderungen–0,5–0,3–0,5–0,3
Inländische Verwendung1,61,31,51,2
Exporte5,44,02,51,8
Importe5,83,7–2,3–1,5
Außenbeitrag0,20,40,20,4
Bruttoinlandsprodukt (BIP)1,71,61,71,6

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 23. Februar 2016. Wachstumsbeiträge: Mögliche Differenzen in den Summen ergeben sich durch Rundung der Zahlen.

Gute Geschäfte im Einzelhandel

Die Einzelhandelsunternehmen profitierten 2015 von der guten Konsumkonjunktur offenbar stärker als in den Vorjahren. Gemäß erster Angaben des Statistischen Bundesamts stieg der Einzelhandelsumsatz preisbereinigt um 2,7 Prozent. Einen so starken Zuwachs gab es seit 1994 nicht mehr. Das Umsatzplus fiel dabei im Lebensmitteleinzelhandel mit 2,3 Prozent etwas schwächer aus als im Handel mit Nichtlebensmitteln (3,0 Prozent). Überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten gab es erneut im Internet- und Versandhandel (+9,0 Prozent) sowie im Bereich der Apotheken einschließlich des Handels mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten (+3,3 Prozent). Die Umsatzentwicklung im Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren (0,0 Prozent) verlief hingegen abermals eher enttäuschend. Auch im sonstigen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art – zu dem unter anderem Waren- und Kaufhäuser gezählt werden – verlief die Absatzdynamik schleppend. Nach dem Umsatzschwund der Vorjahre wurde hier allerdings erstmals wieder ein leichter Zuwachs (0,4 Prozent) erzielt.

Großhandel mit Umsatzstillstand

Der Großhandel erhielt durch die steigenden Konsumausgaben Rückenwind. So stieg der Umsatz im Konsumtionsverbindungshandel preisbereinigt um 1,6 Prozent. Da der Absatz im Produktionsverbindungshandel jedoch zeitgleich um 1,2 Prozent zurückging, stagnierte die Gesamtentwicklung (+0,1 Prozent). Besonders deutlich sank der Umsatz – angesichts der insgesamt schwierigen Lage in der Landwirtschaft – im Großhandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und lebenden Tieren (–6,6 Prozent). Wegen der verhaltenen inländischen Investitionskonjunktur wiesen zudem der Großhandel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik (–0,5 Prozent) sowie der sonstige Großhandel (–1,4 Prozent), der beispielsweise den Handel mit Mineralöl und Installationsbedarf umfasst, Umsatzrückgänge auf. Die im Großhandel mit sonstigen Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör engagierten Unternehmen konnten allerdings trotz der schwachen Investitionsdynamik mit 1,8 Prozent spürbar wachsen.

Divergierende Trends im Dienstleistungssektor

Im Dienstleistungssektor stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung 2015 um 1,5 Prozent und damit im Gleichschritt mit der Entwicklung aller Wirtschaftsbereiche. Innerhalb des tertiären Sektors gab es aber weiterhin sehr unterschiedliche Tendenzen: Während die Wertschöpfung im Bereich Information und Kommunikation (+2,8 Prozent) sowie bei den Unternehmensdienstleistern (+2,7 Prozent) abermals erheblich zulegte, fiel der Zuwachs im Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+1,2 Prozent) im Zuge anhaltender staatlicher Konsolidierungsbestrebungen erneut unterdurchschnittlich aus. Im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleister ging die Wertschöpfung sogar um 0,9 Prozent zurück. Dazu dürften das anhaltende Niedrigzinsumfeld und der hohe Wettbewerbsdruck beigetragen haben. Die Beschäftigungsentwicklung blieb im Dienstleistungssektor insgesamt positiv: Gegenüber 2014 legte die Erwerbstätigenzahl um 341.000 auf 31,9 Millionen Menschen zu. Dies entspricht einem Anstieg um 1,1 Prozent.

Schwieriges Jahr für die Landwirtschaft

In der Landwirtschaft blieb die Lage durchwachsen. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes mussten die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2014/2015 gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch ihrer Unternehmensergebnisse um 34,8 Prozent auf rund 43.300 Euro hinnehmen. Ein wichtiger Grund hierfür war die konjunkturelle Abschwächung in den Schwellenländern. Sie dämpfte die weltweite Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten. Zudem dauerten die Belastungen durch das von Russland verhängte Import-Embargo an. Sie konnten nur zum Teil durch Liquiditätshilfen und erhöhte staatliche Zuschüsse kompensiert werden. Die Ertragslage hätte sich sogar noch stärker verschlechtert, wären die Betriebe nicht durch die niedrigen Futtermittel- und Energiepreise entlastet worden. Gemäß den aktuellen Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ging die Bruttowertschöpfung im primären Sektor – zu dem neben der Landwirtschaft auch die Forstwirtschaft und die Fischerei gezählt werden – 2015 um 1,8 Prozent zurück. Die Anzahl der Erwerbstätigen sank im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent auf 635.000 Menschen.

Preis­entwicklung in Deutschland


———Erzeugerpreise gewerblicher Produkte

———Verbraucherpreise

———Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel

Quelle: Statistisches Bundesamt

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2015: Finanzmärkte

Notenbanken bestimmten 2015 den Takt

Die großen Notenbanken waren 2015 die Taktgeber an den internationalen Finanzmärkten: Neben schwankenden Konjunktur- und Inflationserwartungen gaben vor allem die Notenbanken aus Nordamerika, Westeuropa und Ostasien dort die entscheidenden Impulse. Maßgeblich für die Entwicklung waren dabei die Lockerung der Geldpolitik im europäischen Währungsraum und China sowie die diesen geldpolitischen Entscheidungen diametral gegenüberstehende Zinswende in den USA.

In den ersten Monaten des Jahres sorgte noch der Streit zwischen Griechenland und der Euro-Gruppe über das griechische Reformprogramm und milliardenschwere Finanzhilfen für Unruhe an den Finanzmärkten. Im weiteren Jahresverlauf ließ das Echo auf die Probleme um das hoch verschuldete Griechenland an den Märkten deutlich nach. Ein Grund hierfür war die nun spürbar moderatere Politik der griechischen Regierung unter dem durch Neuwahlen im Amt bestätigten Regierungschef Alexis Tsipras. Überdies beruhigte die Einigung zwischen Griechenland und den übrigen Eurostaaten auf weitere Hilfszahlungen sowie auf ein Reformprogramm die Märkte. In der zweiten Jahreshälfte nahmen hingegen die Spekulationen über die konjunkturellen Probleme der Schwellenländer zu. Dabei geriet insbesondere die Abschwächung der Konjunktur in China in den Fokus der Anleger und Investoren. Die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Ostukraine und in Syrien sorgten nur vorübergehend für Verunsicherung an den Märkten.

EZB lockert Geldpolitik

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die ohnehin schon expansiven geldpolitischen Rahmenbedingungen für den Euroraum 2015 noch einmal gelockert. Gleich auf der ersten geldpolitischen Sitzung im Januar 2015 beschloss der EZB-Rat ein Programm zum Ankauf von Vermögenswerten. Ab März 2015 begann die EZB dann unter Einrechnung der bereits beschlossenen Aufkaufprogramme jeden Monat Wertpapiere im Wert von 60 Milliarden Euro am Sekundärmarkt zu kaufen. Ziel des Programms: die Erhöhung der Inflation auf mittelfristig unter, aber nahe 2 Prozent. Bei den Wertpapieren handelt es sich um auf Euro lautende Investment-Grade-Wertpapiere von Staaten des Euroraums, Emittenten mit Förderauftrag sowie von europäischen Institutionen. Ausnahmen bilden Staaten des Euroraums mit zu geringer Bonität, wenn sie an einem anerkannten Hilfsprogramm teilnehmen. Als Reaktion auf anhaltend niedrige Inflationsraten im Währungsraum verlängerte der EZB-Rat auf seiner letzten Sitzung des Jahres den Zeitraum des aktuellen Wertpapieraufkaufprogramms von September 2016 bis März 2017. Damit stieg der Gesamtumfang des Programms von zunächst 1,14 auf 1,50 Billionen Euro. Den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz beließ die EZB 2015 unverändert bei 0,05 beziehungsweise 0,3 Prozent. Den Einlagezins, das heißt der Zins für Übernachteinlagen der Geschäftsbanken bei der EZB, senkte der EZB-Rat hingegen im Dezember 2015 um 10 Basispunkte auf –0,3 Prozent.

US-Notenbank leitet Zinswende ein

Die US-amerikanische Zentralbank (Fed) leitete im vergangenen Jahr die zinspolitische Wende ein. Allerdings mussten sich die Finanzmärkte bis zum Jahresende gedulden. Ranghohe Notenbankvertreter hatten zwar ab dem Frühjahr immer wieder Spekulationen über eine frühere Zinswende an den Märkten provoziert. Die schwächere Konjunktur in den Schwellenländern sowie eine niedrig bleibende Inflation sorgten allerdings für eine weitere Verzögerung der Anhebung des Zinses seitens der Fed. Erst im Dezember beschloss der für die geldpolitischen Beschlüsse zuständige Offenmarktausschuss, der bereits 2014 den breiten Aufkauf von Anleihen einstellte, die erste Zinsanhebung seit Juni 2006. Der Ausschuss erhöhte den Zielbereich des US-Leitzinses um 25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,50 Prozent. Damit endete nach sieben Jahren die faktische Nullzinspolitik der Fed. Im Dezember 2008 hatte die US-Notenbank im Zuge der schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten und einer drastischen Abkühlung der Konjunktur den Leitzins, die „Federal Funds Rate“, von 1,0 Prozent auf einen Zielbereich von 0 bis 0,25 Prozent gesenkt. Die US-Notenbank begründete die Anhebung der Federal Funds Rate im Dezember mit der besseren konjunkturellen Lage in den USA und der dort deutlich verbesserten Lage am Arbeitsmarkt.

Bundesanleiherenditen bleiben niedrig

Die internationalen Rentenmärkte befanden sich 2015 fest im Griff der Geldpolitik. Das Renditeniveau von Bundesanleihen blieb niedrig. Im ersten Quartal wirkte sich vor allem die quantitative Lockerung der EZB negativ auf die Renditen von Staatsanleihen aus dem Euroraum aus. Darüber hinaus drückte die griechische Schuldenproblematik die Renditen von Bundesanleihen. Im zweiten Quartal kam es insbesondere bei längeren Laufzeiten zu einem kräftigen Renditeanstieg an den Rentenmärkten. Treiber waren hier Spekulationen über eine im Sommer anstehende Zinswende in den USA sowie vorübergehend höhere Wachstums- und Inflationserwartungen. Die Zinsführerschaft US-amerikanischer Staatspapiere kam in dieser Phase besonders zum Tragen. Die Rendite von Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit stieg so bis Juni auf knapp 1,0 Prozent. Allerdings hielt sich dieser Trend im Jahresverlauf nicht. Bundesanleihen, aber auch Staatspapiere aus dem übrigen Euroraum waren in der zweiten Jahreshälfte deutlich stärker gefragt. Ausschlaggebend hierfür waren in erster Linie sinkende Konjunkturund Inflationserwartungen für die gesamte Weltwirtschaft. Diese führten zu einer Korrektur der geldpolitischen Erwartungen seitens der Anleger. Dadurch bedingt sanken auch die Renditen von Bundesanleihen in der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt verzeichneten die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen 2015 ein kleines Plus von 9 Basispunkten auf 0,63 Prozent. Traditionell fiel der Einfluss der quantitativen Lockerung sowie der Senkung des Einlagensatzes im Euroraum bei kürzeren Laufzeiten stärker aus. Die Renditen von Bundesanleihen mit zweijähriger Restlaufzeit verzeichneten daher 2015 einen Rückgang von 24 Basispunkten. Sie notierten mit –0,34 Prozent tief im negativen Bereich.

Zins­entwicklung, Quartals­durchschnitt in Prozent


———Umlaufrendite

———3-Monats-EURIBOR

———Tagesgeldsatz

Quelle: Deutsche Bundesbank

Euro sinkt auf unter 1,10 US-Dollar

Der Euro musste 2015 das zweite Jahr in Folge Kursverluste gegenüber dem US-Dollar hinnehmen. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war in erster Linie das Auseinanderdriften der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks. Während die EZB für den europäischen Währungsraum einen noch expansiveren geldpolitischen Kurs einschlug, stimmte die Fed die US-Wirtschaft im Jahresverlauf auf eine restriktivere Zinspolitik ein. Im Dezember 2015 folgte dann die Zinswende. Die größten Verluste musste der Euro mit Beginn der quantitativen Lockerung im Euroraum hinnehmen. Bis Mitte März fiel der Euro-Dollar-Kurs auf 1,05 US-Dollar. Im weiteren Jahresverlauf spiegelte der Dollarkurs des Euro die sich stetig ändernden geldpolitischen Erwartungen dieswie jenseits des Atlantiks wider. Er schwankte dabei zwischen 1,05 und 1,15 US-Dollar. Zum Jahresende lag er bei 1,09 US-Dollar und damit 12 Cent niedriger als zum Vorjahresultimo.

DAX mit Jahresplus

Der DAX beendete das Jahr 2015 mit einem deutlichen Jahresplus. Aktien waren insbesondere im ersten Quartal gefragt. Dies lag insbesondere an der erneuten Lockerung der Geldpolitik im Euroraum sowie an einem zunehmenden Konjunkturoptimismus für den Euroraum. Bis Mitte April stieg der deutsche Leitindex auf ein neues Allzeithoch von knapp 12.500 Punkten. Dies konnte er im weiteren Jahresverlauf aber nicht erfolgreich verteidigen. Zu sehr trübten sich die Konjunkturerwartungen weltweit ein. Zudem drückten Spekulationen über eine kurz bevorstehende Zinswende in den USA die Kurse. Bis zum Ende des dritten Quartals gab der DAX seine kompletten Gewinne aus dem Frühjahr wieder ab. Erst im vierten Quartal legte der DAX wieder zu. Getrieben wurde die Nachfrage nach Aktien dabei von der Aussicht auf eine weitere geldpolitische Lockerung im Währungsraum. Zu einer eindeutigen Jahresendrallye kam es im Dezember 2015 aber angesichts der Zinswende in den USA und der lebendig gebliebenen Sorge um die chinesische Wirtschaft nicht mehr. Der DAX beendete das Jahr bei einem Stand von 10.743 Punkten. Das waren 9,6 Prozent mehr als zum Vorjahresultimo

Wechselkurs­entwicklung, US-Dollar pro Euro, Quartalsdurchschnitt


Quelle: Europäische Zentralbank

Deutscher Aktienindex, Stand am Quartalsende


Quelle: Deutsche Bundesbank