Im Vorfeld einer Konsultation des Bundesfinanzministeriums hat die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) eine Auswirkungsstudie zu MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO vorgelegt. Das Ergebnis: Der Gesetzgeber ist bei einer Vielzahl von Vorgaben deutlich über das Ziel hinausgeschossen, gerade bei verschärften Informations- und Dokumentationspflichten. Die neuen Vorgaben belasten nicht nur Banken, sondern auch die Kunden.
Sieben Jahre Ausarbeitung, auf mehr als 7.000 Seiten umfasst die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II, die Anfang 2018 in Kraft trat. Das erklärte Ziel ist Anlegerschutz durch Transparenz. Damit einhergingen verschärfte Informations- und Aufzeichnungspflichten, wie das sogenannte Taping. Banken müssen seitdem alle Telefonate zwischen Kunden und Beratern aufzeichnen. Neu ist auch, dass Kunden vor jeder "Transaktion" eines Wertpapiers eine genaue Kostenaufstellung erhalten müssen. Diese Ex-ante-Kosteninformationen sind auch dann Pflicht, wenn der Kunde solche Produkte bereits häufiger bezogen hat.
Die neuen Regeln haben Orderzeiten und Aufwand beim Wertpapiergeschäft deutlich erhöht. Das belastet Institute und Berater, aber gerade auch die Kunden, so ist die Erfahrung vieler Berater vor Ort. Um ein umfassendes Bild über die Auswirkungen von MiFID II/MiFIR sowie PRIIP-VO zu erhalten, hat die DK eine wissenschaftliche Studie beauftragt. In der Studie von Prof. Paul (Ruhr-Universität Bochum), in der 153 Banken und Sparkassen sowie 2.852 Kunden befragt wurden, war die Sicht der Kunden maßgeblich.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Neuregelungen erschweren vielen Kunden den Wertpapierkauf. 62 Prozent der Kunden fühlen sich von der Fülle an Informationen überfordert und verunsichert. Das Ziel, mehr Transparenz zu schaffen, wird damit verfehlt. Deutliche 71 Prozent der Kunden wünschen sich sogar, auf Aufklärungen und Informationen verzichten zu können. Auch der gestiegene Zeitaufwand beim Wertpapierkauf führt zu Kundenunzufriedenheit. Besonders negativ werden die Vorschriften bei Telefongeschäften gesehen, wo 74 Prozent der Befragten sich wünschen, auf Sprachaufzeichnung verzichten zu können. Nicht zuletzt leidet das Telefongeschäft unter der Taping-Pflicht enorm – seit Wirksamwerden der MiFID II brach der Telefonhandel um 50 Prozent ein.
Auch die Institute werden durch die neuen Vorgaben im Wertpapiergeschäft belastet. Im Schnitt fallen pro Institut 3,7 Millionen Euro an, um MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO umzusetzen. Das sind 6 Milliarden Euro, wenn man es auf die rund 1.600 Institute in Deutschland hochrechnet. Die Regulierung treibt die Banken aber auch dazu, weniger individuell beraten zu können oder sich stärker auf das beratungsfreie Geschäfte konzentrieren zu müssen. Transparenz ist unabdingbar für aufgeklärte Anlageentscheidungen. Die DK-Studie zeigt aber: Durch zu umfangreiche z.T. widersprüchliche und redundante Informationen werden Kunden überfordert, gegängelt und bleiben den Kapitalmärkten oft ganz fern. Ohne Reform ist die Wertpapierkultur in Deutschland bedroht und die Kapitalmarktunion erleidet einen Rückschlag.
BVR-Positionen
- Die Überarbeitung von MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO muss eine Priorität der neuen EU-Kommission sein.
- Bei der Bereitstellung von gesetzlich vorgesehenen Informationen oder dem Taping muss die Selbstbestimmung Vorrang haben und ein Verzicht auf Wunsch möglich sein.
- Vorab sollten Verbesserungen auf nationaler Ebene, durch Nutzung bestehender Auslegungsspielräume, geprüft werden. Die DK hat Vorschläge in der Stellungnahme ans BMF formuliert.
Weitere Informationen zur DK-Auswirkungsstudie
Im Vorfeld einer Konsultation des Bundesfinanzministeriums hat die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) eine Auswirkungsstudie zu MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO vorgelegt. Das Ergebnis: Der Gesetzgeber ist bei einer Vielzahl von Vorgaben deutlich über das Ziel hinausgeschossen, gerade bei verschärften Informations- und Dokumentationspflichten. Die neuen Vorgaben belasten nicht nur Banken, sondern auch die Kunden.
Sieben Jahre Ausarbeitung, auf mehr als 7.000 Seiten umfasst die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II, die Anfang 2018 in Kraft trat. Das erklärte Ziel ist Anlegerschutz durch Transparenz. Damit einhergingen verschärfte Informations- und Aufzeichnungspflichten, wie das sogenannte Taping. Banken müssen seitdem alle Telefonate zwischen Kunden und Beratern aufzeichnen. Neu ist auch, dass Kunden vor jeder "Transaktion" eines Wertpapiers eine genaue Kostenaufstellung erhalten müssen. Diese Ex-ante-Kosteninformationen sind auch dann Pflicht, wenn der Kunde solche Produkte bereits häufiger bezogen hat.
Die neuen Regeln haben Orderzeiten und Aufwand beim Wertpapiergeschäft deutlich erhöht. Das belastet Institute und Berater, aber gerade auch die Kunden, so ist die Erfahrung vieler Berater vor Ort. Um ein umfassendes Bild über die Auswirkungen von MiFID II/MiFIR sowie PRIIP-VO zu erhalten, hat die DK eine wissenschaftliche Studie beauftragt. In der Studie von Prof. Paul (Ruhr-Universität Bochum), in der 153 Banken und Sparkassen sowie 2.852 Kunden befragt wurden, war die Sicht der Kunden maßgeblich.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Neuregelungen erschweren vielen Kunden den Wertpapierkauf. 62 Prozent der Kunden fühlen sich von der Fülle an Informationen überfordert und verunsichert. Das Ziel, mehr Transparenz zu schaffen, wird damit verfehlt. Deutliche 71 Prozent der Kunden wünschen sich sogar, auf Aufklärungen und Informationen verzichten zu können. Auch der gestiegene Zeitaufwand beim Wertpapierkauf führt zu Kundenunzufriedenheit. Besonders negativ werden die Vorschriften bei Telefongeschäften gesehen, wo 74 Prozent der Befragten sich wünschen, auf Sprachaufzeichnung verzichten zu können. Nicht zuletzt leidet das Telefongeschäft unter der Taping-Pflicht enorm – seit Wirksamwerden der MiFID II brach der Telefonhandel um 50 Prozent ein.
Auch die Institute werden durch die neuen Vorgaben im Wertpapiergeschäft belastet. Im Schnitt fallen pro Institut 3,7 Millionen Euro an, um MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO umzusetzen. Das sind 6 Milliarden Euro, wenn man es auf die rund 1.600 Institute in Deutschland hochrechnet. Die Regulierung treibt die Banken aber auch dazu, weniger individuell beraten zu können oder sich stärker auf das beratungsfreie Geschäfte konzentrieren zu müssen. Transparenz ist unabdingbar für aufgeklärte Anlageentscheidungen. Die DK-Studie zeigt aber: Durch zu umfangreiche z.T. widersprüchliche und redundante Informationen werden Kunden überfordert, gegängelt und bleiben den Kapitalmärkten oft ganz fern. Ohne Reform ist die Wertpapierkultur in Deutschland bedroht und die Kapitalmarktunion erleidet einen Rückschlag.
BVR-Positionen
- Die Überarbeitung von MiFID II/MiFIR und PRIIP-VO muss eine Priorität der neuen EU-Kommission sein.
- Bei der Bereitstellung von gesetzlich vorgesehenen Informationen oder dem Taping muss die Selbstbestimmung Vorrang haben und ein Verzicht auf Wunsch möglich sein.
- Vorab sollten Verbesserungen auf nationaler Ebene, durch Nutzung bestehender Auslegungsspielräume, geprüft werden. Die DK hat Vorschläge in der Stellungnahme ans BMF formuliert.
Weitere Informationen zur DK-Auswirkungsstudie